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Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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kleinen Mädchen an der Hand die Veranda betrat.
    »Du bist Kinderfrau«, flüsterte sie und legte den Lappen, mit dem man sie zum Silberputzen geschickt hatte, auf den Tisch. »Du – in diesem Haus!« Die beiden Frauen fielen sich um den Hals.
    »Ja, man kann Glück haben.« Carrie grinste. »Ich habe ihnen erzählt, dass ich in London Gouvernante war.«
    »Warst du das denn?«, fragte Penelope erstaunt. Die meisten Frauen hatten auf dem Schiff über ihre Vergangenheit geschwiegen, es war wie ein Code, dass man sie auf sich beruhen ließ. Am Ende zählte nur, was man wagte. »Warst du Gouvernante?«
    »Nö«, erwiderte Carrie. »Manchmal für ganz große Jungs – ja. Aber das ahnt hier niemand. Diese jungen Hathaways sind auch nur Blagen. Mrs. Hathaway war skeptisch, aber ihr Herr Bruder hat mich sofort genommen.«
    »Wie kann er dich nehmen, er ist doch selber …«
    »Das wirst du schon noch merken, meine Liebe. Ohne Arthur Hathaway läuft nichts in diesem Haus. Er ist der wahre Hausherr.« Ihre Augen wurden schmal. »Er ist der Schössling, den ich gieße. Verstehst du mich? Wehe, du kratzt an der Rinde …«
    Penelope sah zu keinem Zeitpunkt, dass Arthur Hathaway Interesse an Carrie zeigte, auch wenn sie ahnte, welch verwegenen Plan ihre alte Weggefährtin hegte. Arthur war ein Mann von Stand, gutaussehend, schlagfertig, zielstrebig.Bei den Mahlzeiten unterhielt er sich gewandt mit seiner Schwester oder scherzte mit den Kindern herum, die ihn offenbar als Vaterersatz liebten. Mit Besuchern wusste er über große Dinge der Welt zu sprechen und hielt flammende Reden über die Abschaffung von Steuern und anderem, was er für Unsinn hielt. Ihn schützte vermutlich vor allem das Ansehen, das der abwesende Mr. Hathaway in New South Wales genoss, davor, dass seine Reden genauer unter die Lupe genommen wurden.
    »Niemand würde je auf den Gedanken kommen, diesen Mann Sträfling zu nennen, findest du nicht? Sieht er nicht herrschaftlich aus?« Carrie konnte sich am ganzen Arthur nicht satt sehen. Wenn er im Hemd umherlief, schwärmte sie von seinen ansehnlichen Schultern und den schmalen Hüften.
    »Sie nennen ihn einen Verschifften. Niemand würde auf den Gedanken kommen, dahinter einen Geldfälscher zu vermuten«, brummte Penelope, die im Hause Hathaway in kürzester Zeit die feinen Nuancen kennengelernt hatte, mit welchen in der Sträflingskolonie Unterschiede gemacht wurden. Zwar waren alle Verurteilten mit einem Strafmaß angekommen, aber längst nicht jeder leistete sie im Sinne der Londoner Richter ab. Die wichtigste Zutat in diesem Handel hieß wohl Geld – wo es herkam, interessierte niemanden, jeder wusste, dass der Rum dahinterstand, und niemand brachte deswegen Einwände hervor, schließlich handelten alle irgendwie mit Rum. Doch längst nicht jeder Sträfling konnte Rum in den Mengen handeln, dass es ihm genug Geld für den gewissen Unterschied einbrachte. Mit den Essensrationen bekam jeder auch seine Rumration zugeteilt, wer klug war, konnte sie durch Tausch verdoppeln oder verdreifachen. Nur die Freien und Reichensprachen über Gallonen und konnten dafür Pferde kaufen. Oder Land – wie Arthur Hathaways Arbeitgeber, Rechtsanwalt Crossley, der vor Jahren die Frechheit besessen hatte, mit geplatzten Schecks Land zu kaufen. Als wegen Betrugs und Meineids verurteilter Sträfling war er nach Sydney gekommen und hatte sich mit beinahe allen Mächtigen nacheinander angelegt, was ihm ein Jahr in den Kohleminen eingetragen hatte. Gouverneur Macquarie jedoch mochte solche Querulanten und holte ihn aus der Mine. Mittlerweile konnte Crossley sich wieder seiner Arbeit im Gerichtsgebäude widmen, sehr zum Ärger von Richter Ellis Bent, der keinen Grund sah, weshalb ein wegen Meineids verurteilter Jurist sich an der Vertretung des Rechts beteiligen sollte. Sicher hatte es nur wenig mit Zufall zu tun, dass Arthur ausgerechnet bei Crossley eine Anstellung gefunden hatte. Als geschickter Schreiber erledigte er Crossleys Papierkram. Penelope dachte heimlich, dass sich da die rechten zwei gefunden hatten. Wie amüsant es doch war, sich am Abend die erlauschten Gerüchte und Geschichten ins Gedächtnis zu rufen und mit bekannten Gesichtern zu einem Netz von neuen Geschichten zu verknüpfen. Dann lag sie mit Carrie auf dem Bett, trank Rum und lachte über Späße, die sie gehört hatten. Ihr neues Leben gefiel ihr.
     
    Es war ein bizarres kleines Leben, das man im Hause Hathaway führte. Mrs. Hathaway bezeichnete sich als

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