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Der Dschunken Doktor

Der Dschunken Doktor

Titel: Der Dschunken Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kann doch nicht in einem Polizeihinterzimmer sterben!«
    »Es ist alles sehr schwierig«, sagte Herr Tschao hart. »Ich halte es für sehr wichtig, sich um Dr. Merker zu kümmern. Wenn er wieder auftaucht, müssen wir handeln. Mir ist bekannt, daß er mehr weiß, als wir ahnen. Dieses Wissen muß zu uns kommen. Konzentrieren Sie sich also auf Dr. Merker. Lua, wie viele haben Sie in der Ausbildung?«
    »Neununddreißig, Herr Tschao.«
    Diese Auskunft schien Herrn Tschao freundlicher zu stimmen. Es war, als höre man im Lautsprecher ein verhaltenes Kichern. »Welch eine Panik würde es geben, wenn einmal neununddreißig lächelnde Mädchen zur gleichen Stunde ihren Auftrag ausführten«, sagte er mit tatsächlich veränderter Stimme. »Es wird die Stunde des Begreifens sein, daß sich die Welt geändert hat …«
    Die Versammelten verneigten sich tief und blieben in dieser Haltung, bis es im Lautsprecher knackte und Herr Tschao nicht mehr unter ihnen war.
    Die Arbeit riß nicht ab bis nach Mitternacht. Und auch dann leerte sich das Deck der Dschunke nicht, es blieb voller Kranker, die sich jetzt für eine weitere Nacht des Wartens einrichteten. Eiserne Kessel über Spirituskochern brodelten, Suppen wurden verteilt, Tee, Gebäck, kaltes Huhn, gebratener Fisch und Mehlfladen, Gemüseeintopf und mit Honig glasierte Enten. Eine dichte Wolke aus Gerüchen lag über der Doktordschunke.
    Erschöpft hockte unter Deck Dr. Mei hinter seinem Schreibtisch. Yang übertrug ihre Untersuchungsnotizen auf Karteikarten, Dr. Merker durchwühlte die Pappkartons mit den Medikamenten, die Dr. Mei ihm aus verborgenen Winkeln des Schiffes herangeschafft hatte. Das meiste war längst unbrauchbar geworden, verschimmelt, das aufgedruckte Verfalldatum weit überschritten.
    »Ich warne dich, Fritz!« sagte er müde. »Wenn du mir nichts zu saufen gibst, sause ich an Deck und brülle: Whisky! In Sekundenschnelle habe ich zehn Flaschen um mich.«
    »Und ich werde verkünden, daß ich keinen behandle, der Alkohol mitbringt!«
    »Sadist! Gemeiner Hund! Mörder!« stöhnte Dr. Mei. »Nur ein Gläschen!«
    »Du hast heute schon vierzehn gehabt!«
    »Über diese Rechnung kann ich nur lachen! Hahaha! Reize mich nicht, sonst pauke ich die ganze Nacht! Yang, du wirst mit dem Halunken nicht ins Bett gehen!«
    »Ich liebe ihn!« sagte Yang einfach. »Ich will immer in seinen Armen liegen.«
    »Zum Teufel mit euch! Fritz, mein Ehrenwort: Nur noch ein Glas, und ich halte bis morgen früh den Mund!«
    »Ein Glas sollten wir ihm noch gönnen.« Yangs Lächeln war unwiderstehlich. »Er hat so fleißig mitgearbeitet, Fritz. Er ist ein alter Mann.«
    »Ein uralter!« stöhnte Dr. Mei und verdrehte die Augen.
    »Gut. Aber nur noch ein Glas, mehr nicht!«
    »Yang, du bist ein Engel, direkt vom Schoße Buddhas!«
    Dr. Mei sprang auf, rannte aus dem Zimmer, kam mit zwei Flaschen Whisky zurück und einem riesigen gläsernen Krug, aus dem die Bayern ihr Bier trinken und das sie Maß nennen. Sogar der Aufdruck war noch lesbar: Paulanerbräu.
    »Ein Andenken aus meiner Studentenzeit in Deutschland!« schrie Dr. Mei begeistert. Er schwenkte die Maß und die Whiskyflaschen. »Und nun machen wir das Gläschen voll.«
    »Halt!« Dr. Merker verkniff sein Lachen und zog die Stirn in Falten. »Das gilt nicht, Mei! Ein Gläschen …«
    »Ist das ein Glas oder nicht?« rief Dr. Mei.
    »Das ist eine Maß …«
    »Aber ein Glas! Fritz, dreh die Worte nicht herum! Sag einem Bayern mal, das hier sei kein Glas!«
    »Du bist kein Bayer. Du bist ein Chinese.«
    »Bei Gläsern bin ich Bayer! Weg da! Ihr habt mir ein Glas genehmigt! Vom Volumen wurde nie gesprochen! Es ist euer Fehler, wenn ihr nicht logisch denken könnt. Gebt euch geschlagen!«
    »Noch einmal passiert mir das nicht!« sagte Dr. Merker. »Was du jetzt trinkst, ziehe ich dir morgen ab!«
    »Morgen!« Dr. Mei schüttete das Literglas voll Whisky. Eine und eine halbe Flasche gingen hinein. »Morgen kann ich wie ein Mistkäfer auf dem Rücken liegen. Ich lebe heute!« Er hob das volle Literglas an die Decke und ließ den Schein der Lampe in den braunen Whisky fließen. »Ist das ein Anblick. Gott segne die Bayern und ihr Glas!«
    Dann soff er wie ein Verdurstender Wasser, und wieder einmal begriff Merker nicht, wieso Dr. Mei überhaupt noch lebte. Seine Leber mußte ein Wunderwerk sein und sein Hirn aus Gußeisen.
    Yang und Merker ließen Dr. Mei allein mit seiner Maß Whisky und schlossen sich in ihr Zimmer ein. Als sei das

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