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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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fragte John.
    »Noch zwei, und du?«
    »Nur eine.« Fanny ärgerte sich, dass sie nicht sorgfältiger gezielt hatte, sie hätte Hermann gleich tödlich verwunden müssen.
    Lottchen wimmerte, Fanny drehte sich zu ihr um und war beruhigt, sie bei Zahaboo im Arm zu sehen, die ihrer Tochter leise Worte ins Ohr summte. Wie lange konnten sie noch standhalten? Sie mussten dem hier schnell ein Ende bereiten. Aber wie, ohne nennenswerte Munition? Wir sind verloren, flüsterte eine Stimme in Fannys Kopf, doch sie weigerte sich, ihr Gehör zu schenken.
    Ein Kugelhagel traf krachend den Ochsenkarren und zerlöcherte ihren Schutzschild.
    Wütend schoss Fanny zurück und traf das Pferd, hinter dem sich Hermann verschanzt hatte.
    »Verdammt!« Um das Pferd tat es ihr leid, der Schuss hätte Hermann treffen sollen. Jetzt hatte sie keine Kugel mehr.
    John legte an und erwischte den Oberarm eines Söld ners, der es gewagt hatte, durch das Flussbett näher heranzu kommen. Er ließ schmerzverzerrt sein Gewehr fallen und rannte zu einem der Pferde auf der Suche nach Deckung. Das erfüllte Fanny mit großer Genugtuung. Aber nun hatten sie nur noch eine einzige Kugel. Sobald die Söldner merkten, dass sie keine Munition mehr hatten, würden sie heranstürmen, und dann wären sie wirklich verloren.
    »Mit der letzten«, wisperte John, »werde ich Hermann erledigen, die anderen sind ohne ihn hilflos. Die finden nicht mal ihren Speer, wenn sie im Dunklen pinkeln müssen.«
    So hatte Fanny John noch nie reden hören, aber es störte sie nicht, im Gegenteil, sie hoffte, dass er verdammt noch mal recht hatte.
    Zahaboo berührte Fannys Schulter.
    »Nicht jetzt.« Fanny schüttelte ihre Hand ab.
    »Ich werde Hermann herauslocken, und dann erschießt du ihn«, sagte Fanny zu John und wartete keine Ant wort ab.
    »Hermann!«, brüllte sie aus trockener Kehle. »Gebt auf, ihr habt keine Deckung, oder wollt ihr, dass wir alle eure Pferde abknallen? Wie wollt ihr dann jemals zurückkommen?«
    »Wir haben Wasser und Gewehre, aber vor allem freuen wir uns auf die Weiber. Und die werden schlimmer bluten als das hier.« Er berührte sein Ohr und wedelte mit der blutverschmierten Hand durch die Luft.
    »Dieses Schwein!« John hieb mit seiner Faust fest gegen den Karren. »Ich werde ihn jetzt erschießen, es gibt nur diesen Weg.«
    In diesem Augenblick legte Zahaboo wieder eindringlich ihre Hand auf Fannys Schulter, dann auf Johns. »Hört!«, sagte sie, während sie lächelnd Lottchens Rücken streichelte.
    Fanny konzentrierte sich, und da hörte sie es auch. Ein fernes Donnergrollen. Ein kurzer Blick in den Himmel verriet ihr, dass es kein Gewitter sein konnte, denn es war nicht eine Wolke am Himmel, nicht eine einzige.
    John erstarrte, dann nickte er ihr zu. »Zahaboo hat recht, wir müssen hier weg, und zwar sofort, los, los, los!« Er trieb Fanny an und nahm Lottchen von Zahaboo auf seinen Arm.
    »Wenn wir aus der Deckung gehen, werden wir erschossen.«
    »Jetzt nicht mehr, glaub mir. Kümmere dich um unsere Pferde!«
    Das Donnern wurde lauter, dazu ertönte ein Zischen – so laut, dass es auch die Söldner hörten.
    Es kam nicht von oben, erkannte Fanny, während sie eilig die Pferde losband, das Zischen klang plötzlich mehr wie ein Brodeln und kam von unten, aus östlicher Richtung. Sie drehte den Kopf, und dann sah sie die riesige braune Flutwelle, die sich gurgelnd und schmatzend in wahnsinniger Geschwindigkeit durch den Fluss zu ihnen herwalzte.
    Sie rannte, so schnell sie konnte, rannte um ihr Leben. John überholte sie mit Lottchen im Arm, packte ihre Hand mit seiner freien und zerrte sie mit sich voran. »Schneller, schneller!«, befahl er atemlos. »Bitte, Franziska, lauf!«
    Sie überholten Zahaboo, die Fanny an ihre andere Hand nahm, und so stürmten sie zu dritt, Hand in Hand, weiter.
    Sie hörten die Schreie der Söldner, das Wiehern der Pferde und dann nur noch das Donnern des Wassers.
    Endlich blieb John keuchend stehen.
    »Wir haben es geschafft! Er tritt, jedenfalls für den Moment, nicht weiter über die Ufer.« Sie drehten sich um.
    Wo vor wenigen Minuten noch ein trockenes Flussbett gewesen war, strömte nun graubraunes Wasser mit großer Geschwindigkeit dahin. Von den Männern und ihren Pferden war nichts mehr zu sehen. Ohne zu sprechen liefen sie alle drei immer noch Hand in Hand zurück in die Nähe des Ufers.
    »Wie ist das möglich?«, fragte Fanny. »Es regnet doch gar nicht, wo kommt denn all das Wasser her?«
    »Es ist

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