Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)
seine Kontakte durch die Anwaltskanzlei sollten sich für den Haushalt auszahlen. Als freier Mann konnte er sich nun um Arbeitskräfte bemühen. So patent Mrs. Hathaway auch sein mochte, vom Gefängnis und von der Fabrik hielt sie sich fern, weil sie es als unschicklich ansah, sich mit Sträflingen abzugeben. Waren sie einmal in ihrem Haus, sah die Weltanders aus. Penelope fand das ein wenig verlogen, doch konnte sie sich über die Behandlung nicht beschweren. Das neue Küchenmädchen erwies sich als Glücksgriff – sie war mit dem letzten Transport gekommen, wegen Brotdiebstahls im irischen Cork zu sieben Jahren verurteilt. Sie wusste sich in einem großen Haushalt emsig zu bewegen und entlastete Carrie und Penelope, die sich nun ganz den Kindern widmen konnten.
Da Carrie damit fester Bestandteil des Salons geworden war, begann Arthur ihr nun offen den Hof zu machen, obwohl doch jedermann wusste, dass sie es seit Wochen auf dem Dachboden miteinander trieben.
»Glaubst du nicht, dass er sich damit nur lächerlich macht?«, fragte Penelope eines Abends, als sie sich gegenseitig das Haar kämmten und für die Nacht einflochten.
Carrie schüttelte den Kopf. »Er tut nur, was sich gehört, Penny. Glaubst du etwa, ich will für alle Zeiten die Kinder anderer Leute hüten?«
Penelope beneidete die Freundin für deren Zielstrebigkeit. Da war sie wieder – die Frage nach einem Ziel und einem Zuhause. Das Ziel brauchte einen Namen, das wusste sie nun ganz sicher. Arthur Ho und Carrie passten hervorragend zusammen, denn auch er betrieb den Aufbau seiner Zukunft mit Pragmatismus und Ehrgeiz. Wenn auch erst mal notgedrungen im Haus des Schwagers, doch würde hier eben alles beginnen. Sein Geprahle, was alles zu schaffen war, wenn man nur zum rechten Zeitpunkt am rechten Ort und ein tüchtiger Mann sei, tropfte in Regenbogenfarben über den Salon und verwandelte die Sträflingskolonie in ein wahres Wunderland der Möglichkeiten.
»Sie haben eine der Kettengruppen aufgelöst, und ich konnte einen Sträfling für uns ergattern«, berichtete Arthureines Abends. »Er macht einen körperlich guten Eindruck und wird Pete im Stall eine rechte Hilfe sein.« Zufrieden lächelte Arthur. Sein Schwager würde begeistert sein, wie gut er sich um den Haushalt der Schwester kümmerte.
»Ein Kettenkerl?« Mrs. Hathaway schaute ihn zweifelnd über ihre Stickarbeit an. »Ich möchte solche Leute nicht in meinem Haus …«
»Aber es sind doch alles Sträflinge! Wo ist da der Unterschied? Sie werden uns als Arbeitskräfte zur Verfügung gestellt, wir bekommen die Essensration. Eine großartige Sache! Stell dir nur vor, wir müssten jemanden gegen Lohn beschäftigen und auch noch sattmachen!«
»Es ist ein Unterschied, lieber Arthur, ob mich mein Mädchen bestiehlt, weil ihr das im Blut liegt …« Sie hob die Brauen, und Penelope war sich nicht sicher, ob sie jemand Bestimmtes damit meinte. »… oder ob ich einem Schwerverbrecher meine Gartenhacke in die Hand drücke.«
»Ich habe mich über diesen Sträfling erkundigt, meine Liebe. Er ist zwar Ire, hat sich aber als fleißig erwiesen. Keine politischen Ansichten, soweit zu hören war. Du weißt, wie schwierig es inzwischen geworden ist, an gute Arbeiter zu kommen, die etwas wegschaffen und sich nicht nur über Rückenschmerzen beklagen. Wir brauchen noch jemanden im Stall. Man kann wirklich nicht von mir verlangen, dass ich –«
Die Tür schloss sich hinter Penelope und ihrem Wäschekorb. Sie lächelte. Nein, man konnte von Arthur Ho nicht verlangen, dass er in den Stall ging, solange dort kein Pferd stand. Carrie hatte erfahren, dass er nach Erhalt seines Pardons beim Gouverneur neben Land auch um ein Pferd ersucht hatte. Genauer gesagt, hatte er Land gegen das Tier eintauschen wollen. Die Landvergabe wurde geprüft. DerPferdewunsch war abgewiesen worden. Im Haus Hathaway würde es bei Ziegen, Hühnern und den beiden Milchkühen bleiben. Pete würde den Lastkarren weiterhin selber ziehen, weil der Ochse, den man dafür ausersehen hatte, mit gebrochenem Bein hatte geschlachtet werden müssen. Und Arthur würde für Reisen weiterhin eine Kutsche mieten. Noch unternahm er keine Reisen – aber nun war er ja ein freier Mann und bald Landbesitzer.
»Ich weiß, dass Sie eines Tages ein Pferd besitzen werden, Mr. Arthur«, gurrte Carrie hinter dem Teebaumbusch. »Und nicht nur eines, Sie werden auch ein edles Rennpferd aus Indien besitzen wie Dr. Wentworth.«
»Ach, Wentworth und seine
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