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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Rubinia sagen. »Vielleicht kann man sie essen.«
    Oda erkannte zu spät, was Rubinia vorhatte. Erst als sie die blitzende Klinge in ihrer Hand sah, wusste sie Bescheid.
    »Nein, nicht!«, schrie sie, aber es war bereits zu spät.
    Rubinia rammte das Messer tief ins Fleisch der roten Wurzel. Im selben Moment ging ein Grollen durch den Fels, als ob Cephei persönlich mit einem Hammer auf die Welt eingeschlagen hatte. Kleinere Steine und Sand rieselten auf die beiden Halblingsfrauen herab. Mehrere größere Felsen stürzten von der Decke, und ein riesiger Gesteinsbrocken in Form eines Keils stürzte vor den Eingang.
    »Oda, ist alles in Ordnung mit dir?«, erkundigte sich Rubinia.
    »Ja, mir geht es gut.«
    »Was war das?«, fragte Rubinia verstört. »Und was noch viel wichtiger ist: Wie kommen wir jetzt wieder hier heraus?«
    Komm, Oda, es nicht mehr weit. Ich brauche deine Hilfe.
    »Ich spüre einen Luftzug«, log Oda. »Wenn wir ihm folgen, finden wir bestimmt einen Ausgang.«

39. MILO
    Milo lag auf einem Wagen oder Karren. Er spürte die Erschütterungen und hörte das Knirschen der hölzernen Räder, als sie über den sandigen Boden rollten. Er lag auf dem Rücken, und seine Schulterblätter schmerzten. Er hätte sich gern auf die Seite gedreht, doch seine Arme schmerzten ebenfalls, und an den Gelenken waren sie wie gelähmt. Sein linkes Ohr brannte wie Feuer. Er wollte etwas sagen, doch seine spröden aufgeplatzten Lippen klebten zusammen. Er wollte die Augen aufschlagen, doch er befürchtete, auch das würde schmerzen.
    »Wasser«, nuschele er mit geschlossenem Mund. »Bitte, Wasser.«
    »Hey, kleiner Mann, ich glaube, dein Freund kommt langsam wieder zu Bewusstsein«, hörte Milo die tiefe Stimme eines Zwerges.
    »Er ist nicht mein Freund«, sagte jemand anderes. »Ich kenne ihn gar nicht.«
    In der Stimme lag etwas Trauriges, etwas Hoffnungsloses.
    Kurze Zeit später spürte Milo ein feuchtes Stück Tuch in seinem Gesicht. Jemand tupfte ihm die Stirn und benetzte seine Lippen.
    »Was ist mit ihm passiert?«, hörte er die traurige Stimme fragen.
    »Er hat sich mit Dorimbur angelegt. Er und der Stumme dort drüben haben Tomdrin im Elfenwald getötet. Dorimbur ist dazwischengegangen und hat sie fertiggemacht.«
    »Warum hat er sie nicht einfach umgebracht?«
    »Das wird er noch«, sagte der Zwerg. »Aber der Elfenwald war nicht der richtige Ort für sie, um dort zu sterben.«
    Milo zwang sich, die Augen aufzuschlagen. Er wollte sehen, wer sich so freimütig über sein Leben und den Tod unterhielt.
    Milo sah verschwommen das Gesicht eines Halblings übersich. Er wirkte freundlich, aber seine Augen hatten den typischen Glanz der Halblinge verloren. Er träufelte Milo vorsichtig Wasser aus einem Schlauch in den Mund. Mit einer Hand hielt er seinen Kopf etwas hoch.
    »Danke«, flüsterte Milo. »Mein Name ist Milo Blaubeers.«
    Der andere Halbling sah ihn an, als ob er nicht wusste, was er erwidern sollte. Dann besann er sich. »Nelf   … Nelf Kesselstolz«, sagte er abwesend und kroch wieder zurück in seine Ecke.
    Milo war in einem Gefangenenwagen der Zwerge. Gerade hatten sie das Moor hinter sich gelassen und zogen in den Düsterkrallenwald ein. In der Ferne, über der Heimat der Elfen, standen schwere dunkle Rauchwolken. Torf und Braunkohle, die einen großen Teil des Untergrundes stellten, würden noch wochenlang schwelen, wenn es keinen Regen gab. Der Elfenwald war verloren, und mit ihm die großen Seelenbäume sowie die Geschichte der Götter in den Weißrindenbäumen. Nach dem, was Dorimbur gesagt hatte, waren viele der Elfen geflüchtet, um ihr Leben zu retten. Ein kleiner Trost neben so viel Leid. Dorimbur wusste zwar, dass die Elfen zurückkommen würden, doch Milo bezweifelte, dass sich der Zwerg in seinem Hass auch im Klaren darüber war, was dies für Graumark wirklich bedeutete. Die Elfen würden kommen. Und sie würden so viele Krieger mitbringen, dass sie eine weitere Niederlage ausschließen konnten. Dies würde weitere Truppen der Zwerge herbeilocken, und schlussendlich würden sogar die Menschen in den Krieg ziehen, weil sie ihre Stellung unter den Völkern in Gefahr sahen, wenn sie nicht mitmischten. Es würde einen Krieg geben, der so viele Verluste forderte, dass sich kein Volk schnell wieder davon erholen konnte. Es würde einen Krieg geben, den niemand gewinnen konnte. Nein! Es wird einen Krieg geben, das steht bereits fest.
    »He, kleiner Mann, was ist mit deinem großen Freund hier,

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