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Der Dschunken Doktor

Der Dschunken Doktor

Titel: Der Dschunken Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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doch zufrieden mit seinem Werk, ist er dann in seinem Urwaldhospital gestorben. Es ist bezeichnend, daß die Fachwelt von ihm nicht als Arzt spricht, sondern als Fachmann für Johann Sebastian Bach und für Orgelbau.« Dr. Merker trocknete seine Hände ab. »Mediziner sind schon eine Sorte Menschen für sich. Vor allem, wenn es um berühmte Kollegen geht.«
    »Und das genau werden Sie auch in Hongkong erfahren, Fritz!« sagte Dr. Mei. »Stoßen Sie sich mal die Hörner ab.«
    Sie gingen an Deck und fanden es wieder voll von Kranken. Der Bote, der durch die Schwimmende Stadt geknattert war, hatte ganze Arbeit geleistet. Wie Dr. Mei vorausgesehen hatte, war die Nachricht wie ein Feuersturm über Dschunken und Sampans gefahren: Wir haben wieder einen Doktor!
    »Ich muß erst telefonieren«, sagte Dr. Merker, ergriffen von diesem Aufmarsch an Elend. »Sagen Sie allen, Mei, daß jeder untersucht wird. Jeder! Und wenn ich die Nacht durcharbeite.«
    »Das werden Sie müssen.« Dr. Mei wischte sich über das dicke Gesicht. »Ihre Patienten, Fritz! Wollen Sie die alle morgen in den Hintern treten und zurückkehren an Ihren Labortisch im Queen Elizabeth Hospital?«
    »Ich weiß noch nicht, wie ich mich entscheide«, sagte Merker bitter.
    »Aber ich weiß es.« Yang legte ihre Hand über Merkers Augen. »Blick nach innen, frag dein Herz … Du bleibst.«
    Er schwieg, nahm ihre Hand und küßte sie. Wenn das eine Antwort sein sollte, war es ein klares Ja. Aber er sprach es nicht aus.
    Mit einem kleinen Motorboot, das sofort heranschnurrte, als Dr. Mei es verlangte, fuhr Dr. Merker hinaus auf die großen Wasserstraßen, wo die Ausflugsboote kreuzten und tausende Touristen die geheimnisvolle Welt der Boat People bestaunten, von den Händlern in den Sampans Andenken kauften und ununterbrochen Fotos schossen. Die scheinbar malerische Welt verzauberte sie, war für sie China und Asien in Reinkultur. Was wirklich in dem Gewühl der dreitausend Dschunken geschah, ahnten sie nicht einmal.
    Der Bootsführer, ein junger, kräftiger Chinese, der auch noch nie an Land gewesen war, steuerte zielsicher auf ein graues Schiff zu, das zwischen den Schutzwällen des Taifunschutzhafens und den Stonecutter's Islands ankerte. Es war ein großes Polizeipatrouillenboot mit allen elektronischen Einrichtungen, das die großen Buchten und die Wasserwege nach den Inseln Lantau und Tsing Yi überwachte.
    Ein Polizeioffizier stand an der Reling, als Merkers kleines Boot längsseits ging und der Motor abgestellt wurde.
    »Kann ich an Bord kommen?« rief Dr. Merker hinauf. »Ich muß dringend mit einem Hospital und mit Kommissar Ting Tse-tung sprechen.«
    »Wer sind Sie, Sir?« kam die Rückfrage.
    »Dr. Fritz Merker vom Queen Elizabeth Hospital. Ich muß telefonieren.«
    »Warum fahren Sie nicht an Land? Das ist einfacher.«
    »Genau das muß ich Kommissar Ting erklären.«
    »Kommen Sie an Bord, Sir.«
    Eine massive Leiter wurde heruntergelassen. Das Hospital war weniger eine Empfehlung als der Name von Kommissar Ting. Die Zentralkommission für Mord kannte jeder in Kowloon. Der Polizeioffizier half Dr. Merker an Bord und ging mit ihm zur Funkkabine. Die Radiotelefoneinrichtung war perfekt. Es gab keine Probleme, Kommissar Ting anzurufen.
    »Hier ist P-27 vor Yau Ma Tei. Ting, ein Dr. Merker will Sie sprechen. Kennen Sie? Wie bitte? Ja, er ist hier an Bord!« Der Offizier warf einen kritischen Blick auf Dr. Merker und hielt ihm den Hörer hin. »Kommissar Ting ist aufgeregt, wartet auf Sie …«
    »Das sagte ich ja.«
    »Er hat sie als vermißt erklärt und eine Fahndung eingeleitet!«
    »Du meine Güte!« Merker nahm den Hörer. »Ting?! Hier bin ich! Gesund und munter! Etwas müde, aber unversehrt …«
    »Sie haben Humor!« schrie drüben in Kowloon Ting in seinen Hörer. »Warum melden Sie sich nicht?! Ich habe hier Großalarm gegeben, weil auch Yang sich nicht meldet. Zum Teufel, ist sie bei Ihnen?«
    »Ja und nein …«
    »Für Rätsel habe ich jetzt keinen Sinn mehr! Wo sind Sie?«
    »Auf dem Polizeiboot …«
    »Himmel, wo waren Sie?! Außer in den Armen von Yang!«
    »Das ist geschmacklos, Ting, und Ihrer nicht würdig …«
    »Ich habe auch nur Nerven, Flitz! Wir beide wissen, auf welch schmalem Grat Sie wandern! Wo waren Sie?«
    »Erst bei Yang, dann auf einer anderen Dschunke. Die ganze Nacht und bis vor einer Stunde. Ich habe die ganze Zeit nur gesoffen. Zufrieden?«
    »Nein!«
    »Warum nicht?«
    »Sie lügen! Für einen 18-Stunden-Säufer

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