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Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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Grund, ihn mit einem wahrhaft spektakulären Prozess zu beginnen. Entsprechend voll waren die Gerichtsräume. Schon am Eingang roch es durchdringend nach Kalk. Die Tür zum Gerichtssaal glänzte tiefrot. Penelope zog ihren Schal enger um die Schultern. Im Hause Hathaway gab es keine Unterziehkleider für die Dienstboten, der Stoff war zu teuer, und frieren musste ja niemand in dem sorgfältig erbauten Steinhaus.
    In diesem Saal jedoch fror Penelope. Das Haus strahlte eine Kühle aus, die bis auf die Knochen drang. Vielleicht war das Absicht – um im Streit erhitzte Gemüter zu kühlen oder die Delinquenten einzuschüchtern.
    Ihr Blick wanderte unruhig umher. Die Tür, die sie nur undeutlich erkannte, wirkte wie der Schlund eines Krokodils – unergründlich tief und dunkel, gespickt mit scharfen Zähnen … Die Tür stand halb offen. Penelope durfte sich auf eine Bank setzen, Willis blieb dicht vor ihr stehen, als ob er verhindern wollte, dass sie ihm davonlief. Neugierigzog er die Tür noch weiter auf. Penelope konnte von ihrer Bank aus nichts sehen, aber umso besser hören, was im Saal geschah.
    »… des Weiteren zu verkünden sind zwei Begnadigungen, ausgesprochen durch den Ehrenwerten Gouverneur, Mr. Lachlan Macquarie, ääh – ausgesprochen gestern, von mir beurkundet, ääh – heute, wo ist das Papier, nein, nicht dieses …« Eine Faust hieb auf den Tisch, »Sie Dummkopf! Also – der erste ist … ein gewisser Mr. Harold Smith, Pferdepfleger im Dienste von Dr. d’Arcy Wentworth – begnadigt wegen guter Führung. Bitte schön, Mr. Smith. Und Mr. Philipp Sainsbury, Angestellter der Königlichen Post – ebenfalls begnadigt wegen guter Führung. Bitte schön, meine Herren – Ihre Dokumente. Sind Sie sich … darüber im Klaren, dass die Begnadigung durch den Gouverneur der Kolonie New South, ääh, Wales, ääh, jederzeit widerrufen werden kann?«
    »Mancher hat Glück, was?« Mr. Willis grinste. »Ich habe noch nie erlebt, dass sie ein Weib begnadigen. Und natürlich niemals Iren. Immer nur fleißige englische Männer. Such dir so einen und koch ihm das Essen, dann wird vielleicht noch was aus dir.«
    Penelope verkniff sich die Bemerkung, dass die Kolonie ohne die unermüdlichen Sträflingsarbeiter längst verhungert wäre – wie sie von Pete gehört hatte, der zwar in Anglia geboren war, sich aber manchmal bei den rebellischen Iren herumtrieb.
    Mr. Willis riss sie von der Bank hoch und stieß sie vorwärts. »So, jetzt aber. Mach schon, ich hab nicht ewig Zeit. Nutzt eh nichts zu trödeln – entweder du landest noch heute am Galgen oder nicht. Also kannst du dich genauso gut sputen.«
    Aufgeregt stolperte Penelope in den Gerichtssaal. Die Herren warteten schon. Ehrenwerte Eichenstühle knarzten, ihre Schritte tönten hohl auf dem Holzboden. Sie kniff die Augen zusammen, erkannte Richter Bents feistes Gesicht, seinen unfreundlichen Beisitzer und den Schreiber. Neugierige Zuhörer wie Kaufmann Browne aus Abbotsbury, der vielleicht ein Auge auf den herrenlosen Heynes’schen Besitz geworfen hatte und den Prozess daher genau verfolgte. Oder jener Doktor mit den schönen Augen … D’Arcy Wentworth. Sie drehte im Vorbeigehen den Kopf nach ihm um. Er saß alleine in seiner Reihe. Jemand hatte ihr erzählt, dass er einer der Verantwortlichen für das Zollhäuschen und die mautpflichtige Straße nach Parramatta war. Dass er seine Finger überall da hineinsteckte, wo es nach Geld roch. Er war halt Ire. Ein reicher Ire zwar – aber ein Ire. Penelope bewahrte die freundliche Art, mit der dieser Ire sie behandelt hatte, in ihrem Herzen und schwieg.
    Den deutschen Arzt, der unter Wentworth seinen Dienst verrichtete, hatte sie nicht mehr gesehen seit jenem Tag, an dem sie freigesprochen und im Haus Hathaway untergebracht worden war. Vielleicht war er versetzt worden. Wahrscheinlicher jedoch, dass ihn das Schicksal einer Deportierten, die unter Mordverdacht gestanden hatte, nicht mehr interessierte. Gleichgültigkeit ist ansteckend, dachte sie bitter …
    Willis drückte sie auf einen Hocker, den man vom alten Gerichtssaal mitgenommen hatte, ein uraltes Möbelstück, das aussah, als sei es mit der ersten Sträflingsflotte nach New South Wales gekommen. Wie ein Sinnbild der Anklage wackelte er auch auf dem neu verlegten Boden, weil seine Beine ungleich waren. Der Angeklagte sollte um sein Gleichgewicht kämpfen müssen.
    »Wer ist der Nächste?« Richter Bent kramte in seinen Papieren herum und schaute über den

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