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Der Duft der Rosen

Der Duft der Rosen

Titel: Der Duft der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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seiner Verwandten lebten weiter nördlich im San Joaquin Valley bei Modesto.
    Marias Mutter war gestorben, als sie vierzehn war, und ihren Vater hatte sie niemals kennengelernt. Als ihre Mutter noch lebte, hatte sie ihr erzählt, dass er sie verlassen hätte, als Raul geboren wurde, und dass ihn seitdem niemand mehr gesehen hätte.
    Ohne ihre Eltern oder irgendjemand anders, der für sie sorgte, hatten sich Maria und Raul einem Paar namens Hernandez angeschlossen, Wanderarbeitern, die von Farm zu Farm übers Land zogen. Zu einem ihrer Jobs gehörte die Mandelernte auf der Harcourt-Farm, und dort hatten Maria und Miguel sich kennengelernt. Maria war noch keine fünfzehn gewesen und ihr Bruder erst dreizehn. Miguel Santiago wurde ihre Rettung.
    Sie heirateten einen Tag nach ihrem fünfzehnten Geburtstag, und als die Wanderarbeiter weiterzogen, blieben sie und Raul bei Miguel auf der Farm. Obwohl er kaum genug zum Leben verdiente, gab es genug zu essen, und Raul konnte zur Schule gehen. Das erste Jahr nahm er gewissenhaft am Unterricht teil, doch weil ihm die anderen Kinder weit voraus waren, rebellierte er bald und weigerte sich, weiter den Unterricht zu besuchen.
    Er fing an, lange wegzubleiben und sich mit zwielichtigen Typen herumzutreiben. Schließlich brachte er sich in Schwierigkeiten und wurde in ein Pflegeheim gesteckt. Am Ende landete er in einer Jugendstrafanstalt. Doch jetzt würde er bald bei Teen Vision dabei sein.
    Es schien, als ob ein Wunder geschehen wäre.
    Ein Weiteres war vor zwei Monaten geschehen, als Marias Mann zu einem der vier Vorarbeiter auf der Farm befördert worden war. Er hatte eine Gehaltserhöhung bekommen, und ihm wurde das Haus zur Verfügung gestellt.
    Ein sehr hübsches Haus, dachte Maria erneut, als sie den Gürtel ihres Bademantels löste und ihn über einen Stuhl warf. In ihrem kurzen weißen Nylon-Nachthemd, das sich über ihrem immer größer werdenden Bauch spannte, ging sie zu Bett und wünschte, dass Miguel nach Hause käme. Doch er arbeitete oft spät in den Feldern, und sie hatte sich eigentlich daran gewöhnt.
    Nur in letzter Zeit wurde sie ängstlich, wenn er nicht nach Hause kam und es immer später wurde.
    Sie warf einen Blick auf das Bett mit seiner komfortablen Matratze in Übergröße. Es war größer als alles, worin sie vorher geschlafen hatte.
    Sie sehnte sich danach, unter die Decke zu schlüpfen, ihren Kopf auf das Kissen zu legen und langsam in den Schlaf zu gleiten. Sie war so müde. Ihr Rücken schmerzte, und die Füße brannten. Bestimmt würde sie heute Nacht schlafen und nicht wieder aufwachen, bis Miguel nach Hause kam. Bestimmt würde das, was ihr letzte Woche und vorletzte Wochen widerfahren war, heute Nacht nicht passieren.
    Es war nach Mitternacht und das Haus völlig still, als sie den hübschen gelben Überwurf zurückzog, sich hinlegte und die dünne Bettdecke bis unters Kinn zog.
    Sie konnte die Grillen im Feld hören, und das rhythmische Zirpen beruhigte sie. Das Kissen unter ihrem Kopf fühlte sich weich an. Ihr offenes schwarzes Haar kitzelte ihre Wange, als sie ihre Lage veränderte, und die Augen fielen ihr zu.
    Eine Zeit lang döste sie friedlich, ohne das merkwürdige Knirschen und Stöhnen oder die leichte Veränderung der Atmosphäre zu bemerken. Dann wurde die Luft dichter, stickiger, und das beruhigende Zirpen der Grillen hörte abrupt auf.
    Maria riss die Augen auf. Sie starrte zur Decke hinauf. Ein schweres Gewicht auf ihrer Brust schien sie niederzudrücken. Sie hörte das merkwürdige Stöhnen und das Knarren, das nicht vom Wind stammen konnte. In der Dunkelheit des Schlafzimmers stieg ihr der erstickende Geruch von Rosen in die Nase, und ihr wurde übel.
    Der Verwesungsgestank hüllte sie geradezu ein, schien sie auf die Matratze zu drücken und ihr die Luft aus den Lungen zu pressen. Sie wollte sich aufsetzen, konnte sich aber nicht bewegen. Sie versuchte zu schreien, doch kein Laut entwich ihrer Kehle.
    Oh Madre de Dios! Muttergottes, beschütze mich!
    Sie hatte solche Angst! Sie verstand nicht, was hier vor sich ging. Sie wusste nicht, ob das, was sie fühlte, real war, oder ob sie ihren Verstand verlor. Ihre Mutter hatte an einem Tumor gelitten, der letztlich zu ihrem Tode führte. Kurz vor ihrem Ende hatte sie fantasiert, wirres Zeug geredet und sich Dinge eingebildet.
    Was geschah nur mit ihr?
    Sie drehte sich im Bett herum und versuchte sich aufzusetzen, doch ihr Körper blieb wie festgefroren auf dem Bett liegen. Etwas

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