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Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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zu klein und beengt, es stammte aus den ersten Tagen der Siedlung und erinnerte an die Zeiten von Elend und nacktem Überleben … Auch wenn inzwischen Blumen und Sträucher um die Baracken herum wuchsen und fleißige Helfer Wege angelegt hatten, so waren die Gebäude baufällig. Unfriede herrschte unter den Pflegern. Wer sich nicht wehren konnte, ging unter. Penelope hatte sich vorgenommen, mutig zu sein, und als eine der Pflegerinnen sie heimtückisch zu Fall brachte, drehte sie sich um und prügelte mit ihrer Krücke auf die Frau so lange ein, bis Redfern herbeigeeilt kam und die Streitenden trennte.
    »Sie ist eine schlechte Person!«, klagte Mrs. Briggs, die Aufseherin der Frauenabteilung. Sie selber war wegen Heiratsschwindels deportiert worden und hatte auch in diesem Jahr vergeblich auf einen Löseschein gewartet. »In die Minen gehört sie, sobald ihr verdammtes Bein sie wieder trägt. Solche Personen gehören alle in die Minen, das habe ich Dr. Wentworth schon oft gesagt, doch er glaubt ja an das Gute im Menschen.«
    »Mrs. Briggs, was reden Sie da nur für einen Unsinn! So eine zarte Frau kann man doch nicht in die Minen stecken«, sagte eine Damenstimme entrüstet.
    »Pah – zarte Frau! In die Minen hab ich schon ganz andere gehen sehen, wenn sie es verdient haben.«
    »Diese hat es nicht verdient. Wir wissen doch alle, dass die Londoner Urteile bisweilen –«
    »Madam, sie ist wegen Abtreibung verurteilt worden. Das ist kein Kavaliersdelikt.«
    »Wie tragisch. Sehr tragisch …«
    Die sanfte Stimme verklang im vormittäglichen Konzert aus Blätterrauschen, Vogelgesang und Dienstbotengeplapper im Takt des Wäschestocks, den ein Mädchen im Waschbottich springen ließ. Elizabeth Macquarie hatte sich nach ihrem täglichen Hospitalbesuch auf der Bank unter dem Fenster niedergelassen und rührte Zucker in ihren Tee. Penelope reckte den Hals, um mehr von der schönen Frau mitzubekommen. Nur undeutlich konnte sie vom Fenster aus das sorgfältig gesteckte Haar erkennen, die Züge blieben verschwommen. Doch strahlte sie eine ruhige Eleganz aus, so dass Penelope kaum den Blick von ihr reißen konnte. Und sie war nicht allein. Die Schafzüchterin aus Parramatta, Elizabeth MacArthur, saß bei ihr und drehte den Sonnenschirm so, dass er ihnen noch besser Schatten bot.
    »Schlechte Menschen bessern sich nicht. Diese Kolonie ist voll von schlechten Menschen.« Mrs. Briggs blieb starrsinnig und schien nicht zu merken, dass sie gerade auch über sich selbst geurteilt hatte. Neben den Damen zu sitzen hatte sie wohl übermütig gemacht, und sie vergaß, dass sie immer noch das braune Kleid unter ihrer Schürze trug. Keine der beiden ließ sie das spüren.
    Penelope zog sich noch ein Stück am Fenster hoch. Die Schienen waren abgenommen worden, nachdem die Schwellung am Knie abgeklungen war und sich herausgestellt hatte, dass das Bein nicht gebrochen war. Nunmusste sie wieder laufen lernen, und einem heimlichen Gönner hatte sie es zu verdanken, dass man ihr dafür mehr Zeit gab als jedem anderen Sträfling.
    »Mrs. Briggs möchte vielleicht die Minen mal besuchen, damit sie weiß, was sie da für einen Unfug redet.« Mrs. MacArthur hatte eine patente, handfeste Art, ihre volle Teetasse vom Tischchen zu nehmen, ohne auch nur einen Tropfen zu verschütten. »Sie sollten lieber mit uns zusammen überlegen, wo wir diese arme Person sinnvoll unterbringen. Immerhin ist sie freigesprochen worden, und ich möchte nicht wissen, was ihr blüht, wenn Dr. Wentworth sie aus dem Hospital entlässt.«
    »Aber was kann sie denn schon groß arbeiten? Schauen Sie ihre Hände doch an! Sicher wird sie als Nächstes –« Die Aufseherin ließ nicht locker mit ihren Verunglimpfungen, doch die Dame hatte jetzt genug von ihr, sie drehte sich in ihrem Stuhl so, dass Mrs. Briggs nur noch ihren Rücken zu sehen bekam, und unterhielt sich mit ihrer Freundin weiter.
    »Sie ist zu fein gebaut, auf dem Hof kann ich so was nicht gebrauchen. Und aus der Stadt – solche Leute verstehen nichts von Tieren. Für meine Kinder suche ich eine freie Siedlerin. Keinen Sträfling. Erziehung ist zu wichtig, als dass man es in irgendwelche Hände legt … was macht man nur mit solch einer Frau? Sie schicken uns jahraus, jahrein diese Stadtmenschen und verlangen, dass aus deren Händen ein Land entsteht, und dann muss ich mit ansehen, wie sie mein Gemüsebeet ruinieren, weil sie Karotten nicht von Unkraut unterscheiden können.«
    »In Toongabbie ist kürzlich eine

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