Der Duft der Rosen
als er. Er hatte sie einmal ziemlich heftig angebaggert, in dem Coffeeshop, in dem sie damals gearbeitet hatte. Das war noch, bevor er ins Gefängnis kam. Er war betrunken und high gewesen. Liz hatte ihn geohrfeigt – etwas, das keine andere Frau je getan hatte. Er hatte sie nie vergessen.
“Ich dachte, sie ist verheiratet und lebt irgendwo in Orange County.”
“Inzwischen ist sie geschieden und vor ein paar Jahren zurück in die Stadt gezogen.”
“Tatsächlich?” San Pico war der letzte Ort, an dem Zach wohnen wollte. Er kam nur, um seinen Vater zu besuchen und auf der immer größer werdenden Farm zu helfen. “Grüß sie von mir.”
Innerlich lächelte er bei dem Gedanken, dass er wohl der Allerletzte war, von dem Liz Conners gern hören würde. Irgendwie hatte er angenommen, dass Liz der Typ Frau war, die einen Mann wie seinen Bruder durchschauen würde. Auf der anderen Seite konnte man über den Geschmack anderer Menschen nicht streiten.
Carson erwiderte nichts, sondern wandte sich wieder seinen Papieren auf dem Schreibtisch zu. Zach verließ das Arbeitszimmer ohne Abschiedsgruß und ging zu seinem Wagen. Er war überrascht, dass Carson von Lisa Doyle wusste, und es gefiel ihm nicht besonders. Er wollte nicht, dass Carson überhaupt irgendetwas von ihm wusste. Er traute seinem Halbbruder nicht, hatte ihm nie getraut.
Was auch immer Carson glauben mochte – Lisa war wirklich nicht sein Typ. Doch sie mochte scharfen und zügellosen Sex ebenso wie Zach, und so schliefen sie seit Jahren hin und wieder miteinander.
Er musste sich nicht erst ein Hotelzimmer nehmen, wenn er in der Stadt war, und Lisa musste sich keinen Wildfremden aus der Bar mit nach Hause nehmen, wenn sie Sex haben wollte.
Es war ein gutes Abkommen, von dem sie beide profitierten.
Elizabeth sah auf, als es klopfte. Die Tür ging auf, und ihr Chef Dr. Michael James steckte seinen Kopf herein. Michael, knapp einen Meter achtzig groß und mit sandfarbenem Haar und haselnussbraunen Augen, war Doktor der Psychologie. Vor fünf Jahren hatte er die Praxis eröffnet. Elizabeth arbeitete seit zwei Jahren für ihn. Michael war verlobt und wollte eigentlich heiraten, doch seit Kurzem schien er Bedenken zu haben, und Elizabeth war sich nicht sicher, ob er die Hochzeit durchziehen würde.
“Wie ist es mit Raul gelaufen?”, fragte er, denn auch er war ein Unterstützer des Jungen. Raul hatte so eine Art, sich beliebt zu machen, auch wenn man auf den ersten Blick den Eindruck hatte, dass er das Gegenteil versuchte.
“Er hat sich entschieden, an dem Programm teilzunehmen.”
“Das ist großartig. Wenn er dann auch nur dabei bleibt.”
“Er war ziemlich aufgeregt, glaube ich. Natürlich könnte Sam selbst einer Kuh noch Milch verkaufen.”
“Dann waren Sie also beeindruckt von der Farm. Das dachte ich mir.”
“Das Projekt ist wirklich weit gediehen. Carson hat wunderbare Arbeit geleistet.”
“Ja, das hat er. Auch wenn ich den Eindruck habe, dass er das alles nicht ohne Eigennutz tut. Kürzlich hörte ich das Gerücht, dass er für einen Sitz im Repräsentantenhaus kandidieren will.”
“Ich kenne ihn nicht sehr gut, doch er scheint sich um die Gemeinde zu kümmern. Vielleicht wäre er ganz gut für den Job geeignet.”
“Vielleicht.” Doch Michael schien nicht ganz überzeugt.
Sie sprachen noch über dieses und jenes, bis Dr. James das Büro verließ und das Telefon klingelte. Als Elizabeth sich meldete, erkannte sie Raul Perez' Stimme.
“Ich rufe wegen meiner Schwester an”, sagte er ohne weitere Erklärung. “Ich sah sie heute Morgen, nachdem Miguel zur Arbeit gegangen war. Sie war sehr verstört. Sie versucht es zu verbergen, doch ich kenne sie zu gut. Irgendetwas stimmt nicht. Könnten Sie vielleicht irgendwann heute dort haltmachen?”
“Tatsächlich wollte ich sowieso nach ihr sehen. Ich fahre heute Nachmittag vorbei. Ist deine Schwester zu Hause?”
“Ich denke schon. Ich wünschte, ich wüsste, was los ist.”
“Ich werde versuchen, es herauszufinden”, versprach Elizabeth und fragte sich beim Auflegen, worum es sich handeln mochte.
Bei ihrem Beruf, in dem sie mit Gewalt in der Familie, Drogen, Raub und sogar Mord zu tun hatte, brauchte es schon einiges, um sie zu überraschen.
DREI
E s war nach fünf. Elizabeth schloss die Praxis und bahnte sich ihren Weg durch den Feierabendverkehr. Der war zwar nicht zu vergleichen mit der endlosen Schlange von dicht an dicht fahrenden Fahrzeugen auf den Freeways von
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