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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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derart voll gepackter Karren nicht einen Millimeter bewegen würde.
    »Warum wird der Sack hier verstaut und nicht bei den anderen Lebensmitteln?«, hatte sie Ludwig gefragt. »So ein Gewicht auf der Deichsel ist doch eher hinderlich, oder?«
    »Das wirst du gleich sehen.« Er drehte sich zu John um. »Hol mir den Hendrik! Es geht los!«
    John war wenige Minuten später mit einem zarten jungen Mann von gelbbrauner Hautfarbe zurückgekommen. »Das ist Hendrik, unser Ochsenwächter, der beste von Keetmanshoop, sagt man.« Hendrik starrte kommentarlos auf den Boden, die Peitsche in seiner Hand hing schlaff herunter. Ludwig trat zu ihm, und sofort rückte Hendrik ein Stück von ihm ab.
    »Hendrik hat unseren Ochsen beigebracht, auf ihre Namen zu hören.«
    »Die Ochsen hören auf ihre Namen?« Die Männer woll ten sich wohl einen Scherz mit ihr erlauben. »Ich verstehe, genauso wie Schweine und Kühe, vielleicht auch Nashörner und Elefanten, ja?«
    »Das werden Sie gleich sehen«, mischte sich John ein. »Leider mussten wir zu den unsrigen ein paar fremde Ochsen dazumieten, das verfälscht den Eindruck.«
    »Hendrik hat den prächtigen Kerlen genau die richtigen Namen verpasst«, hatte Ludwig erklärt und ihr zugezwinkert, während sich Hendrik auf den Sack setzte und die Ochsen mit ihren Namen rief.
    Und wirklich hatten sich Napoleon, Admiral Nelson, Goethe und Schiller zu Fannys großer Verblüffung auf ihre Namen hin erhoben.
    John trabte auf einem Fuchs neben dem Ochsentreck her und vergewisserte sich, dass nichts herunterfiel oder locker wurde. Außerdem beaufsichtigte er fünf weitere Schwarze, die den Zug zu Fuß begleiteten.
    Kaum hatten sich die zwölf Ochsenpaare in Bewegung gesetzt, wirbelten sie rötlichen Staub auf, den der Wind fein auf Fannys Kleid, ihrem Gesicht und in den Haaren verteilte. Sowohl ihr Korsett wie auch ihr weißes, mittlerweile schon reichlich verknittertes und vom Salzwasser ruiniertes Kleid kamen ihr nun vollkommen lächerlich vor. Sie hätte es gern aufgeschnürt und ausgezogen, denn es scheuerte auf der Haut und verstärkte das Schwitzen. Sie war nur froh, dass sie in ihrer Truhe noch einen weiteren großen Hut gehabt hatte, denn die Sonne schien brennend auf sie herunter. Sie beneidete die Männer um ihre locker sitzenden Hemden mit den hochgekrempelten Ärmeln. Ja, sogar Hendrik um das lose hängende hellbraune Fell, das er trug. Alles war besser, als hier in Salonkleidern herumzulau fen. Der Gedanke daran, wie sie nur mit einem Fell bekleidet aussehen würde, belustigte sie und lenkte sie von ihrem schmerzenden Körper ab. Sie knöpfte ihre engen Keulenärmel auf und krempelte sie hoch.
    »Warum lächelst du?«, fragte Ludwig, der sie ganz offensichtlich schon eine Weile betrachtet hatte.
    Sie drehte sich zu ihm und antwortete immer noch amüsiert, ohne auch nur einen Moment nachzudenken. »Ich habe mir vorgestellt, wie viel angenehmer es wäre«, sie zeigte auf Hendrik, »so ein Fell zu tragen statt dieses Kleides.«
    Ludwig zog seine Augenbrauen hoch und schüttelte den Kopf.
    »Liebste, meine Braut möchte ich nur in den schönsten Kleidern sehen!«
    Fanny wurde sofort klar, dass sie Ludwig mit Charlotte verwechselt hatte, die hätte mit ihr zusammen über diesen Einfall herzhaft gelacht.
    »Meine liebe, liebe Charlotte, angesichts der Skandale in deiner Familie müssen wir gerade hier in Südwest, wo so viel mehr geklatscht wird als in Deutschland …«, begann Ludwig auch schon, und diesen Ton kannte Fanny aus ihrer Vergangenheit nur allzu gut. Er verhieß eine Predigt, weshalb sie ihm zunickte und dann schnell ihre Hand ausstreckte und auf einen der Bäume am Rand des Pad deutete. »Was sind das für Bäume, die man hier immer wieder sieht?«, fragte Fanny.
    »Das ist Kameldorn. Aber, meine Liebe, was ich dir wirklich ans Herz legen möchte, weißt du, hier in …«
    Fanny unterbrach ihn erneut, legte aber ihre Hand be gütigend auf seinen Unterarm. »Kameldorn, was für ein selt samer Name, was hat es denn damit für eine Bewandtnis?«
    »Ich weiß es nicht.« Ludwig seufzte und gab seine Predigt endgültig auf. Er rief nach John und befragte ihn.
    John ritt näher heran. »Der Name leitet sich von der Giraffe ab, die die Zoologen ›Giraffa camelo pardalis‹ nennen.«
    »Aber was haben denn Giraffen mit dem Kameldorn zu tun?«, hakte Fanny nach. »Ich habe hier nirgends eine Giraffe gesehen.« Eigentlich hatte sie bis zu diesem Moment gar keine Tiere gesehen.
    »Warum

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