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Der Dschunken Doktor

Der Dschunken Doktor

Titel: Der Dschunken Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zusammengepreßt. Es war unwürdig, dem Doktor den großen Schmerz im Leib zu zeigen.
    »Dein Bauch muß aufgeschnitten werden«, sagte Dr. Merker langsam in seinem Kanton-Chinesisch. »Das kann ich hier nicht. Du kommst in ein schönes Hospital von Kowloon. Noch heute abend hast du keine Schmerzen mehr.«
    Der Kranke schwieg, nur seine Augen schlossen sich. Dr. Merker hob den Kopf und blickte Dr. Mei an.
    »Ob er mich verstanden hat?«
    »Sicherlich! Obwohl Ihr Chinesisch zum Schütteln ist.«
    »Ich weiß.«
    »Yang und ich werden Ihnen Stunden geben. In einem Monat wird es besser klingen.«
    »Wo kann der Kranke auf den Abtransport warten?«
    »An Deck. Hinter dem Ruderhausaufbau. Ach ja, Sie kennen meine Dschunke noch nicht. Ihre Dschunke, Fritz. Sie haben hinten die hohen Holzaufbauten gesehen? Das war einmal die Beletage! Küche, Bar, Salon und Bibliothek! Dort lebten wir … unter Deck waren nur Schlafzimmer und die Praxis. Ich hatte einmal die Idee, die Dschunke umzubauen und die Privaträume ganz nach oben zu legen. Unten sollte dann ein kleines, aber funktionsfähiges Hospital werden, für die ganz schweren Fälle, wie dort Ihre Galle. Eine schöne Idee. Dann brach das Unglück herein …«
    Yang ging an Deck. Die beiden Nachbarn holten den Kranken wieder mit der Zeltplantrage ab, der nächste Patient kam zögernd und demütig die Treppe herunter und verbeugte sich tief vor Dr. Merker. Mei nickte Dr. Merker zu.
    »Das ist jetzt Ihre Ordination! Ich gucke nur zu. In ein paar Tagen brauche ich auch das nicht mehr.«
    »In ein paar Tagen?« Merker starrte Mei ungläubig an. »Was soll das heißen?«
    »Wollen Sie diese armen Menschen allein und hilflos zurücklassen?«
    »Sie wissen genau, daß ich einen Auftrag übernommen habe!«
    »Stimmt! Sie sind der neue Dschunkenarzt …«
    »Das ist doch unmöglich!« rief Merker erregt. »Ich mache mich strafbar!«
    »In der Schwimmenden Stadt gilt nur unser Gesetz!« sagte Dr. Mei fast feierlich. »Und es gilt Ihr ärztliches Gewissen, Fritz! Verdammt, machen Sie weiter. Ich will auf Ihren Erfolg anstoßen. Ich muß einen Grund haben, zu saufen …«
    Bis weit nach Mittag arbeitete Dr. Merker unter Deck. Draußen legten immer neue Sampans an, kletterten Patienten auf die Dschunke, reihten sich geduldig in die Schlange ein und schoben sich unter Deck, an Merker vorbei. Wie auf einem Fließband, dachte er. Sie stehen dicht hintereinander, ziehen sich aus, lassen sich untersuchen. Und jeder sieht zu, jeder hört mit, weiß, was dem anderen fehlt – es ist alles so selbstverständlich, ohne Neugier, ohne Scheu, ohne Scham, aber auch ohne Anteilnahme. Man ist die Gemeinschaft der Kranken.
    Der erste Eindruck hatte getrogen. Von allen Kranken hätte Merker unter normalen Umständen fünf in ein Hospital überwiesen, zwei Lungenkranke, einen dicken Nackenabszeß, einen Hepatitisfall und einen offensichtlichen Dickdarmkrebs. Yang, die es übernommen hatte, eine neue Patientenkartei anzulegen, blickte jedesmal auf, wenn Merker zu dem Befund ein H diktierte. Dr. Mei winkte jedesmal ab.
    »Das können wir alles hier machen, Fritz«, sagte er in einer kleinen Pause, »wenn Sie bei uns bleiben und die Dschunke ausbauen …«
    »Erpresser!« Merker lächelte schief. »Ich werde andere Wege finden. Vernünftigere.«
    »Wenn Sie alle Hospitäler von Hongkong mit Wasserchinesen belegen wollen, wird man sie schnell überall hinauswerfen!«
    »Das will ich sehen!«
    »Bitte! Sie wollen ja mit der zugesetzten Galle anfangen.«
    »Richtig! Wo kann ich die Polizeiboote finden?«
    »Er will's tatsächlich!« rief Dr. Mei und schlug die Hände zusammen. »Yang, treib ihm das aus!«
    »Ich gebe ihm recht«, sagte sie still. »Auch das hier sind Menschen.«
    »Dann muß er ein zweiter Albert Schweitzer werden!« rief Dr. Mei. »Ich bin keiner. Ich habe keine Kraft mehr dazu!«
    »Wer ist Albert Schweitzer?« fragte Yang verblüfft.
    »Er war ein großer Arzt und Menschenfreund und baute mit nichts ein Hospital im afrikanischen Urwald, um den Kranken, um die sich niemand kümmerte, zu helfen.« Dr. Merker wusch sich die Hände in einer alten, verbeulten Blechschüssel. Dr. Mei reichte ihm ein zerrissenes Handtuch. »Ein Teil der Menschen ehrte ihn, der andere Teil meckerte an ihm herum und wußte wie immer alles besser! Er hat zeit seines Lebens um das Geld und gegen die Dummheit gekämpft! Geld hat er bis zuletzt nicht gehabt, und natürlich war auch die Dummheit stärker. Verbittert und

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