Der Duft der Rose
zu genießen, das sie gerade erlebten.
Das Glück hat mich also doch gefunden, dachte Ghislaine. Endlich würde alles gut werden, und die Schmerzen, die ihre Seele seit Ewigkeiten quälten, hatten ein Ende. Sie richtete sich auf und sah Nicholas an. Er öffnete die Augen, und ein träges Lächeln erschien auf seinen Lippen, das einen Pfeil neuerlicher Begierde in ihren Unterleib schickte. All die Dunkelheit, die ihn umgeben hatte, war verschwunden, und zurück blieb ein unwiderstehlicher Mann. Ein Mann, der für seine Liebe zu ihr einen Großteil seiner Überzeugungen und seines Stolzes geopfert hatte. In diesem Moment schwor sich Ghislaine, dass sie alles tun würde, damit er es niemals bereuen musste.
»Meine Rose«, murmelte er und strich mit dem Finger von ihrer Wange zu ihrer Unterlippe. Sie öffnete den Mund und berührte seinen Finger spielerisch mit der Zunge. Sein Lächeln vertiefte sich, als sie daran zu saugen begann. »Wunderschön und unersättlich.«
»Nun ja, Monsieur Levec, deshalb liebt Ihr mich doch.« Sie klimperte kokett mit den Wimpern. »Und natürlich will ich Euch nicht enttäuschen.« Sie glitt über ihn und presste ihre feuchte Spalte auf seine bereits zu neuem Leben erwachende Rute. »Schließlich sollt Ihr Euren Entschluss nicht bereuen.« So leicht und oberflächlich sie diese Worte aussprach, so ernst war es ihr damit. Sie hob die Hüften, griff nach dem harten Schaft und führte die Kuppe an ihre Pforte. Langsam sank sie auf ihn, die Augen die ganze Zeit auf sein Gesicht gerichtet.
Seine Hände griffen nach ihren Hüften. »Das werde ich nicht, meine Rose, nicht solange noch ein Funken Leben in mir ist.«
Ein Geräusch ließ Ghislaine hochfahren. Seit der Geburt der Zwillinge hatte sie einen leichten Schlaf. Angespannt lauschte sie. Von den angrenzenden Zimmern kam kein Laut, aber draußen auf dem Hof waren Stimmen zu vernehmen. Sie stand auf und ging zum Fenster. Schon während sie die Vorhänge beiseiteschob, merkte sie, dass etwas nicht stimmte. Orangeroter Lichtschein erhellte die Nacht.
Feuer!, dachte Ghislaine nach einem Schreckensmoment entsetzt. Sie lief zum Bett zurück und schlüpfte hastig in Rock und Bluse. Dann rüttelte sie Nicholas an der Schulter. »Wach auf, es brennt.«
Er blinzelte verschlafen, aber dann erreichten ihre Worte seinen Verstand. Alle Farbe wich aus seinem Gesicht. »Es brennt? Wo?« Er sprang auf und stieg in seine Kleider.
»Ich weiß nicht genau. Der Feuerschein kam aus der Richtung der Stallungen.« Sie rannten Seite an Seite die Treppe hinab und über den Hof zu den Nebengebäuden. Das Feuer der brennenden Dächer erhellte die Nacht, es stank nach Rauch. Ascheteilchen flogen durch die Luft, und das ängstliche Wiehern der Pferde wurde immer lauter, je näher sie kamen.
Männer und Frauen hatten vom Brunnen zum Brand hin zwei Reihen gebildet und reichten sich mit Wasser gefüllte Eimer an.
Nicholas überholte Ghislaine und lief zu den Männern. Worte wurden gewechselt, die nicht sehr freundlich zu sein schienen, aber sie verstand keine Einzelheiten. Hastig stellte sie sich neben eine Frau und nahm den leeren Eimer, um ihn dem Nachbarn zu reichen. Dabei beobachtete sie, wie Nicholas weiterlief und seine Konturen schließlich von den Rauchschwaden verschluckt wurden.
Pferde galoppierten panisch an ihr vorbei. Als Ghislaine begriff, dass Nicholas mit ein paar anderen Männern in die brennenden Stallungen eingedrungen sein musste, um die Pferde zu retten, schnürte ihr die Angst um ihn die Kehle zu. Sie wollte gerade die Reihe verlassen, als Jacques an ihr vorbeirannte, ohne sie zu sehen. Sein langes weißes Nachthemd flatterte um ihn herum.
»Jacques, bleib stehen!«, schrie Ghislaine und lief ihm nach. Er steuerte auf das Eingangstor der Stallungen zu, hinter dem die Flammen wüteten. Natürlich hörte er nicht auf sie.
»Ich hole ihn, Comtesse.« Laurent hetzte an ihr vorbei und verschwand in dem Inferno.
Ghislaine blieb mit hängenden Schultern stehen. Der Rauch biss in ihren Augen und kratzte in ihre Lunge. Eine Gestalt tauchte auf, und voller Erleichterung erkannte sie Nicholas. Hinter ihm stolperten weitere Männer ins Freie.
Er kam zu ihr, beugte sich vor und stützte die Hände auf die Knie, ehe er zu husten begann. Sein Hemd wies Brandlöcher auf, das Haar war versengt und sein Gesicht rußverschmiert. »Wir haben sie alle draußen.« Seine Worte wurden von einem neuerlichen Hustenanfall erstickt. Er fuhr sich mit dem Unterarm
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