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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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ziehen für das, was er getan hat. Sie werden das Unrecht erkennen, wenn er ihnen die Leiber ihrer Lieben übergibt«, konterte Milo.
    »Er wird sie ihnen nicht übergeben«, sagte der Zwerg düster. »Er wird sie irgendwo im Düsterkrallenwald verscharren und behaupten, er habe sie als Nachhut am Rand des Moores zurückgelassen. Glaube mir, ich weiß, wie Dorimbur tickt.«
    »Damit wird er niemals durchkommen«, erklärte Milo empört. »Das kann er nicht verheimlichen. Irgendjemand wird ihn verraten.«
    Der Zwerg senkte den Blick und schüttelte den Kopf. »Er wird dafür sorgen, dass nur die nach Stollental zurückkehren, die ihm die Treue halten. Dort wird er versuchen, die Macht an sich zu reißen, und wenn er das erst einmal geschafft hat, wird sich niemand mehr gegen ihn erheben, nicht Mondur und auch keine trauernden Angehörigen.«
    Milo brauchte nicht zu fragen, was mit denen passierte, die bereit waren, Dorimbur an den Pranger zu stellen, und dazu gehörten auch Gefangene. Bevor es so weit war, musste ihm die Flucht gelingen. Am ehesten könnte er es schaffen, wenn Dorn wieder zu sich fände, doch der Söldner hockte immer noch stumm und regungslos da. Außerdem waren die Zwerge nicht so überheblich gewesen wie die Elfen und hatten ihnen vorsichtshalber die Waffen abgenommen.
    Momentan blieb ihm nichts weiter übrig, als abzuwarten und zu hoffen, dass sich eine Gelegenheit zur Flucht böte. Er hätte gern Dorn und vielleicht den anderen Halbling in seine Pläne eingeweiht, doch es waren zu viele Ohren in der Nähe, die sicherlich bereit wären, sich ihre Freiheit zu erkaufen, indem sie jemand anderen denunzierten. So blieb er allein mit seinen Gedanken und wartete ab.
    Die Karawane zog langsam, aber stetig tiefer in den Wald hinein. Ab und zu mussten sie anhalten, weil ein Wagen einen Radbruch hatte oder seitlich ins tiefer gelegene Dickicht abgerutscht war.
    Milo kannte sich in dieser Gegend des Waldes nicht aus, aber wenn er sich richtig an die Karte erinnerte und den Stand der Sonne einbezog, fuhren sie von Süden quer durch den Düsterkrallenwald geradewegs gen Norden auf Stollental, die Zwergenstadt, zu.
    Dies würde bedeuten, dass sie nahe am Krähenturm vorbeiziehen würden. Wenn es einen guten Ort für eine Flucht gab, dann war es dort. Wenn er es erst einmal zum Turm von Meister Othman geschafft hatte, würden ihm der Magier und Tante Rubinia zu Hilfe eilen, wenn die Zwerge ihn verfolgten. Othman mischte sich zwar so gut wie nie in die Angelegenheiten der anderen Völker ein oder ergriff Partei, aber um ihn zu retten, würde er es tun, da war Milo sich sicher. Ansonsten wäre immer noch Tante Rubinia da, und sie würde den Magier mit Sicherheit umstimmen können. Wenn nicht, bekäme Othman wohl für den Rest seines Lebens verbranntes Dinkelbrot zum Frühstück, und das waren selbst die stärksten Prinzipien nicht wert.
    In Gedanken war immer alles so einfach. Es gab keine Abweichungen vom Plan, unvorhergesehene Ereignisse oder Komplikationen, die alles hinfällig werden ließen, was man sich zuvor überlegt hatte. Zugegebenermaßen war Milo auch nicht gerade ein strategisches Genie, nicht wie die großen Feldherren aus den vielen Geschichten von Meister Gindawell.
    Und auch diesmal ging Milos im Ansatz gefasster Plan, sich irgendwie zum Krähenturm zu flüchten in Rauch auf, als die Karawane plötzlich stoppte. Zuerst glaubte er an einen erneuten Radbruch weiter vorn, doch als Dorimbur und einige weitere Zwerge auf Ponys den Tross entlangritten und zu ihnen kamen, wusste er, dass er einen neuen Plan brauchte.
    »Ihr da, holt die Gefangenen aus den Wagen«, befahl Dorimbur einigen Zwergenkriegern, die neben den Käfigwagen herliefen, um sie zu bewachen. Keiner der Bärtigen fragte nach dem Warum. Vielleicht besaß Dorimbur so viel Autorität, dass niemand seine Befehle in Frage stellte, doch in diesem Fall schien es so, als wenn alle wussten, was er vorhatte.
    Dorimburs Männer schlossen die Käfige auf und ließen Milo und die anderen heraus. Das Verhältnis zwischen Wachen und Gefangenen war ungefähr gleich, jedoch war die eine Seite schwer gewaffnet und in guter Verfassung und die andere nicht. Eine Gefangenenrevolte war somit so gut wie aussichtslos.
    »Gebt ihnen Schaufeln und Hacken!«, brüllte Dorimbur. »Der Boden ist hier noch torfig, es sollte ihnen leichtfallen, ein Loch zu graben, das groß genug ist, um unsere gefallenen Kameraden darin zu begraben. Wenn einer versucht zu flüchten

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