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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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ein Stück auszusuchen, das nicht bevölkert war.
    Der Zweitgeborene versprach, sich an die Anweisungen zu halten, und dankte seiner Mutter. Doch als er zurück in seinen Gemächern war, belauerte er das Treiben auf der Welt. Als er erkannte, dass sich große Heere der Menschen in einem Waldgebiet zusammenrotteten, um den Angriff auf die Grünbluter zu koordinieren, schlug er mit seiner Kralle auf sie ein, um sie zu vernichten. Er war so voller Hass auf das Volk seines Bruders, dass sich die Krallen seiner Finger tief in die Erde bohrten, während er die Menschen unter sich zerquetschte. Er riss einen Teil der dünnen Kruste auf und setzte die heiße Lava darunter frei. Der flüssige Stein verbrannte die Finger des Zweitgeborenen. Schmerzen waren etwas Neues für den Gott, und instinktiv riss er den Arm zurück. Dabei schnitt er sich an den scharfen Kanten der Erdkruste, und ein Tropfen seines Blutes sickerte in eine der Spalten, die er aufgerissen hatte, und vergiftete das Land. Doch der Sieg der Menschen über die Grünbluter war vereitelt.
    Die Mutter und der Vater tobten, als der Erstgeborene und seine Schwester ihnen erzählten, was passiert war. Sie beschlossen, ihren Sohn zu bestrafen, und nahmen ihm die Macht, mit seinen Völkern zu kommunizieren. Von nun an waren die Grünbluter auf sich gestellt, ohne die Führung ihres Gottes.«
    Milo sprang von seiner Lagerstätte auf.
    »Genau das haben wir gesucht!«, rief er. »Die Suche der Mutter, das Blut des Zweitgeborenen! Meister Gindawell und der Goblinschamane wollten beide das Gleiche. Graumark ist vergiftet vom Blut des Zweitgeborenen, und wir sollen das Gift herausholen.«
    »Was für ein Unsinn«, schnaubte Dorn. »In allen Aufzeichnungen der Völker gibt es solch mythische Geschichten. Keine davon besitzt auch nur einen Funken Wahrheit. Man hat sie erfunden, damit die Menschen, Zwerge Elfen und Halblinge überhaupt an etwas glauben. Es sind nichts anderes als Ammenmärchen. Und selbst wenn etwas an der Geschichte wahr sein sollte, woher willst du wissen, dass sich das alles in Graumark abgespielt hat? Es könnte überall auf der Welt gewesen sein.«
    Milo hatte eigentlich nicht den Anspruch, einen Söldner, der sein Geld damit verdiente, andere zu töten, davon zu überzeugen, dass er im Recht war, aber die Hinweise waren zu offensichtlich, um sie zu ignorieren, selbst für jemanden wie Dorn.
    »Viele hundert Jahre wurde Graumark immer wieder von Unruhen und Kriegen heimgesucht. Das Land kam nie richtig zur Ruhe. Die Erde hier ist gespickt von den Gebeinen der Toten.Dann endlich entschloss man sich, Graumark nicht unter eine Herrschaft zu stellen, sondern eine Delegation jedes Volkes in diesem Landstrich anzusiedeln. Einige Generationen lang funktionierte der Plan, doch jetzt kommt es wieder zu Auseinandersetzungen. Die Zwerge ziehen gegen die Elfen, unter den Menschen herrscht Bürgerkrieg, und Halblinge töten sich aus nichtigen Gründen. Das Blut des Zweitgeborenen hat uns alle langsam vergiftet. Außerdem ist die Rede von einem Waldgebiet mit tiefen Schluchten, die nahe beieinanderliegen.«
    Milo ging zu seinem Rucksack und zog die Karte von Meister Othman heraus. Er breitete sie vor sich auf dem Boden aus und musterte sie.
    »Komisch«, seufzte er. »Die Schluchten sind gar nicht auf der Karte eingezeichnet.«
    »Siehst du, hab ich doch gesagt«, erklärte Dorn. »Alles nur eine Geschichte.«
    »Nein, die Schluchten sind da. Eine ist ganz in der Nähe von Eichenblattstadt, die zweite unweit vom Krähenturm und die dritte an der Grenze zwischen dem Düsterkrallenwald und dem Hochmoor der Elfen. Sie sind da   – ganz bestimmt.«
    »Schluchten und Kriege gibt es überall«, sagte Dorn. »Ich bin nicht bereit, auf das Gerede eines Halblingsklerikers und eines Goblinschamanen hereinzufallen. Falls wir aus diesem Hain noch einmal lebend herauskommen sollten, verschwinde ich so weit von hier, dass kein Krieg in Graumark mich jemals einholen kann.«
    Senetha kam aus dem Halbdunkel hinter dem Weißrindenbaum hervor. »Und ich, spiele ich in deiner Zukunft überhaupt keine Rolle mehr?«, fragte sie Dorn anklagend.
    Der Söldner zuckte zusammen, wie von einem Insekt gestochen.
    »Doch, natürlich, Senetha. Was soll die Frage? Du kommst mit mir.«
    »Und was ist, wenn ich keine Lust habe, hinter dir herzulaufen wie ein treuer Hund? Was ist, wenn ich ebenfalls versuchen möchte, etwas Größeres zu schaffen, anstatt mir ein paar schäbigeMünzen zu verdienen, in

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