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Der Dschunken Doktor

Der Dschunken Doktor

Titel: Der Dschunken Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zwei Tage mit seinem Besuch aussetzte, fragte man sogar besorgt, ob er krank sei. Und auch Madame Yo wurde dann unsicher … Mei war der einzige, von dem sie nichts wußte. Keine Adresse, keinen Beruf, keinen Lebenslauf – absolut nichts. Geld mußte er haben, denn was er so wegsoff, bezahlte er immer gleich in bar. Und den Mädchen steckte er oft zwei Dollar zwischen die üppigen Brüste.
    Ein paarmal versuchte Madame Yo, ihn auszufragen. Da wurde Mei verschlossen, sagte: »Ich gehöre zu den Menschen, die einfach da sind, die leben, die die Erde bevölkern und die unwichtig sind. Was soll man da viel erzählen? Oder bin ich hier unangenehm aufgefallen?«
    Madame Yo beeilte sich dann immer, das Thema zu wechseln.
    Anstrengend war dieser Bordellbesuch dennoch für Dr. Mei. In seinem Alter sind so viele Aufgaben schwer zu tragen: Am Tage Arzt mit einer nie abreißenden Patientenschlange, Bauleiter bei den neuen Deckaufbauten, Geldsammler und Redner zu den Verwandten der Kranken, denen er die neue Planung des Dschunkenhospitals erklärte und um reichliche Spenden bat; zwischendurch seine Paukenkonzerte und der immerwährende Streit mit Dr. Merker um eine Flasche Whisky, die er als aufbauende und stärkende Medizin bezeichnete. Und dann in der Nacht das geduldige Tischhocken im Bordell und das Warten auf den Mann oder die Männer, die Mei-tien getötet hatten.
    Da die in allen Handwerken beschlagenen Patienten wie ein Heer Ameisen arbeiteten, wuchs der neue Aufbau der Dschunke schneller, als Dr. Merker es veranschlagt hatte. Schon nach einer Woche stand das neue Hospital im Rohbau, und bereits jetzt zeigte es sich, daß hier Einmaliges entstehen würde: die erste schwimmende Klinik von Yau Ma Tei. Zwar im Vergleich mit den Krankenhäusern an Land eine primitive, nur mit dem Allernotwendigsten ausgerüstete Krankenstation, aber für die Wasserchinesen so etwas wie eine Garantie, ein paar Jahre länger leben zu können.
    Ein kleines Wunder im Lebenschaos: Eine ›Langnase‹ wird unser Dschunkendoktor. Wie heißt er? Wei Kang-teh. Die militärische Tugend. Man muß ihm sehr achtungsvoll gegenübertreten. Er hat unser Leben in seinen gesegneten Händen. Der Himmel umarme und schütze ihn.
    Nach drei Wochen war der neue Aufbau soweit, daß man die Sprechstunde oben abhalten konnte. Die Handwerker zogen in den Bauch der Dschunke, rissen die alten Wände heraus, flickten die hölzernen Spanten und den ganzen Bootskörper von innen und außen, zogen neue Wände, schufen eine Reihe Krankenzimmer, einen Verbandraum, ein Wachzimmer, legten Leitungen für Licht und Bordtelefon, bauten eine Teeküche und ein Schwesternzimmer. Es war eine Wonne, zu sehen, wie aus dem verfaulten Schiff ein richtiges schwimmendes Hospital wurde, sauber, hygienisch, modern ausgestattet, soweit es die Mittel zuließen.
    Nur mit Dr. Mei gab es einen riesigen Krach. Im Überschwang der Erneuerung hatten die Handwerker zwei Heiligtümer abgerissen: die Wände zu Meis ›Konzertzimmer‹ mit den Pauken und zu seinem Schlafraum fielen unter den einreißenden Hacken und Äxten. Dabei kam zutage, daß sich hinter Dr. Meis Bett eine Doppelwand befand, und in dem Zwischenraum stand, einer Batterie gleich, eine Reihe Whiskyflaschen. Man brauchte nur ein Brett zu lösen und kam gemütlich an die Flaschen. Man konnte dabei sogar liegen bleiben.
    »Du solltest dich schämen!« sagte Dr. Merker trocken, als er das Versteck besichtigt hatte. »Ein so alter Mann, und so kindisch!«
    »Es hat niemand meine Wände einzureißen!« schrie Mei. »Einen Winkel, der ihr gehört, hat sogar eine Ratte! Aber ich, ein intelligenter Mensch, habe nichts mehr! Ich bin zum Dreckkorn auf meiner Dschunke geworden!«
    »Meine Dschunke!« sagte Dr. Merker und grinste verhalten. »Mei, ich wollte sie nicht haben. Aber jetzt habe ich sie, und nun wird nach meinen Plänen umgebaut!«
    »Und wo sollen meine Pauken hin?« schrie Mei. »Man kann alles mit mir machen, man kann mich sogar entmannen … aber meine Pauken gebe ich nicht her!«
    »Du kannst nicht zwischen den Krankenzimmern deinen Höllenlärm machen!«
    »Höllenlärm! Meine Pauken! Was wäre Beethoven ohne Pauken? Wo bliebe Bruckner ohne die Paukenwirbel?! Himmel, ist das ein Banause! Ich verlange, daß ein Raum gebaut wird, in dem ich jeden Abend meine klassische Musikstunde abhalten kann!«
    »Nicht unter Deck, Mei! Da werden die stationären Kranken liegen.«
    »Meine Paukensoli waren schon immer Medizin! Frag sie doch! Frag

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