Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)
hätten sie, mit dem sie Menschen einfach verschlängen. Penelope konnte sich nicht wirklich vorstellen, wie ein Krokodil aussah. Noch in Gedanken an das riesige Maul setzte sie den Wassereimer ab und rieb sich die schmerzende Hand.
»Bei dir kann man sich mit Regimentstrommeln anschleichen, und du würdest es nicht hören.« Ann lachte.»Ich dachte, nur deine Augen wären schlecht. Aber deine Ohren sind es auch.« Ein fröhliches Lachen schimmerte auf ihrem Gesicht, als sie sich wie ein Kutscher mit dem Ellbogen auf das Knie lehnte, um bedeutender zu wirken, was mit den im Wind flatternden Falten ihres Kleides allerdings eher grotesk wirkte. »Komm, steig ein, wir fahren los.«
»Du hast die Kutsche bekommen«, stellte Penelope fest. »Wie hast du das angestellt?«
Die Frage passte nicht zum Bild des Heynes’schen Paradieses, wo alles jederzeit zur Verfügung stand, das war deutlich in Anns Augen zu lesen. Ein dunkler Schatten flog über ihr Gesicht, doch rasch hatte sie sich wieder in der Gewalt. »Er ist krank«, sagte sie. »Und der Vorratsraum ist fast leer, also muss ich alleine auf Einkaufsfahrt. Und wir zwei können uns einen schönen Tag machen.« Sie strahlte voller Vorfreude.
»Krank«, brummte Penelope. Mit beiden Händen strich sie über ihr fadenscheiniges braunes Kleid. »Wie krank?«
Die Freundin grinste. »Ziemlich krank. Ich habe ihm Blätter vom brennenden Baum zwischen die Kleider gesteckt.«
»Du hast … Bist du verrückt?« Penelope konnte ihr Entsetzen kaum verbergen. Vor den Blättern hatte der Hirte sie gewarnt, am Fluss wimmelte es nur so davon. »Und wenn er dahinterkommt?«
»Er ist zu krank. Er juckt sich den Schwanz blutig und hat mir wie ein wimmernder Hund aus der Hand gefressen, als ich ihm eine kühlende Salbe versprach.« Ihr Grinsen wurde böse. »Aber vielleicht finden wir ja keine.«
Sie suchten auch nicht wirklich danach. Parramatta war viel zu aufregend, wenn man die Möglichkeit hatte, in einer Kutsche herumzufahren, als dass man sich an den juckendenSchwanz eines Mannes erinnern wollte, der sich ohnehin für die Salbe nicht bedanken würde. Es war viel lustiger, sich die Ausprägung der Krankheit beschreiben zu lassen und darüber zu lachen, wie Ann ihn nachäffte. Übermütig unterhielt sie damit die Kundschaft in Terrys Laden, bis Mrs. Terry nachschauen kam, wer für das Gelächter verantwortlich war.
»Ann Pebbles«, meinte sie lachend, »das hätte ich mir ja denken können.« Und weil ihr sowohl die Geschichte als auch die vielen Leute gefielen, schickte sie ihr Mädchen los, Wasser aufzusetzen, und spendierte heißen Tee mit Keksen für die unverhofften Gäste. Es wurde ein lustiger Nachmittag mit vielen amüsanten Gesprächen, bis die Einkaufsliste erledigt war, und am Ende lernte Penelope auch noch Mrs. MacArthur kennen, die Gattin eines in Ungnade gefallenen Offiziers, die seit dessen Abreise nach England ihre Farm außerhalb von Parramatta ohne männliche Hilfe führte. Natürlich richtete Mrs. MacArthur nicht das Wort an die beiden Frauen in braunen Kleidern, doch hatte sie nichts dagegen, wenn man ihren Gesprächen über Gartenkultivierung und die Auswirkung von Salz im Futter der Merinoschafe folgte.
»Ihr Gatte kann stolz auf Sie sein, Madam, Sie sind ja eine rechte Schafexpertin«, lobte Mrs. Terry das Wissen ihrer Kundin.
Mrs. MacArthur zuckte nur mit den Schultern. »Was blieb mir anderes übrig? Und ganz ehrlich – ich finde es weitaus amüsanter, mit dem Pferd meine Schafe zusammenzutreiben, als mich in London in Salons aufgeblasener Damen zu langweilen.« Sie zwinkerte verschwörerisch. »Das darf die Kolonie ruhig erfahren, Mrs. Terry.«
»Sie hat sieben Kinder«, raunte Ann, als sie wieder draußenwaren. »Kannst du dir das vorstellen? Sieben Kinder und eine riesige Farm – und keinen Kerl im Haus. Der hat sich mit dem Gouverneur überworfen und ist nach England gesegelt, um sich zu rehabilitieren. Und Mrs. Elizabeth lebt seitdem alleine hier und schmeißt ihre Farm besser als alle Schafzüchter im ganzen Bezirk, sagt Mr. Heynes. Er hält sehr viel von ihr. Dabei ist sie gar keine Bäuerin, sondern eine echte Dame. Ihre Kinder spielen alle Klavier und können Französisch …«
Sie sprachen noch lange über Mrs. Elizabeth, und wie es möglich war, einfach ein Leben zu führen, das man für richtig hielt.
»Ich sag dir, das geht. Alles geht hier. Die Konventionen sind auf der Schiffsreise über Bord gegangen. Wir sind im richtigen Land,
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