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Der Dschunken Doktor

Der Dschunken Doktor

Titel: Der Dschunken Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Merker hatte es gespürt.
    »Wieder stark und groß?« fragte sie mit ihrer piepsenden Stimme. Dabei betrachtete sie ohne Frivolität, eher teilnehmend, die Gegend, um die Merker das Handtuch gewickelt hatte. Es war ihr Beruf, sie tat nichts anderes, sie wurde gut dafür bezahlt.
    »Weder – noch!« Dr. Merker winkte ab. »Du kannst gehen … Wo sind meine Kleider?«
    »Alles bereit, Mister. Ich bringe es.«
    Dr. Merker war verblüfft. Unterwäsche und Oberhemd waren gewaschen und gebügelt worden, ebenso der Anzug … eine messerscharfe Bügelfalte, kein Knitterfältchen im Jackett, kein Flecken mehr dort, wo er gegen das Auto gefallen war. Die Betreuung eines Gastes in diesem Haus war perfekt.
    Er zog sich an, trat hinaus auf die Terrasse und sah unter sich am Rande eines großen, geschwungenen Swimmingpools unter breiten Sonnenschirmen einen gedeckten Tisch und die Gartenmöbel aus handgearbeiteten, weiß lackierten Korbmöbeln. Betty Harpers lag auf einer Liege im Schatten, trug einen sehr knappen, schwarzen Bikini und las in einem Modejournal.
    »So schön der Morgen ist – er ist kein schöner Morgen!« sagte Merker und beugte sich über das kunstvoll geschmiedete Geländer. Vergoldete Bronze im Mandarinstil.
    Betty drehte sich auf den Bauch, winkte ihm zu und lachte. Sie war geradezu unanständig frisch und munter. »Das war lustig«, rief sie zu ihm hinauf, »plötzlich, ohne Voranmeldung bist du umgefallen. Bumm, da lagst du da! James war tatsächlich irritiert. Er wollte schon wieder den Arzt alarmieren, diesmal wegen Alkoholvergiftung.«
    Weit davon war ich nicht, dachte Merker. Du meine Güte, was haben wir gesoffen! Und per du, das höre ich jetzt, bin ich nun auch mit ihnen. Wie habe ich mich benommen, was habe ich alles erzählt? Ihm fehlten Stunden in der Erinnerung.
    »Wer hat mir die piepsende Maus ins Zimmer gesetzt?« fragte er.
    »Ist sie nicht dein Typ?«
    »In meinem gegenwärtigen Zustand wäre Miß World wie Gallensaft … Wie komme ich hinunter zu dir und der lockenden Teekanne?«
    »Die Maus wird dich führen …« Sie lachte wieder glockenhell und dehnte sich wohlig in der Wärme. Ein Luxusgeschöpf, das zu der Einrichtung um sie herum paßte.
    Wenig später trat er hinaus auf die Terrasse, wo jetzt einer der livrierten Diener bereitstand. Die Zauberei in diesem Haus setzte sich fort: Unter einer silbernen Glocke warteten Spiegeleier mit Speck auf ihn, heißer Schinken und ein chinesisches Omelett mit viel Honigsoße.
    »So ein Haus könnte niemand beschreiben«, sagte Merker und bemühte sich, Bettys fast unverhüllten Körper nicht aufregend zu finden. »Ich trinke rasch einen Tee, schlinge das Spiegelei hinunter und rase dann ab. Seit acht Uhr habe ich Dienst … jetzt ist es fast halb zwölf.«
    »Erst gibst du mir einen Kuß«, sagte Betty trocken.
    »Darf ich das denn? Was würde James sagen?«
    »Du hast mir in der Nacht in James' Gegenwart noch ganz andere Anträge gemacht …«
    »Ich schäme mich, Betty! Keine Ahnung! Ich habe mich wie die Axt im Wald benommen, was?« Er beugte sich vor, gab ihr einen Kuß auf die Stirn und fühlte sich hundeelend. »Was habe ich alles verbrochen? Ich schwöre es: So betrunken war ich noch nie. In meiner besten Studentenzeit nicht …«
    »Du hast von deinen kleinen Tierchen erzählt …«
    »Von Viren und Mikroben. – Ja, ich bin Arzt. Facharzt für Tropenkrankheiten. Vorher war ich Chirurg. Auf den ersten Blick eine verrückte Kombination … aber im Busch oder Urwald ist das lebensrettend … Was habe ich sonst noch erzählt?«
    »Daß du mit keiner Frau mehr ins Bett gehen willst, nur noch mit mir …«
    »Ich bitte um Verzeihung. Ich bin total zerknirscht.«
    »Ist das so schrecklich?«
    »Wo ist James?«
    »Drüben in Victoria. Geschäfte, wie immer. Wenn er telefoniert, hat er eine Million verdient.«
    »Ich werde James schreiben und mich entschuldigen. Das ist das mindeste. O Betty, mein Kopf …«
    Er trank schnell zwei Tassen Tee, verschlang die Spiegeleier und stopfte ein Stück frisches Weißbrot hinterher. Das alles geschah im Stehen, während Betty vor ihm in einem der Korbsessel kniete und ihm zuschaute.
    »Ich bin überwältigt«, sagte sie plötzlich. »Du hast etwas Raubtierhaftes an dir.«
    »Du bist die einzige und erste, die das entdeckt haben will. Bisher galt ich immer als sanfter, verträumter, romantischer Typ.«
    »Vielleicht hattest du immer die falschen Frauen.«
    »Und du glaubst, du seist die

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