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Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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hier fliehen? Wozu diese Leute eigens einsperren? Damit sie nicht das tun, was sie in England schon getan haben, vertraten die Verfechter der harten Linie ihren Standpunkt. Stehlen, betrügen, morden. Hobart in Van Diemens Land war daher ein Ort, um den eine imaginäre Kette doppelt gewickelt war, versehen mit einem besonders schweren Vorhängeschloss. Hobart war auch der Ort, wohin nur die skrupellosesten Aufseher geschickt wurden und wo nur die Härtesten überlebten. Unfassbar, aber auch hier gab es freiwillige Siedler, deren Gier nach Land größer war als die Furcht vor den gefährlichen Zwangsarbeitern, die ihnen von der Kolonialverwaltung zugewiesen wurden.
    »Miss Pebbles hat nicht damit gerechnet, dass in Hobartgenauer hingeschaut wird, wenn eine Hure ihren Hintern für Offiziere Ihrer Königlichen Majestät hinhält. Einer von ihnen hat ihn wiedererkannt, meine Damen und Herren. Also – Miss Pebbles, nicht ihren Hintern.« Der Richter räusperte sich, als jemand kicherte.
    Unter den Ahs und Ohs des Publikums rollte Bent die Geschichte der Ann Pebbles auf, die als blinde Passagierin an Bord eines Handelsschiffes nach Hobart gelangt war, dort in einem Hurenhaus verschwand, um Monate später erneut als blinde Passagierin auf einem Segelschiff nach Indien aufgegriffen zu werden, welches unvorhergesehenerweise noch einmal in Sydney vor Anker hatte gehen müssen, weil ein Leck entdeckt worden war. In ihrer Zeit in Hobart habe die Gesuchte unzählige Männer nicht nur um den Verstand gebracht, sondern auch um ihr Geld erleichtert, wohl mit dem Ziel …
    »… im lotterhaften Indien ein Freudenhaus zu eröffnen!«, schleuderte Bent ihr über den Tisch entgegen.
    Ann lachte ihn aus. Ihr zahnloser Mund war vom Skorbut an vielen Stellen wund, an den aufgeplatzten Lippen hingen Blutkrusten, ihre linke Wange schillerte bläulich – sie musste sich bei ihrer Gefangennahme heftig zur Wehr gesetzt haben. Ihr Lachen hatte etwas Rohes bekommen. Penelope erinnerte sich nicht an dieses Lachen. Die ganze Frau war ihr fremd geworden. Ann hatte vom Abgrund des Lebens gekostet. Mit dem Geschmack wollte auch Penelope nichts zu tun haben.
    »Was ist gegen ein Freudenhaus einzuwenden, Euer Ehren?«, fragte Ann, und man musste schon genau hinhören, weil ihre Rede verwaschen klang. »Solange Ihr und Euresgleichen für Eure Dienste bezahlt, ist es ein Geschäft wie jedes andere auch.«
    »Das ist doch …«, empörte sich der Beisitzer, »das ist eine Unverschämtheit! Halt dein schmutziges Maul!«
    »Wir sprechen hier nicht über Freudenhäuser«, stellte Bent fest. »Miss Pebbles, Ihr Strafmaß wäre durchaus verhandelbar – wenn da nicht noch diese Sache in Double Creek wäre.«
    Er sah sie fest an. Ann erwiderte seinen Blick, frech, unverschämt. Unklar, ob seine Worte sie erschreckten oder ob sie mit allem rechnete. Wie kalt einen echte Verzweiflung werden ließ. Penelope kannte die einstige Freundin nicht mehr wieder. Ann schien sich in eine Hexe verwandelt zu haben.
    »Was wollt Ihr von mir, Richter?«, fragte Ann dreist. »Habt Ihr nicht genug gegen mich in der Hand? Hat er …« Sie deutete mit ihrer schmutzigen Hand auf den Schreiber der Gazette. »… hat er nicht genug zu schreiben?«
    Bent lief Schweiß über die Stirn, hastig kramte er nach einem Taschentuch. Noch keine zwölf Uhr, und schon wieder drückte sich die Hitze erbarmungslos durch die Fensterritzen. Der Gerichtsdiener hatte vergessen, die Wasserkaraffen zu befüllen. Er hatte noch zwei Jahre seiner Strafe abzuleisten und schien es aufgegeben zu haben, sich um einen Löseschein zu bemühen. Extradienste leistete er nicht mehr ohne Aufforderung. Bents Gesicht spiegelte deutlich seinen Ärger darüber.
    »Ich habe Sie hierherbringen lassen, Miss Pebbles«, setzte Ellis Bent erneut an, »um die Umstände jenes Unfalls an der Zollstelle von Sydney aufzuklären. Und das, was davor geschehen war. Vor allem das.« Er räusperte sich. »Miss MacFadden hat bei der letzten Vernehmung ausgesagt, dass sie mit Ihnen zusammen auf dem Kutschbock der Kutsche gesessen hat, welche im Besitz von James Heynes stand undwelche – ach, das ist uninteressant … Sie waren in jener Nacht auf seinem Besitz in Double Creek – in der Nacht, in der sein Leben auf grässliche Weise endete!«
    Atemlos warteten die Zuhörer, wie es weiterging, wandten die Blicke nicht von der Zerlumpten … Bent nutzte die Stille, um seiner Stimme Nachdruck zu verleihen. »War das die Frau, mit der Sie

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