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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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ganz leeren Händen zurückzukommen. Meine Brüder haben mir gezeigt, wo sie wachsen und welche von ihnen man essen kann.«
    »Pilze sind eine magere Mahlzeit ohne Käse und ein Stück Braten«, gab Rubinia zu bedenken. »Aber vielleicht haben wir Glück, und die anderen haben etwas gefunden.
    »Höchstwahrscheinlich einen Käseigel und einen falschen Hasen, die gibt es ja zuhauf hier im Wald«, lachte Oda.
    Sie kletterte über einige schroffe Felsen und ein Stück die steile Felswand empor, bis sie den Spalt erreicht hatte und hineinsehen konnte.
    »Dahinter ist eine richtige Höhle!«, rief sie erstaunt. »Sieht aber zu trocken aus für Pilze und Schwämme. Da ist irgendetwas Rotes. Sieht aus wie eine Wurzel.«
    Kletter hinein, Oda!
    »Das werde ich ganz sicher nicht tun!«, rief sie.
    »Du wirst was nicht tun?«, fragte Rubinia.
    »Na, in diesen verdammten   …«
    Oda beendete den Satz nicht. Die Stimme, die sie gehört hatte, war nicht Rubinias. Sie schaute sich verwirrt um. Da war niemand. Jetzt, wo sie genauer darüber nachdachte, hätte sie noch nicht einmal sagen können, ob es eine weibliche oder eine männliche Stimme gewesen war. Und ob sie tatsächlich dagewesen war oder nur in ihrer Einbildung.
    »Was ist mit dir?«, fragte Rubinia, die nicht weniger über das merkwürdige Verhalten ihrer Begleiterin erschrocken schien als Oda selbst.
    »Nichts. Ich dachte nur, ich hätte etwas gehört«, stammelte sie. »Warte, ich komme wieder herunter.«
    Geh nicht weg, Oda. Komm zu mir!
    Oda zuckte zusammen, als hätte sie sich an einem heißen Topf verbrannt. Ihr erster Blick fiel auf Rubinia, die sie verstört ansah. Sie musste nicht fragen, sie sah in ihrem Gesicht, das die Halblingsfrau die Stimme nicht gehört hatte.
    Komm!
    Oda warf einen Blick zurück in den finsteren Spalt. Kam die Stimme von dort? Warum konnte nur sie sie hören?
    Oda fasste einen Entschluss. Sie musste herausfinden, wer oder was zu ihr sprach. Vielleicht war es die Stimme, auf die sie so lange gewartet hatte und von der alle behaupteten, es gäbe sie nicht.
    Sie zwängte sich durch den Spalt und kletterte in die Höhle dahinter. Rubinia rief nach ihr, aber sie reagierte nicht. Es dauerte einen Moment, bis Odas Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, doch ihr Verlangen danach, den Ursprung der Stimme zu finden, war stärker als die Gefahr, über einen Felsen zu stürzen. Auf Händen und Knien bahnte sie sich einen Weg tiefer in die Höhle. Je länger sie suchte und nichts fand, desto aufgeregter wurde sie. Panik stieg in ihr hoch. Sie befürchtete, sich alles nur eingebildet zu haben oder langsam wahnsinnig zu werden.
    »Wo bist du? Zeig dich!«, brüllte sie.
    Jemand schob sich vor den Spalt, der nach draußen führte, und für einen kurzen Augenblick war es stockfinster in der Höhle.
    »Oda, was machst du hier?«, hörte sie Rubinias Stimme. »Komm wieder raus, du machst mir Angst.«
    Plötzlich erhellte Licht die Höhle. Rubinia stand am Eingang und hielt einen leuchtenden eierförmigen Stein zwischen Daumen und Zeigefinger.
    »Da bist du ja. Was hat das alles zu bedeuten?«
    Oda blinzelte und hielt sich die Hand vor die Augen. »Was ist das?«, fragte sie erstaunt.
    »Nur eine Spielerei von Meister Othman«, erklärte Rubinia. »In dem Stein ist Licht gespeichert. Ich wollte ihn erst nicht mitnehmen, aber jetzt ist er doch noch zu etwas gut.«
    Oda wandte den Blick von dem grellen Licht ab und sah zu Boden.
    »Hier ist etwas«, sagte sie, aber es hörte sich für Rubinia an, als wenn sie nur versuchte, davon abzulenken, was wirklich mit ihr los war.
    »Was ist das?«
    »Sieht aus wie eine rote Baumwurzel«, erkläre Oda. »Sie zieht sich quer durch den Stein. Hier vorn verschwindet sie wieder in einem Riss.«
    Odas Finte, um sich den bohrenden Fragen von Rubinia zu entziehen, ging auf. Rubinia kletterte mit ihrer leuchtenden Kugel inder Hand über einige Felsen hinweg, um sich die merkwürdige Wurzel anzusehen.
    »Ich kenne keinen Baum, der solch eine Wurzel hat«, sagte Rubinia. »Wir sind viel zu weit unten.« Sie legte den leuchtenden Stein ab und untersuchte den roten Strang, der sich durch das massive Gestein bohrte wie ein Wurm durch Humus.
    Oda schaute sich derweilen weiter in der Höhle um. Es war eher ein langer Riss im Gestein als eine Höhle, aber eindeutig natürlichen Ursprungs. Das Licht des leuchtenden Steins reicht nicht aus, um zu erkennen, wie weit er verlief.
    »Es fühlt sich an wie eine Rübe«, hörte Oda

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