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Der Dschunken Doktor

Der Dschunken Doktor

Titel: Der Dschunken Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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stürzten ihm entgegen, im Glauben, Verletzte eines Verkehrsunfalles würden antransportiert.
    Zehn Minuten lang brüllte Dr. Merker durch verschiedene Abteilungen, bis er endlich zu Dr. Wang An-tse geführt wurde. In einem eleganten weißen Seidenkittel kam er ihm im OP-Trakt entgegen.
    »Ich habe Sie schmerzlich vermißt, Herr Kollege«, sagte er, bevor Dr. Merker etwas rufen konnte. »Wirklich … wenn ich gewußt hätte, wie man Sie erreichen kann. Bei Gaddi's im Peninsula waren Sie nicht, und da wollten Sie doch hin …«
    »Zu Hugo's im Hyatt Regency …«
    »Nein! So etwas!« Dr. Wang schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Stimmt. Sie disponierten ja um. Aber Gaddi's hatte sich bei mir festgesetzt. – Ja, gegen Mitternacht ging es zu Ende mit ihr. Ganz plötzlich. Pulsabfall, spontaner Ikterus, Kreislaufversagen … es war nichts mehr zu machen. Ich wäre froh gewesen, wenn Sie das erlebt hätten.«
    »Wo ist sie …«, fragte Merker heiser.
    »In der Pathologie. Ich habe sie obduziert …«
    »Damit hätten Sie warten können, Dr. Wang …«
    »Sie haben mich – das wissen Sie genau – an der Ehre gepackt. Sie haben mir Mangel an Korrektheit bei den vorhergehenden vier Fällen vorgeworfen, vor allem, was das Gehirn betrifft. Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. Diese Tote ist jetzt von mir selbst gründlich obduziert worden, die Präparate liegen bereit, das Protokoll wird gerade geschrieben. Gründlicher kann man nicht mehr obduzieren …«
    »Das glaube ich Ihnen. Sie haben auch das Hirn …«
    »Vor allem dieses!« Dr. Wang lächelte höflich. »Ihr Vorwurf ist damit beseitigt, Herr Kollege. Bitte, kommen Sie mit mir.«
    Was Dr. Merker befürchtete, war geschehen … im Obduktionskeller fand er im Kühlfach die noch nicht wieder vernähte, völlig ausgeräumte Tote, vom Hals bis zum Schambein aufgeschnitten; die entnommenen Präparate lagen in Schüsseln und mit Nummern versehen in einem anderen Schrank. Auch das Gehirn … es schwamm in einer Formalinlösung und war nun für weitere Untersuchungen wertlos. Lediglich Studenten konnten noch an ihm anatomische Studien treiben.
    »Zufrieden?« fragte Dr. Wang sehr höflich.
    »Ja.« Dr. Merker lächelte bitter. »Hier kann ich nichts mehr tun.«
    »Nein. Es war mir eine Ehre, Ihnen einen vollkommenen Bericht zu erstellen.« Dr. Wang schob die Tote in das Kühlfach. »Um es vorwegzunehmen: Die Untersuchungsergebnisse sind negativ.«
    »Ich habe nichts anderes erwartet.«
    »Völlige Zersetzung der Leber als Todesursache. Im Gehirn keinerlei Veränderungen.«
    »Darauf habe ich auch nicht gehofft. Das Hirn eines Schizophrenen unterscheidet sich ja auch nicht vom Hirn eines Gesunden. Ich hatte gehofft, Gasbildungen zu finden.«
    »Ich habe nichts davon bemerkt«, sagte Dr. Wang verschlossen. »Auch nicht daran gedacht.«
    »Sehen Sie, Herr Kollege …«
    »Ich schlucke den neuen Vorwurf, Dr. Merker. Beim nächsten Fall achte ich auf Gas im Hirn …«
    »Um Himmels willen, beschwören Sie keinen neuen Fall herauf! Bei Nummer sieben müßten wir alle Notbremsen ziehen!« Dr. Merker verließ den Obduktionskeller, fuhr mit dem Lift drei Etagen hoch und befand sich kurz darauf in dem spartanisch eingerichteten Chefarztzimmer von Dr. Wang An-tse. Im Gegensatz zur äußeren Erscheinung Dr. Wangs, dem eleganten, verwestlichten Chinesen, der seinem Namen alle Ehre machte – Herr König, Sohn des Friedens –, war das Zimmer fast kahl. Bis auf drei Korbstühle, einen Schreibtisch und ein schmales Bücherregal aus Bambus. An der Wand hing ein einziges Bild: das eingerahmte Foto einer schönen jungen Chinesin unter einem aufgespannten Papierschirm. Man sah es … es mußte ein heißer Sommertag gewesen sein.
    Dr. Wang, der Merkers Blick gesehen hatte, ging um den Schreibtisch herum. »Meine Frau«, sagte er ruhig.
    »Gratuliere.«
    »Danke. Sie ist tot.«
    »Oh … Pardon …«
    »Sieben Wochen nach diesem Foto verschwand sie beim Einkaufen in Kowloon. Eine Woche später lag sie vor meiner Tür. Erdrosselt.«
    »Furchtbar …«, sagte Dr. Merker leise. Ein Frösteln überzog seinen Rücken. Das Paradies Hongkong … Wo Menschen leben, gibt es keine Paradiese mehr! »Und keine Spur?«
    »Nichts.« Dr. Wang blieb ruhig, als berichte er völlig Belangloses. »Wie sollen Sie in Hongkong eine Spur finden? Menschen kommen und gehen … es gibt keinen Überblick mehr bei diesen Millionen. Auch die Polizei resigniert. Kommissar Ting wird das natürlich nie

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