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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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viele Schnalz- und Klicklaute gebraucht wurden. Danach trieb Hendrik die Ochsen stärker an.
    »Benutzt du den Kameldorn auch in der Medizin?«, fragte Fanny schließlich in der Hoffnung, es würde Ludwig gefallen, über seinen Beruf zu sprechen. »Ist er für irgendetwas nützlich?«
    »Die Kaffern und Mischlinge benutzen ihn, aber ich schätze, was eigentlich wirkt, sind vielmehr die abergläubischen Rituale. Nein, meine Liebe, ich verabreiche meinen Patienten nur Medizin, die nachweisbar Wirkung hat.« Er suchte ihren Blick. »Sonst könnte ich mir auch gleich Federamulette umhängen und bei Vollmond Hühner ausbluten lassen.«
    Der Gedanke, wie Ludwig mit dem großen blonden Schnurrbart vor einer Gruppe Eingeborenen ein blutendes Huhn schwenkte, brachte sie zum Kichern. Sie konnte gar nicht mehr aufhören.
    »John, wir brauchen Wasser. Ich glaube, meine arme Braut hat einen Sonnenstich.« Ludwig packte sie am Arm und nahm dann ihre Hand ganz fest in seine. »Meine liebe Charlotte, ich denke, dieses Klima ist sehr gewöhnungsbedürftig.« Er streichelte über ihre Hand. »Es war keine gute Idee von mir, so schnell aufzubrechen, für gewöhnlich meiden wir die Mittagszeit. Verzeih mir also.«
    Er half ihr, aus dem wasserfesten Leinensack Wasser zu trinken, sie verschluckte sich, dann merkte sie, wie angenehm das kühle Wasser war, und beruhigte sich. Das durfte nicht mehr geschehen. Sie musste sich besser unter Kontrolle haben. Das war schon das zweite Mal an diesem Tag, dass sie die Beherrschung verloren hatte.
    »Nun geht es wieder«, stellte Ludwig befriedigt fest. Er gab John den Wasserschlauch zurück und nahm erneut Fannys Hand, dabei streifte er ihr Glasperlenarmband. »Liebe Charlotte, was ist denn das für ein ungewöhnliches Schmuckstück? Woher hast du es?« Er berührte die Perlen, und Fanny kam es so vor, als würden die Perlen auf ihn reagieren. Jede Perle, die er anfasste, wurde schlagartig heiß.
    »Von … meiner Mutter.« Fanny hoffte, er würde nicht weiterfragen und sie so zum Lügen zwingen.
    »Eigenartig, diese gelben Perlen hier, die kommen mir sehr bekannt vor, mir ist, als hätte ich die schon einmal bei den Kaffern oder Hottentotten gesehen.«
    Ja, dachte Fanny, da hat Ludwig recht, die gelben Perlen waren afrikanische Bodomperlen, das hatte ihr Pater Gregor damals bei seinem Besuch erzählt. Und genau das hatte den letzten Ausschlag dafür gegeben, dass sie nach Afrika gehen wollte, denn alle anderen Spuren waren in einer Sackgasse geendet. Aber das konnte sie Ludwig wohl kaum sagen, also log sie weiter.
    »Ich weiß nicht genau, woher meine Mutter diese Perlen hatte.« Und ich weiß sogar nicht einmal, wer meine Mutter überhaupt war, dachte Fanny und biss sich auf die Lippen. Sie versuchte sich zu erinnern, was Charlotte über ihre Mutter erzählt hatte.
    »Da drüben, Herr, seht mal: Springböcke!« Hendrik deutete nach links, wo in einiger Entfernung ein paar Felsen und Bäume standen. Fanny spähte dorthin und sah gerade noch, wie eine Gruppe gazellenartiger Tiere hinter den Felsen verschwand.
    Ludwig sprang auf und griff nach dem Gewehr, das er zu seinen Füßen deponiert hatte.
    »Die holen wir uns!« Ludwig lächelte Fanny zu und winkte John heran. John sprang vom Pferd ab und reichte Ludwig die Zügel. Dieser schwang sich unverzüglich in den Sattel und preschte davon.
    Alles war so schnell gegangen, dass Fanny erst klar wurde, was passiert war, als seine Silhouette schon in einer Staubwolke verschwunden war.
    »John, wo ist er denn hin?«
    Mehrere Schüsse krachten über die Ebene. Fanny zuckte zusammen und suchte den Horizont nach Ludwig ab.
    »Ihr Verlobter ist in der Hoffnung losgeritten, das Abendessen mit Fleisch zu ergänzen, aber die Springböcke sind sehr schnell. Ich weiß nicht, ob …« John hielt inne und sah in den Himmel, unwillkürlich folgte Fanny seinem Blick, konnte aber nichts entdecken. Enttäuscht sah sie in Johns Gesicht, aber der starrte weiter in die Luft und legte seine breite Hand über die Augen, um besser sehen zu können.
    »Dieser Hund!«, murmelte er plötzlich und lächelte. Er suchte Fannys Augen und sah sie durchdringend an. »Ludwig hat tatsächlich schon getroffen.« Mit ausgestrecktem Arm deutete er über die Klippen wieder in den Himmel.
    Jetzt entdeckte Fanny die Vögel auch. Riesige dunkle Schatten, die ständig tiefer sinkend ihre Kreise zogen.
    »Aasfresser.« John lachte. »Wenn wir uns nicht beeilen, dann sind sie vor uns da.« John

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