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Der Dschunken Doktor

Der Dschunken Doktor

Titel: Der Dschunken Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Betty Harpers. Steigen Sie ein.«
    »Nur, wenn Sie mich in kein Hospital bringen! Ich bin allergisch gegen Hospitalgeruch, Schwesternhäubchen und Ärztekittel. Und ich wollte eigentlich zu Hugo's ins Hyatt Regency. Wenn der Straßenlärm nicht zu laut wäre, könnten Sie meinen Magen knurren hören. Löwengleich! Ich sage Ihnen: Bei Hugo's bekommen Sie voluminöses Roast Prime Rib Eye von der Hereford-Ranch in Wyoming. Dazu trinke ich Champagner. Ein Luxusjunge, was?«
    Betty Harpers lächelte schwach. Der Schreck war noch nicht von ihr gewichen. »Darf ich Sie zu mir einladen … als Entschädigung …«
    »Das wiegen alle Rinder der Hereford-Ranch nicht auf!«
    »Kommen Sie.« Sie lächelte jetzt befreiter und schüttelte den Kopf mit dem blonden Lockengebirge. »Ihre Komplimente sind ungewöhnlich.«
    »Vielleicht, weil ich ein ungewöhnlicher Mensch bin?« Er ging um den Rolls herum, öffnete die Tür, setzte sich in das hellblaue Lederpolster und schien begeistert, als die schwere Tür mit einem Schmatzen wieder zufiel. »Zum erstenmal sitze ich in einem Rolls-Royce!«
    »Was machen Sie beruflich, Mr. Merker?« fragte Betty und ließ den Motor wieder an. Man hörte ihn nicht, nichts im Wagen vibrierte. Nur ein Kontrollämpchen zeigte an, daß der Wagen fahrbereit war. Die Seitenscheibe schnurrte hoch, der Lärm der Straße wurde ausgesperrt. Von der natürlich lautlosen Klimaanlage zog eine wohltemperierte Kälte durch den Fonds. Draußen herrschte das schwüle Nachtklima von Hongkong.
    »Im Augenblick tue ich nichts. Ich lebe von der Bekämpfung und Vernichtung kleiner und kleinster Tierchen …«
    »Du lieber Himmel!« Sie starrte ihn wieder betroffen an. »Sie … Sie vernichten Insekten? Wanzen, Kakerlaken, Flöhe …«
    »Noch kleinere.«
    »Gibt es die?«
    »Sie ahnen gar nicht, wieviel unnütze Viecher um uns herum leben, und ich frage mich oft, ob Vater Noah auch davon ein Pärchen an Bord der Arche genommen hat. Wenn ja … warum?«
    Betty Harpers lachte, es klang wie ein kehliges Girren. Dabei bog sie ihren Oberkörper vor und bewies Dr. Merker, daß sie keinen Büstenhalter nötig hatte. Dann gab sie Gas, der Wagen bog in die Nathan Road ein und sauste die breite, von Tausenden Lichtreklamen überzuckte Hauptstraße von Kowloon hinauf in Richtung King's Park. Betty blieb auf der Nathan, kreuzte Boundary Street und raste die Tai Po Road entlang, bis sie dem Gewirr der Gassen, Straßen und Häuser entwichen waren und ins freie, bergige Land kamen.
    »Sie fahren wie der Satan!« sagte Merker anerkennend. »Darf ich fragen, wo die Tour endet?«
    »Bei Piper's Hill. Dort steht das Haus.«
    »Wenn das Haus so ist wie der Wagen, muß ich es wohl auf Strümpfen betreten …«
    Wieder lachte Betty, bog sich zurück, strapazierte den Ausschnitt ihres Kleides und schüttelte ihre Lockenmähne. »Es genügt, wenn Sie nicht auf den Boden spucken!«
    Dr. Merker gefiel diese Betty Harpers von Minute zu Minute besser. Im stillen rätselte er herum, wer sie sein könnte. Auf keinen Fall eine Luxusnutte. Eher das verwöhnte Töchterchen eines der superreichen Hongkong-Bosse. Sie trug keinen Trauring, und da sie ihn mitnahm um diese durchaus nicht besuchsreife Zeit, war zu vermuten, daß kein Ehemann auf sie wartete und daß sie ungebunden war.
    »Betty, wer sind Sie?« fragte Merker, als sie von der Tai Po Road abbogen in eine Privatstraße, die in die Hügel führte.
    »Ich bin die Geliebte von James McLindlay«, antwortete sie unbefangen.
    »Wie bitte?« Merker starrte sie entgeistert an.
    »James ist der größte Seidenhändler von Hongkong. Wenn Sie in Hamburg zum Beispiel irgend etwas Reinseidenes kaufen … bestimmt hat James seine Hände dazwischen. Er kontrolliert gewissermaßen den Seidenhandel Hongkongs.«
    »Ich habe immer geglaubt, es sei der Chinese Li San-shu.«
    »Sie kennen ihn, Fritz?«
    »Wie ihn jeder kennt … aus den Zeitungen und Illustrierten. Von einem James McLindlay war nie die Rede.«
    »Mr. Li ist ein Geschäftspartner von James und das Firmenschild. James liebt keine Publicity. Aber hinter allem steht James.« Sie lachte wieder und machte eine umfassende Handbewegung. »Das alles hier gehört bereits James. Auch der Rolls, das Haus, das Sie gleich sehen werden, die Hochseejacht am Pier von Tai Kok Tsui, ganze Straßenzüge von Kowloon und Victoria, vier große Reisgüter im Neuen Territorium, eine Rinderzucht, Fischdschunken, Restaurants … ich weiß gar nicht, was ihm alles

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