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Der Duft der Rose

Der Duft der Rose

Titel: Der Duft der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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die Wange des Säuglings strich, und eine geradezu unglaubliche Erkenntnis dämmerte ihr. »Du bist auf Henris Vorschlag nicht wegen des Geldes eingegangen, sondern weil du Kinder und eine Familie wolltest.«
    Statt einer Antwort nickte Sophie nur. Ghislaine war sicher, dass Henri davon nichts wusste. Für ihn war es einfach ein Pakt gewesen. Über die tieferen Motive, über die Gefühle und Sehnsüchte, die in Sophie schlummerten, hatte er sich bestimmt keine Gedanken gemacht. Und wenn Sophie eine Familie wollte, dann war Versailles mit all seiner oberflächlichen Pracht tatsächlich der falsche Ort für sie.
    Ghislaine streckte die Hand aus und legte sie auf Sophies Arm. »Versailles kann eine Chance sein. In vielerlei Hinsicht. Die solltest du dir nicht entgehen lassen. Aber wenn du herausfindest, dass du dich dort wirklich nicht wohlfühlst, dann komm zu mir. Hier bist du immer willkommen. Das sind keine leeren Worte, Sophie. Ich würde mich freuen, eine Freundin zu haben, mit der ich alles teilen kann.«
    Sophie nickte wieder, aber Ghislaine spürte, dass die junge Frau dieses Angebot nicht annehmen würde. Sie wollte nicht am Rande stehen und anderen beim Leben zusehen. Sie wollte selbst leben und ihre Träume verwirklichen. Etwas, was ihr Ghislaine nicht verdenken konnte.
    Sie stand auf und nahm den kleinen Jacques aus der Wiege, der gerade aufgewacht war. »Wie auch immer, Sophie, die Entscheidung liegt bei dir.«

26
    Am nächsten Abend saß Nicholas mit Ghislaine in der Bibliothek. Henri war mit Sophie nach der Taufe abgereist, die Zwillinge lagen satt und zufrieden in ihren Wiegen. Zum ersten Mal seit dem Brand und Jacques' Tod war die Stimmung einigermaßen entspannt, und Nicholas beschloss, die Gelegenheit zu nutzen. »Wir müssen reden.«
    »Ja, das glaube ich auch.« Sie wirkte von seinen Worten nicht sonderlich überrascht. Vielleicht hatte sie sich gerade einen ähnlichen Gesprächsbeginn überlegt.
    Er holte tief Luft. »Ich habe dich belogen.«
    Ihr Blick glitt über sein Gesicht, das in den letzten Tagen hager geworden war, wie er beim Rasieren selbst festgestellt hatte. »Und in welcher Hinsicht?«
    »Über meine Vergangenheit. Über die fehlenden Zeugnisse.«
    Sie schlang die Finger ineinander. »Wenn ich mich richtig erinnere, hast du mir dafür überhaupt keine Begründung genannt.«
    Er ignorierte ihren Einwurf. »Meine Dienstgeber entließen mich, weil auf ihren Besitzungen Feuer ausbrach und sie mich dafür verantwortlich machten. Mein Name war in der Bretagne so bekannt, dass mir nichts anderes übrig blieb, als in den Süden zu gehen. Ich dachte, hier hätte ich Ruhe. Hier kennt mich niemand. Aber offenbar hat mich mein Fluch wieder eingeholt.«
    Sie runzelte die Stirn. »Aber du hattest doch bestimmt nichts mit den Bränden zu tun.«
    Als ob das eine Rolle spielte. »Niemand glaubte mir. Ich war als Brandstifter bekannt oder zumindest als jemand, der das Feuer anzieht. Als Brandteufel.«
    »Lächerlich. Warum solltest du das tun?«
    Die Worte klangen so einfach, so klar. Dennoch war er mit ihnen stets auf taube Ohren gestoßen. »Das habe ich auch immer gesagt, aber keiner wollte mir zuhören. Sie entließen mich, peitschten mich aus oder jagten mich davon.« Er sah sie fest an. »Und auch hier beginnt die Gerüchteküche zu brodeln. Ich war nicht im Verwalterhaus, als der Brand entdeckt wurde und die Männer mich suchten.«
    »Du warst bei mir«, stellte sie fest. »Ich habe kein Problem damit, das öffentlich zu machen.«
    »Aber ich hätte vorher noch das Feuer legen können.« Er sah sie an. »Und da viele von unserer Affäre wissen, habe ich diesmal für Sie auch einen Grund - den Tod deines Ehemannes.«
    »Das behaupten sie?« Fassungslosigkeit klang in ihren Worten mit.
    »Ja. Und deshalb muss ich gehen. Ich kann dich nicht weiter gefährden.« Diese Entscheidung hatte er in den schlaflosen Nächten getroffen, die dem Brand gefolgt waren.
    »Aber ... du liebst mich doch«, flüsterte sie verständnislos.
    »Eben deshalb. Ich glaube nicht an Flüche und Magie. Jemand hasst mich, jemand verfolgt mich, und ich kann nicht riskieren, dass du dadurch in Gefahr gerätst.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wenn es stimmt, was du behauptest, dann wird er es wieder tun. Du solltest ihn stellen, sonst hast du nie Ruhe. Ich kann dir helfen, den Mann zu finden. Ich kann Versammlungen einberufen und ...«
    Er unterbrach sie mit einer Handbewegung. »Sie würden dir nicht glauben. Ganz im Gegenteil.

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