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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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eine große Familie sind, und dass nicht   – wie jedes Volk behauptet   – ihr Gott der einzig wahre ist. Was hast du erwartet, eine spannende Geschichte über Söldner, holde Jungfrauen und sagenumwobene Schätze? Außerdem: Wenn es stimmt, was hier steht, haben wir alle den gleichen Ursprung. Das heißt so viel wie, wir gehörten einst alle der gleichen Rasse an, und erst der Einfluss jedes einzelnen Gottes hat uns zu dem gemacht, was wir heute sind.«
    Senethas Zusammenfassung reichte nicht aus, um Dorns Interesse zu wecken.
    »Da hast du aber Glück gehabt, dass ich mir Regor ausgesucht habe, sonst wäre ich vielleicht nur halb so groß und voller Haare oder vielleicht sogar grün und hässlich.«
    Senetha zupfte eine der Eicheln aus dem Moos und warf sie wütend nach dem Söldner. Die Frucht verfehlte ihn nur um Haaresbreite.
    »He, he«, spottete Dorn, »reg dich nicht auf, als Zwergin kann ich mir dich auch gut vorstellen. Haben die nicht ebenfalls so lustige kleine Bärte.«
    Senetha suchte noch nach etwas anderem, das sie werfen konnte.
    »Kriegt euch wieder ein, ihr beiden«, forderte Milo die Streithähne auf. »Es wird bald dunkel, und ich würde gern noch hören, was dort über den Zweitgeborenen steht. Das Leben meines Bruders hängt vielleicht von diesen Informationen ab, und ihr albert hier herum.«
    Senetha funkelte Dorn noch einen Moment böse an, doch dann begann sie wieder, vorzulesen, was in der Rinde des Baumes geschrieben stand.
    »Aber der Zweitgeborene fühlte sich herabgesetzt. Seine Eltern und seine jüngere Schwester besaßen Licht und auch Schattenseite ihrer Macht. Akribisch wogen sie den Einsatz ihrer Gottesstärke ab, spielten damit und versuchten, ein Gleichgewicht zu schaffen. Und selbst sein Bruder, der Erstgeborene, dem die Weisheit zuteilgeworden war, lenkte die Geschicke der Sterblichen und erntete von seiner Familie dafür Achtung und Respekt. Obwohl auch ihm nur eine Seite der Macht gegeben war, gelang es ihm, diese als entscheidendes Werkzeug einzusetzen. Die Menschen schafften es dank ihm, schnell zur herrschenden Spezies zu werden.
    Den Zweitgeborenen machte dies zornig. Ihm hatte man den Abschaum aller Rassen überlassen. Die Grünbluter waren entweder zu faul, um etwas Großes zu leisten, zu dumm, um ihren Platz zwischen den anderen Völkern zu finden, oder zu boshaft, um etwas aufzubauen, anstatt es zu zerstören. Und alles, was der Zweitgeborene seinen Völkern geben konnte, war Verblendung. Die Grünbluter waren so zerstritten, dass sie noch nicht einmal untereinander zurechtkamen. Sie hausten in Höhlen in kleinen Rotten zusammen und ließen sich jagen und töten, wie es den anderen Völkern gefiel.
    Ein riesiges Heer der Menschen erhob sich und forderte den Tod aller Grünbluter. Die Streitmacht der Menschen war soenorm und ihr Wissen um Kriegsführung und Waffentechnik so überlegen, dass die Orks, Trolle und Goblins nicht den Hauch einer Chance besaßen, die Schlacht für sich zu entscheiden.
    Der Zweitgeborene spürte die belächelnden Blicke seiner Geschwister auf sich. Hinter seinem Rücken kicherten und tuschelten sie über ihn und waren voller Vorfreude auf das bevorstehende Gemetzel. Auch die Mutter und der Vater sahen nur zu, wie die Geschwister das Ende der Völker ihres Zweitgeborenen planten.
    Der Zweitgeborene wollte die drohende Niederlage nicht so einfach hinnehmen, doch da er nicht die Macht seiner Eltern besaß, direkt in die Geschicke der Welt einzugreifen, bediente er sich einer List. Er ging zu seiner Mutter und bat sie darum, ihm den Sphärenrechen zu überlassen, mit dem sie die Kruste der Welt bei ihrer Erschaffung aufgerissen hatte, um Flüsse, Seen und Berge zu formen. Er erzählte ihr, dass er ein kleines Stück Land abtrennen und es weit hinaus aufs Meer bringen wollte, um hundert seiner stärksten Krieger dort anzusiedeln. Er bat darum, aus ihnen eine neue Rasse formen zu dürfen, die denen seiner Geschwister ebenbürtig war. Die Mutter verstand die Sorge ihres Sohnes, doch sie traute seinen Worten nicht. Um ihn nicht zu enttäuschen und ihm die Chance zu geben, sich zu beweisen, entschloss sie sich zu einem Kompromiss. Sie verwandelte die rechte Hand des Zweitgeborenen in eine Klaue mit drei langen spitzen Krallen an den Fingern. Dann sagte sie ihm, dass er damit ein Stück der Kruste der Welt herausbrechen und es vorsichtig auf hoher See einpflanzen solle. Sie ermahnte ihn, vorsichtig zu sein, da die Welt zerbrechlich sei, und sich

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