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Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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letzter Kraft hatte Mary ihre Hände in den nassen Sand gegraben, um sich weiter ans Ufer zu ziehen. Wasser umspielte ihr Gesicht. Sie konnte sich kaum noch dagegen wehren, dass es in ihren Mund eindrang. Vom Geschmack nach brackigem Salz wurde ihr übel. Sie hustete. Salz.
    »Wen haben wir denn da?«
    Mit dem Fuß versuchte jemand, sie auf die Seite zu drehen. Sie war zu schwach, um sich dagegen zu wehren, der Kampf gegen die Wellen hatte sie zermürbt. Und als sie die Augen öffnete, erkannte sie, dass sie ganz alleine im Sand lag. Resigniert schloss sie die Augen.
    »Sie muss von dem brennenden Schiff kommen – du lieber Himmel!«
    »Miracle«, flüsterte Mary, als würde das helfen. »Miracle …«
    »Du lieber Himmel – sie lebt!« Eine Frau kniete neben ihr und strich ihr das nasse Haar aus dem Gesicht. »Sie braucht trockene Kleider, Paul. Hol den Karren und hilf mir! Worauf wartest du!«
    Jemimah Harris war eine resolute und tatkräftige Siedlerin aus Cornwall. Mit ihrem Mann zusammen betrieb sie östlich von Sydney eine kleine Schafzucht, die gerade genug abwarf, um beide zu ernähren und eine Schiffbrüchige wie Mary MacFadden ein paar Tage durchzufüttern und zu Kräften zu bringen.
    »Aber du weißt schon, dass wir dich abliefern müssen«, meinte sie ein paar Abende später, als sie nebeneinander auf der Holzbank vor dem bescheidenen Häuschen saßen und den jungen Katzen beim Herumtollen zuschauten. »Wir brauchen keinen Arbeiter. Nächstes Jahr vielleicht …«
    »Meine Tochter war auf dem Schiff«, sagte Mary unvermittelt. »Meine Tochter und ihr kleines Mädchen.«
    Jemimah sah sie lange an, dann nickte sie langsam. »Weißt du, sie haben viele Tote gefunden, in den Tagen nach dem Brand. Vielleicht gibt es Listen. Vielleicht hast du Glück. Das werden wir morgen ja sehen.« Sie goss ihr heißes Wasser über die Minzeblätter, die sie täglich im Garten erntete. »Aber heute sollst du dich noch erholen.« Jemimahs Minze verströmte würzigen Duft und schmeckte ungewöhnlich. Sie weckte Lebenskraft und Mut. Mary wartete gestärkt auf den neuen Tag.
     
    Vielleicht waren ihre fehlenden Zähne der Grund gewesen, warum Ann Pebbles am Vorabend keinen Mann gefunden hatte, der ihr den goldenen Pass kaufte. Sie war eine derWeiber gewesen, die die ganze Überfahrt von England in den Kabinen der Offiziere zugebracht hatten, und war, so erzählte sie, am Schluss von ihrem letzten Gönner windelweich geprügelt worden.
    »Der hat so lange zugeschlagen, bis ich alle Zähne ausspucken konnte.« Bevor Eiter und Fieber sie töten konnten, war sie so schlau gewesen, ihren Mund mit Salzwasser zu spülen. »Sauweh hat das getan. Aber besser als sterben.« Sie grinste mühsam. »Den Ausgepeitschten hilft das Salz auch beim Überleben. Mich hat die Peitsche halt ins Gesicht getroffen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Hätte schlimmer kommen können. Manche schlagen sie tot.«
    Penelope legte vorsichtig den Finger an ihre Wange. Sie war immer noch heiß. Die Schwellungen hatten das einst bildhübsche Gesicht in eine Fratze verwandelt.
    »Vermutlich hatten die Kerle gestern Angst, dass ich ihnen verhungere, wenn sie mich mitnehmen.« Ann schlang den Brei, den sie sich mit Wasser aus ihrem Becher verdünnt hatte, hastig herunter. Essen bereitete ihr große Schmerzen. Doch das interessierte niemanden, der Arzt, der die Sträflinge in Augenschein genommen hatte, war achtlos an ihr vorübergeschritten.
    »Wie hat der Arzt ausgesehen?«, fragte Penelope mit klopfendem Herzen und voller Hoffnung, wenigstens einen Vermissten in ihrer Beschreibung wiederzufinden – den deutschen Arzt, den sie mit dem Schiffbruch aus den Augen verloren hatte.
    Ann zuckte wieder mit den Schultern. »Ich weiß es nicht mehr, er hat mich ja nicht mal angeschaut. Er wusste wohl, dass ich gesund genug bin. Schließlich ist er Arzt.« Beißende Ironie lag in ihrem letzten Satz, und Penelope hatte nicht mehr gewagt, weitere Fragen zu stellen.
    Nach einer kurzen Nacht auf einem Flusskahn, wo sie aus Angst vor wilden Tieren, die vom Ufer aus auf den Kahn springen würden, dicht aneinandergekauert nur ein wenig geschlummert hatten, hatte das Boot am Vormittag mitten im Wald angelegt. Es hatte kein Frühstück gegeben, der Kahnführer war der Meinung, das sei Sache der Fabrik, für die sie ab jetzt arbeiten würden.
    »Man hat uns ein Essen versprochen!«, hatte Ann Pebbles ihn angeschrien. »Du stiehlst es, du verdammter Dieb!«
    Die Perlen, die der

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