Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga
Schulter. Im hilflosen Versuch, die Schulter zu bedecken, glitt das Kleid noch tiefer.
»Nein, nicht kalt«, flüsterte sie, doch da hatte er auch schon ihre nackten Schultern gepackt und versengte sie mit heißen Händen.
»Heirate mich …« Liam presste sie an sich, er drückteseinen Mund auf ihr Gesicht, und wieder stieß er »Heirate mich« hervor. Ihr Unterleib verkrampfte sich, als sie fühlte, wie sich das, wovon sie letzte Nacht geträumt hatte, hart zwischen ihre Beine drängte. Gier hat viele Gesichter – von der Heftigkeit dieser Gier hatte Penelope nichts geahnt, sie überwältigte sie einfach.
Statt Liam von sich zu stoßen, kam sie ihm entgegen. Sie fand seinen Mund und verschmolz mit ihm für einen langen Augenblick, der keine Erfüllung brachte, sondern alles nur noch dringender werden ließ … Vielleicht nannte man noch Kuss, was ihre Münder miteinander taten – nein, sie verlor ihre Unschuld und stand vor den Toren der Hölle, und Liam hielt den Schlüssel in der Hand. Seine Linke glitt über ihren geschundenen Rücken, mit der Rechten raffte er ihre Röcke hoch, und als sie sich in einem kurzen Moment der Furcht wehrte, wusste seine Zunge sie zu überzeugen, dass sie ihn wollte – jetzt.
Als Liam sie hochhob, umschlang sie ihn mit beiden Beinen. Mit ihren ungeschickten Händen suchte sie ihn, damit es schneller ging. Das Keuchen trank er von ihren Lippen, erstickte es dann mit seinem Mund, forderte mehr, hielt ihren bebenden Körper fest an sich gedrückt, während seine Hand sich zwischen ihren Beinen einen Weg bahnte. Er musste ihr so keine Gewalt antun, als er endlich zu ihr kam.
Penelope verlor den Boden unter den Füßen, löste sich auf zwischen der Taukiste, gegen die er sie geschoben hatte, und seinen kräftigen Hüften, die ihr einen raschen Rhythmus vorschlugen, dem zu folgen ganz einfach war. Sie trieb auf den Wellen der Wolllust, fühlte nichts mehr – keinen Schmerz, keine Kälte, keinen Widerwillen, selbst die Furcht verschwand.
Als sie ihn von ihr wegrissen, blieb sie benommen auf der Kiste liegen. Taub für das Geschrei der Aufseher, taub auch für die Peitschenhiebe, die Liams Haut in Fetzen rissen. Kein Laut entwich seiner Kehle.
»Hat dir niemand gesagt, dass das Vögeln hier verboten ist?«, fragte Mike und zog sie von der Kiste. »Eigentlich kostet es Hiebe für Huren …« Er schüttelte sie am Arm und zwang sie, vor ihm stehenzubleiben. »Aber du merkwürdiges Weib dauerst mich, verflucht. Ich erspar dir das.« Als sich etwas wie Mitgefühl in seinen sonst so harten Blick mischte, begann Penelope zu weinen – das erste Mal, seit sie an diesem hoffnungslosen Ort lebte.
»He, Mädchen«, fuhr Mike sie an. Das Schütteln verlor an Heftigkeit, schließlich hielt er sie nur noch mit beiden Händen, statt ihr weh zu tun. »Hat er dich wenigstens gut gevögelt? Manchmal hat man nur das eine Mal.«
Was so hässlich klang, war wohl nett gemeint. Mike zupfte an ihren Lumpen, bis sie die nackte Brust bedeckten und ihre Scham verbargen. Sie wagte es, ihn anzuschauen, wischte sich die Tränen aus den Augen. Sein Gesicht bekam Konturen, sie erkannte einen stoppeligen blonden Bart und tiefe Falten, die sich in die Wangen eingegraben hatten, wässrige Augen, die sie musterten. Seine unerwartete Freundlichkeit brachte sie schier um den Verstand. Bevor es von irgendwem Fragen oder die Forderung nach Bestrafung geben konnte, hatte Mike sie zur Luke gebracht und nicht so brutal wie sonst über die Stufen nach unten gezogen. Das Schlafdeck war leer, die Frauen klapperten oben mit ihren Näpfen und stritten sich um ihre Portion Eintopf.
»Der Teufel weiß, was dich hierherbringt, Mädchen. Aber du hast das nicht verdient«, brummte Mike. »Sie hättendich aufhängen sollen, das erspart verdammtes Leiden.«
Er ließ ihr keine Zeit, über diesen Satz nachzudenken. Mikes Laterne zeigte, wohin er sie brachte. Und als sich neben dem Scheißeimer die eisernen Fesseln um ihre Handgelenke schlossen, war im Licht der Laterne sein Gesicht so reglos wie sonst auch. Die Ketten rasselten, während er ihren Sitz überprüfte. Schließlich richtete er sich so weit auf, wie es bei seiner Körpergröße unter Deck möglich war, und sagte: »So.«
Dann ging er – ein gebückter Schatten, der nichts zurückließ.
Panik stieg in ihr auf. Penelope rappelte sich hoch, versuchte ihm hinterherzulaufen. Ein törichter Versuch, denn die Fesseln waren in der Holzwand verankert. Sie stolperte erst über
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