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Der Dschunken Doktor

Der Dschunken Doktor

Titel: Der Dschunken Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sagen, Ting trauerte ehrlich um sein Haus. Weniger um das Gebäude als um seine wertvolle Uhrensammlung und seinen kleinen Hund Yoyo. Auch wenn Yoyo eine elende Mischung abenteuerlicher Rassen gewesen war, Ting hatte mit seinem halben Herzen an ihm gehangen.
    Daß Dr. Merker sich nicht meldete, machte Ting zusätzlich nervös. Er brauchte ihn dringend. Der Verfall schien bei dieser neuen Mörderin schneller als sonst einzutreten: Schon nach 24 Stunden stellte sich eine deutliche Gelbsucht ein, was auf ein baldiges Ende hinwies. Ihr erstarrtes Lächeln verursachte selbst einem so hartgesottenen Burschen wie Ting wirkliche Übelkeit. Der Polizeichef ging ihm aus dem Weg … er wollte mit der im Hauptquartier versteckten Sterbenden nichts zu tun haben. Er demonstrierte völliges Unwissen.
    Gegen Mittag erhielt Ting ungewöhnlichen Besuch: James McLindlay ließ sich anmelden.
    Er brauchte nicht lange zu warten, sondern wurde nach fünf Minuten bereits vorgelassen. Kommissar Ting kam ihm mit sorgenvollem Gesicht entgegen.
    »Wer ist bei Ihnen ermordet worden, Sir?« fragte er. »Wir haben noch keine Ahnung …«
    McLindlay war einen Augenblick schockiert. Er sah Ting an, als habe dieser in Gegenwart einer Dame einen schweinischen Witz erzählt. »Wieso Mord?« fragte er zurück. »Bei mir ist eingebrochen worden.«
    »Das gehört zum Dezernat IV. Hier ist die Mordkommission, Sir.«
    »Ich dachte, weil wir uns schon kennen … Mit der Polizei habe ich sonst nichts zu tun. Ich bin da völlig unerfahren …«
    Du hast nur Glück gehabt, du alter Gauner, dachte Ting. Und hervorragende Anwälte. Die schirmen dich ab und waschen alles blütenweiß. »Wenn ich Ihnen dennoch helfen kann, Sir?« sagte er höflich. »Was ist abhanden gekommen?«
    »Nichts.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Bei mir ist eingebrochen worden, man hat mein ganzes Arbeitszimmer durchwühlt, die Schränke aufgeknackt. Aber es fehlt nichts! Absolut nichts. In der aus dem Schloß gerissenen Schreibtischschublade lagen 10.000 Dollar in bar … sie liegen noch da! Das irritiert mich am meisten. Jeder Dieb nimmt zumindest Bargeld mit!«
    »Das ist wirklich rätselhaft.« Ting schob die Unterlippe vor. »Bei Ihnen einzubrechen muß eine wahre Kunst sein. Ihre Leibwache, die elektronische Überwachung jedes Winkels Ihres Hauses und des Parks, die Alarmanlagen innerhalb des Hauses … und trotzdem drang der Dieb bis in Ihr Arbeitszimmer vor und konnte in aller Ruhe alles aufbrechen. Wie erklären Sie sich das?«
    »Gerade dieser Frage wegen bin ich hier.« McLindlay seufzte schwer. »Ich finde keine Antwort, und ich sehe keinen Sinn in diesem Einbruch! Ich habe schon meinen guten Freund Dr. Merker angerufen, aber der ist nicht im Hospital. Haben Sie eine Ahnung, wo ich ihn erreichen kann?«
    »Wüßte Doktol Melkel eine Antwort?« Ting unterdrückte ein Lächeln. Jetzt kommen wir dem Kern schon näher, freute er sich.
    »Dr. Merker ist mir, wie schon gesagt, ein guter Freund. Sie mögen es nicht glauben, aber es ist so: Ich lebe ziemlich einsam. Es gibt wenig Menschen, mit denen man reden kann … von Herz zu Herz. Dr. Merker ist so ein Mensch. Ich habe tausend Bekannte und noch mehr, die mir gern die Hand drücken. Aber ich habe keinen Freund. Ich bin mißtrauisch, Herr Kommissar. Ab einer gewissen Vermögenshöhe kommt man sich vor wie in dünner Höhenluft. Bei jedem Lächeln, das man sieht, fragt man sich: Meint er dich oder dein Bankkonto? Das führt zwangsläufig zur Einsamkeit.«
    »Ich würde mich nicht wehren, ein Hundertstel Ihres Vermögens zu übernehmen«, sagte Ting fröhlich. »Kaum zu glauben, daß ich dann einsam würde. Im Gegenteil.«
    »Da haben Sie es: Im Gegenteil! Und das macht mißtrauisch. Da ist Dr. Merker wirklich ein guter Freund. Er ist frei von allem materiellen Denken.« McLindlay blickte auf seine Hände. »Sie wissen nicht, wo er sich aufhält?«
    »Rekapitulieren wir noch einmal den Einbruch«, wich Ting mit satanischer Freude aus. »Es gelingt tatsächlich einem Einbrecher, bis in Ihr Arbeitszimmer vorzudringen, er bricht alles auf, aber nimmt nichts mit.«
    »So ist es.«
    »Er wird nach einem Dokument gesucht haben.«
    »Dokumente verwahre ich grundsätzlich im Banktresor oder in einem Haustresor auf, dessen Standort nur ich kenne und den niemand findet.«
    »Da kein Alarm ertönte, muß der Einbrecher gar nicht eingebrochen sein, sondern gehört zu Ihrem Personal, das genau alle Örtlichkeiten kennt. Über die Mauer und durch

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