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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Das tief dröhnende Signal hallte durch den Wald. Alles erstarrte und blickte sich um. Dorimbur riss sein Reittier herum, gab ihm die Fersen und galoppierte auf den Zwerg mit dem Horn zu.
    »Was ist hier los?«, brüllte er ihn an. »Warum gibst du Signal?«
    Der Bärtige zeigte in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    »Da, jemand verfolgt uns«, sagte er aufgeregt. »Ich vermute, es sind um die fünfzig. Sie bewegen sich sehr langsam.«
    Dorimbur zog ein Fernrohr aus seinem Gürtel und sah in die Richtung, in die der Wächter wies. Er sah einen Augenblick hindurch, wandte es nach links und rechts über den Horizont. Dann steckte er das Fernrohr zurück an seinen Platz.
    »Es sind mehr als fünfzig«, sagte er. »Mindestens zweihundert.
    »Sollen wir weiterziehen?«
    »Nein, sie sind zu Fuß und kommen im Moor nur langsam voran. Es dauert bestimmt zwei Stunden, bis sie hier sind. Sieh zu, dass ihr hier so schnell wie möglich fertig werdet, und dann kommt nach. Ich führe die anderen schon weiter in den Wald.«
    Dorimbur holte mit dem Panzerhandschuh aus und schlug dem Wächter ins Gesicht, der daraufhin zu Boden ging. »Und beim nächsten Mal denkst du vorher nach, bevor du das Signalhorn bläst. Jetzt wissen unsere Verfolger, wo wir sind.«
    »Es tut mir leid«, keuchte der Zwerg am Boden und wischte sich die blutige Lippe ab. »Verzeiht mir, General.«
    »Seht einfach zu, dass ihr fertig werdet«, schnaufte Dorimbur, »und kümmert euch auch um den Söldner.«
    Mit diesen Worten riss er die Zügel herum und galoppierte zum Anfang der Karawane. Die Gefangenen, ihre Wächter und die drei Wagen blieben zurück.
    »Ihr habt gehört, was der General gesagt hat!«, brüllte der Bärtige. »Schafft die Leichen vom Wagen und legt sie in die Grube. Und beeilt euch, ich habe keine Lust, noch hier zu sein, wenn unsere Verfolger den Wald erreichen.«
    Als Milo mit den anderen zum Wagen zurücktrottete, warf er einen Blick den langen geraden Pfad entlang zurück ins Moor. Nur winzig klein waren ihre Verfolger gegen den Hintergrund des brennenden Elfenwaldes zu erkennen, doch sie kamen in breiter Front näher. Es hatte nichts mit Formation oder militärischemAufmarsch zu tun, sie liefen einfach nur nebeneinander her wie Leute, die ihre Heimat verlassen mussten. Ob es Elfen waren oder Menschen, konnte man auf diese Entfernung nicht erkennen.
    Es war nicht leicht, die toten Zwerge vom Karren zu hieven. Den meisten fehlte die Kraft, und Milo und Nelf obendrein noch die Größe.
    Die anderen Wagen der Zwerge waren bereits zwischen den Bäumen verschwunden, und aus der Ferne hörte man nur noch das dumpfe Grollen der Karren, die sich ihren Weg durch den Wald bahnten.
    »Stellt euch doch nicht so dämlich an!«, brüllte eine der Wachen und stieß Milo unsanft zur Seite. »Die werden euch schon nicht beißen, wenn ihr etwas unsanft mit ihnen umgeht.«
    Er sprang auf den Wagen und zog die Leichname nach vorn an die Kante, wo sie die anderen entgegennahmen. Unter anderen Umständen hätte keine der Wachen mit angepackt, doch die näherkommenden Verfolger ließen sie zunehmend unruhiger werden.
    Milo und Nelf hatten sich zusammengetan. Es war leichter, die Körper zu tragen, wenn die Träger annähernd gleich groß waren.
    »Für euch habe ich einen besonders lieben Freund von mir«, grunzte der Bärtige von der Lagefläche herunter, als er Milo und Nelf vor dem Wagen stehen sah. »Rugor hier war ein feiner Kerl. Ich habe so manchen Abend mit ihm zusammen in unserer Lieblingsschenke verbracht. Er konnte essen und trinken für drei. Gondogar der Bierschenk wird traurig sein, zu hören, dass er von uns gegangen ist. Immerhin hat er ein ganz schönes Sümmchen bei ihm gelassen.«
    Der tote Zwerg, den der Bärtige nach vorn an die Kante rollte, war ein Prachtexemplar. Er wog mindestens zweihundert Pfund, und anscheinend hatten ihn einer oder mehrere der sechs Pfeile, die vorn in seinem Wanst steckten, getötet.
    »Wenn er nicht so viel gesoffen und gefressen hätte, hätten ihn vielleicht nur zwei der Pfeile getroffen«, bemerkte der Bärtige.»Aber so war er ja kaum zu verfehlen. Wenn ihr ihn fallen lasst, werdet ihr die hier zu spüren bekommen«, drohte er und tätschelte sanft die Lederpeitsche an seiner Seite.
    Milo und Nelf machten sich gerade bereit, den toten Zwergenkörper in Empfang zu nehmen, da erhob sich hinter dem Wächter eine Gestalt. Es war ein Zwerg, und er war tot. Die lange tiefe Wunde quer über seinem Gesicht

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