Der Duft der Rosen
fing wieder an zu weinen.
Elizabeth erhob sich. “Nein, das werden Sie nicht”, sagte sie fest und konnte damit Marias Tränen für den Moment stillen. “Sie werden nicht sterben. Doch um sicherzugehen, dass Sie keinen Tumor haben, werde ich einen Termin in der Klinik für Sie ausmachen. Dr. Zumwalt kann eine Computertomografie vornehmen lassen. Falls irgendwas nicht in Ordnung sein sollte, wird er das daraus ersehen können.”
“Wir haben nicht das Geld, um das zu bezahlen.”
“Die Gemeinde wird das übernehmen, wenn Dr. Zumwalt die Untersuchung für nötig hält.”
“Wird es wehtun?”
“Nein. Sie machen nur eine Aufnahme vom Inneren Ihres Kopfes.”
Maria erhob sich. “Sie müssen mir versprechen, es nicht Miguel zu sagen.”
“Ich werde es Ihrem Mann nicht sagen. Das hier bleibt zwischen Ihnen und mir.” Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, was Miguel Santiago sagen würde, wenn er davon hörte, dass seine junge Frau glaubte, in ihrem Haus spuke es.
“Werden wir morgen zu der Klinik fahren?”
“Ich rufe Sie an, sobald ich einen Termin habe. Dann hole ich Sie ab und bringe Sie höchstpersönlich dorthin.”
Maria gelang ein klägliches Lächeln. “Danke.”
“Raul wird mich fragen, ob es Ihnen gut geht.”
“Sagen Sie ihm, ich wäre okay.”
Elizabeth seufzte. “Ich sage ihm, dass ich Sie zu einem Check-up bringe. Nur um sicherzugehen, dass alles in Ordnung ist mit Ihnen.”
Sie nickte und warf einen Seitenblick in Richtung Schlafzimmer. “Bitten Sie ihn, es nicht Miguel zu sagen.”
Carson Harcourt hielt vor dem zweigeschossigen Apartmentgebäude, stieg aus dem Mercedes und ging zu Apartment B. Die Gegend war ruhig, die Nachbarschaft eine der sichersten in der Stadt. Er war nur wenige Minuten zu spät dran und nahm an, dass Elizabeth sowieso noch nicht fertig war.
Das waren Frauen nie.
Er klopfte kurz an die Tür und wunderte sich, als eine ausgehbereite Elizabeth Conners ihm öffnete.
Carsons Blick wanderte über ihr bodenlanges dunkelblaues paillettenbesetztes Kleid, und er ertappte sich dabei, wie er lächelte. Seine spontane Einladung zu der Benefizveranstaltung entpuppte sich als genialer Einfall. Natürlich hatte er bemerkt, dass sie hübsch war. Er hatte geahnt, dass sie in etwas anderem als diesen langweiligen, wenn auch professionellen Kostümen weitaus mehr hermachen würde.
“Du siehst hinreißend aus”, sagte er und meinte es auch so. Sie war ein bisschen größer als der Durchschnitt und schmal gebaut. Während er ihr figurbetontes Kleid bewunderte, bemerkte er, dass sie schöne volle Brüste hatte, seidige Schultern, eine schmale Taille und schön geschwungene Hüften.
Ich hätte das schon früher tun sollen, schalt er sich selbst.
“Danke für das Kompliment. Du siehst selber ganz flott aus, Carson.”
Er lächelte. Er sah immer gut aus im Smoking. Das Schwarz betonte seine blonden Haare und blauen Augen, und mit dem einen geschlossenen Knopf kamen seine breiten Schultern gut zur Geltung. Er war erst seit wenigen Minuten an der Luft, doch schon schwitzte er unter dem weißen Hemd.
“Lass uns gehen. Im Wagen ist es kühler.”
Elizabeth nickte und hakte sich bei ihm ein. Carson führte sie zu seinem Wagen und half ihr beim Einsteigen. Die Klimaanlage arbeitete auf vollen Touren, sobald er den Schlüssel in der Zündung umdrehte. Es war lange her, dass er Zeit gehabt hatte für weibliche Gesellschaft. Er blickte kurz hinüber zu Elizabeth und dachte, dass es vielleicht an der Zeit wäre, das zu ändern.
Die Benefizveranstaltung war in vollem Gange, als sie ankamen. Carson führte Elizabeth durch die wogende Menge, während er hier und da lächelnden Gesichtern zuwinkte. Er hielt an einer Bar und orderte ein Glas Champagner für Elizabeth und einen Scotch mit Soda für sich selbst. Sie hielten Small Talk mit einigen Gästen, darunter Sam Marston, dem Leiter von Teen Vision, sowie Dr. und Mrs. Lionel Fox, zwei der größten Förderer der Organisation, beide Highschool-Betreuer.
“Elizabeth! Ich wusste nicht, dass du auch hier sein würdest!” Das war Gwen Petersen. Sie war mit ihrem Mann Jim da, Bereichsleiter der Wells Fargo Bank. Offenbar war sie eine gute Freundin von Elizabeth.
“Ich hatte auch nicht vor zu kommen, bis Carson so nett war, mich einzuladen. Ich wollte dich anrufen. Aber ich hatte einfach so viel zu tun.”
Gwens Blick wanderte von Elizabeth zu Carson und blieb an ihm haften, als ob sie die beiden als Paar abschätzen wollte.
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