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Der Duft der Rose

Der Duft der Rose

Titel: Der Duft der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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konnte. Schon oft hatte er ihr Szenarien unterbreitet, die ihr die Freiheit geben würden. Er war ein mächtiger Mann, sein Wort galt hier im Landstrich wie das des Königs in Versailles. Niemand würde daran zweifeln, dass Jacques' Tod ein tragischer Unfall war, wenn er es so darstellte.
    »Sag nichts, Henri. Ich kenne alle deine Worte. Sie stoßen auf taube Ohren.« Sie ließ Henris Hände los und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ebenso wie dein Vorschlag, mich von einem von dir ausgewählten Hengst bespringen zu lassen in der mageren Hoffnung, ein Kind zu empfangen. Ich würde dir wirklich gerne helfen, aber mit dieser Idee kann ich mich nicht anfreunden. Es wird dir wohl nichts übrig bleiben, als dich tatsächlich rechtmäßig zu verheiraten, wenn du einen Erben willst.«
    Henri seufzte. »Ich weiß. Trotzdem wollte ich mit dir darüber gesprochen haben.« Natürlich hatte er mit einem derartigen Ausgang der Unterhaltung gerechnet, aber das hieß nicht, dass er sich leichten Herzens damit abfand. Deshalb wechselte er das Thema. »Hast du schon einen neuen Verwalter gefunden?«
    Ghislaines Haltung entspannte sich. »Nein. Louis Marceau hat vor zwei Wochen das Verwalterhaus geräumt und ist zu seiner Tochter nach Grassieux gezogen. Er wollte zwar dafür sorgen, dass es einen Nachfolger gibt, aber daraus wurde nichts. Ich habe Martin Tessier beauftragt, sich vorläufig um alles zu kümmern, aber er kann sich bei den Männern nicht durchsetzen.«
    »Wenn ich von einem geeigneten Mann höre, schicke ich ihn zu dir.« Was vermutlich nicht viel ändern würde, denn ein fähiger Verwalter konnte sich seine Arbeitgeber aussuchen, und kaum einer wollte unter dem Regiment einer Frau stehen, ungeachtet der mehr als großzügigen Bezahlung. Er schlenderte zur Tür, und Ghislaine folgte ihm.
    »Weiß Vincent von deinen Plänen?«, kehrte sie zum ursprünglichen Thema ihrer Unterhaltung zurück und machte alles noch schlimmer, indem sie ihm liebevoll mit der Hand über die Wange strich.
    »Nein.« Er sah Mitgefühl in Ghislaines bernsteinfarbenen Augen aufflackern und setzte in der hochmütigen Art, für die er landauf, landab berüchtigt war, hinzu: »Aber was sollte das meinen Sekretär schon kümmern?«

2
    Ghislaine stand auf der Treppe, die zur cour d'honneur führte, wo Henris Kutsche gerade beladen wurde. Sie hatten sich bereits voneinander verabschiedet, dennoch wandte sich ihr Bruder noch einmal um, ehe er in die Kutsche stieg, und hob die Hand.
    Sie erwiderte den Gruß und blickte dem davonratternden Gefährt wehmütig nach. Im Grunde hätte sie Henri sein Anliegen übel nehmen müssen, aber sie war nicht böse. Er hatte einfach einen naheliegenden Versuch unternommen, um ein Ziel zu erreichen, das ihm wichtig war. Und Belletoile war ihm wichtiger als sein Leben. Das hatte sie immer schon gewusst, vermutlich lange vor ihm. Männer und ihre Besitzungen. Sie hingen an den Häusern, den Feldern, den Gärten als wären sie ein Stück ihrer Selbst. Sie verkauften ihren Namen dafür und oft auch ihre Ehre. Dass ausgerechnet ihr Bruder, der mit einer Frau niemals auch nur Händchen gehalten hatte, deshalb eine Ehe erwog, die natürlich auch vollzogen werden musste, entbehrte nicht einer gewissen Tragik, zeigte aber auch, wie entschlossen er sein Ziel verfolgen würde.
    Ghislaine wandte sich ab. Die Unterhaltung mit Henri hatte die quälende Sehnsucht nach einem Kind, die sie an der Wiege des kleinen Justin empfunden hatte, wieder aufleben lassen. Was, wenn es möglich wäre? Wenn sie noch nicht zu alt wäre? Wenn der Trank keine Schäden angerichtet hätte?
    Während sie zurück ins Schloss ging, kreisten ihre Gedanken nur um das eine. Sie musste sich Klarheit verschaffen. Sie würde Jeanne aufsuchen und mit ihr reden. Die Alte kannte sich in diesen Dingen aus. Wenn ihr jemand Antworten geben konnte, dann sie.
    Nachdem sie sich mit einem Blick in Jacques' Suite vergewissert hatte, dass er mit Laurent - seinem Aufpasser - in einem Kreis Zinnsoldaten hockte und selbstvergessen spielte, ließ sie sich Mantel und Haube bringen und machte sich auf den Weg. Ihrer Zofe gegenüber erwähnte sie einen Spaziergang. Niemand brauchte das Ziel dieses Spaziergangs zu kennen.
    Ihr Herzschlag raste, und das lag nicht an ihren eiligen Schritten. In weniger als einer Stunde würde sie Gewissheit haben, ob sie einen vergeblichen Traum nährte oder ob dieser Traum doch noch wahr werden könnte.
    Kurz nach ihrer Ankunft als Jacques'

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