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Der Dschunken Doktor

Der Dschunken Doktor

Titel: Der Dschunken Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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richtige?«
    »Vielleicht. Man sollte sich das überlegen …«
    Sie lächelte breit. Merker putzte sich den Mund mit einer Serviette und dachte intensiv an Dr. Wang.
    »Ich brauche ein Taxi, Betty.«
    »Ist das eine Antwort auf unser Problem?«
    »Nein … unser Problem ist, daß James gar nicht mehr weiß, wieviel Geld er verdient, ich dagegen nicht weiß, wie ich den Monatsletzten aufrecht erreiche.«
    »Selbstverständlich fährt dich einer der Chauffeure, wohin du willst.«
    »In einem Rolls-Royce …«
    »Du kannst auch einen Mercedes 600 Pullman haben.«
    »Ich muß so schnell wie möglich zum Military Hospital.«
    »In fünf Minuten steht der Wagen bereit.« Sie rief dem Diener einige Worte auf chinesisch zu, die Merker nicht verstand. Dann kam sie an seine Seite, hakte sich bei ihm unter und legte den Lockenkopf an seine Schulter: »Wann sehen wir uns wieder?«
    »Das liegt an James. Wenn er mich nach dieser Saufnacht noch ertragen kann.«
    »Er ist begeistert von dir. Endlich ein Mensch, sagte er mehrmals. Keiner, der meinen Hintern leckt, weil er glaubt, der sei mit Gold eingeschmiert. James ist ein wunderbarer Mann.«
    »Aber für mich deckst du dein Bett auf …«
    »Das ist etwas anderes, Fritz.« Sie küßte ihn auf den Hals. »Ich bringe dich zum Wagen …«
    Ziemlich verwirrt von all dem Erlebten ließ sich Dr. Merker zum Military Hospital bringen.
    Schon als er in den langen Flur einbog, an dessen Ende das abgesperrte Krankenzimmer lag, wußte er, daß etwas Schreckliches geschehen war: Die Klappholzwände waren weg, kein Posten saß mehr auf einem Hocker, die Tür zu dem Zimmer der schönen Unbekannten stand offen. Er wollte gerade zu einem Laufen ansetzen, als aus einem anderen Zimmer der Chefarzt trat und ihm zuwinkte.
    »Wo ist die Patientin?« rief Merker und fing nun doch zu rennen an. Er spürte, daß ihm das Blut schmerzhaft in den Kopf stieg und sein Herz wie wahnsinnig hämmerte.
    »Nicht so schnell, Herr Kollege!« Der Chefarzt wedelte mit beiden Händen. »Die holen Sie nicht mehr ein.«
    Merker bremste seinen Lauf kurz vor dem Oberstleutnant und riß sich den Schlips herunter. »Was ist hier passiert?!«
    »Exitus … Gott sei Dank!«
    »Wann?«
    »Die Uhrzeit steht im Protokoll von Dr. Wang. So gegen Mitternacht. Sie ist ganz ruhig eingeschlafen. Der Atem setzte plötzlich aus. So, wie man ein Licht ausknipst.«
    »Und wo ist die Tote?«
    »Weg …«
    »Was heißt weg?« schrie Dr. Merker.
    »Brüllen Sie nicht!« sagte der Chefarzt steif. »Ich habe drei Kreuze gemacht, als man die Tote wegbrachte.«
    »Und wo ist Dr. Wang?«
    »Er ist mitgefahren. Er hat die Tote ja zur Obduktion ins Kwong Wah Hospital bringen lassen. Ich habe kategorisch abgelehnt, daß hier obduziert wird. Das hier ist ein Military Hospital und keine Pathologie! Ich hatte unter Protest die Patientin aufgenommen – mit ihrem Tod ist meine Pflicht erloschen.«
    »Ich habe selten etwas Dümmeres gehört …«
    »Mein Herr!« Der Oberstleutnant wippte auf den Zehenspitzen. Sein Gesicht zuckte. »Ich mache von meinem Hausrecht Gebrauch. Verlassen Sie sofort mein Hospital!«
    »Wo sind meine täglichen Berichte?«
    »Bei Dr. Wang. Übrigens, wo waren Sie? Sie wollten um acht Uhr hier sein …«
    »War da die Tote noch hier?«
    »Nein. Eine Stunde nach dem Exitus war mein Hospital wieder sauber.«
    »Erzählen Sie das dem Gouverneur! Bereiten Sie sich auf Ihre Pension vor.«
    »Dazu habe ich keinen Deutschen nötig«, sagte der Oberstleutnant giftig. »Am allerwenigsten einen Deutschen! – Verlassen Sie mein Haus!«
    Dr. Merker wandte sich ab, lief den Gang hinab, rannte zur Verwaltung und ließ sich eine Telefonverbindung zum Polizeihauptquartier geben. Kommissar Ting war nicht da, aber einer aus dem Sonderkommando sagte vorsichtig:
    »Endlich melden Sie sich! Herr Ting ist außer sich.«
    »Ich bin es auch! Wenn Herr Ting zurückkommt, sagen Sie ihm, ich sei bei Dr. Wang!«
    Er bestellte ein Taxi und wartete draußen vor dem Military Hospital ungeduldig auf den Wagen. Als er endlich kam, stieg Merker eilig ein: »Zum Kwong Wah Hospital. So schnell wie möglich! Die Polizei wird Ihnen alles verzeihen … Nehmen Sie jede mögliche Abkürzung.«
    Das Taxi schoß mit aufheulendem Motor davon. Der chinesische Fahrer nahm die Aufforderung, den schnellsten Weg zu nehmen, wörtlich – er raste quer durch den King's Park zur Waterloo Road und schoß in die Einfahrt des Kwong Wah Hospitals hinein. Vier Sanitäter der Aufnahme

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