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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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Wasser hätte führen müssen. Er wand sich durch die kupfernen Wüstendünen, schuppig und trocken wie die abgestoßene Haut einer Schlange. Ab und zu säumte ein Baum das Flussbett, was Fanny so unwirklich vorkam wie die Farbkleckse eines wahnsinnigen Malers.
    Zahaboo hatte nicht viel gesprochen und ihr nur durch Gesten zu verstehen gegeben, was sie tun sollte. Zuerst musste Fanny wieder ein Feuer entfachen, dann sollte sie die amathambo , Zauberwürfel, die aus Knochen, Muschel s tücken und Perlen bestanden oder einfach nur Stein klumpen waren, aus Zahaboos Sack in den Sand werfen. Danach musste sie ihre Augen schließen und den großen Perlenkristall dazuwerfen.
    Zahaboo war nicht zufrieden und zwang Fanny, diese Würfe ständig zu wiederholen, was Fanny immer unruhiger machte, weil sie wusste, dass John auf sie wartete und die Verfolger ständig näher rückten. Es kam ihr vor, als müsste sie eine Ewigkeit die Würfel und den Kristall werfen, bis Zahaboo endlich zufrieden nickte und dann mit ihrer Kalebasse der Flüstergeister sprach.
    Im gleichen Moment, als aus der Kalebasse singende Töne drangen, berührte Zahaboo alle Würfel mit ihrer weißen Hornfeder und mit dem Gnuschwanzwedel.
    Danach forderte sie Fanny auf, mit ihrer Kristallkugel hinter ihr her um das Feuer herumzugehen, und Fanny war sich lächerlich vorgekommen, weil der Himmel klar und blau blieb und sich nirgends auch nur eine einzige Wolke blicken ließ. Sie hatte mehr Angst vor den Verfolgern als Vertrauen in Zahaboos Regenzauberkünste. Auch wenn Zahaboo sie auf eine fantastische Zeitreise geschickt hatte, erschien es Fanny unmöglich, Regen durch Zauber erzwingen zu wollen.
    Doch Zahaboo hatte sie nur wissend angelächelt, als ob sie ganz genau wüsste, was Fanny durch den Kopf ging, dann hatte sie gesungen und war um das Feuer herumgetanzt, immer schneller und schneller, so lange, bis sie umgefallen war.
    Fanny wollte aufspringen und ihr helfen, aber ihre Beine hatten sich keinen Millimeter bewegt. Erst als Zahaboo ihre Augen endlich aufschlug, konnte auch Fanny wieder aufstehen.
    Zahaboo sah nach Osten, breitete ihre Arme aus und sagte: » Imvula enzima , und starker Regen wird vom Himmel fallen.« Danach waren sie wieder abgestiegen, doch während der Rituale waren mehrere Stunden vergangen, Stunden, die den Verfolgern in die Hände gespielt hatten.
    Jetzt waren sie am Flussbett des Tsauchab angekommen. »Was machen wir nun?«, fragte Fanny, und weil sie nach dieser Anstrengung noch mehr ausgetrocknet war als vorher schon, klebte ihre Zunge schwer am Gaumen. Überall war Sand, zwischen den Zähnen, in den Ohren, in jeder Hautfalte. Sie war müde, sehr müde, und immer, wenn sie John betrachtete, fühlte sie sich noch schlechter. Seine Gesichtshaut spannte sich straff über die eingefallenen Wangen, und sein Bart schimmerte weiß auf der braunen Haut. Nie hatte er auch nur ein einziges vertrautes Wort für sie. Stattdessen trieb er sie den ganzen Tag vorwärts, in den Mittagsstunden und nachts sanken alle in traumlosen, unruhigen Schlaf, aus dem sie dann doch wieder nur erschöpft aufwachten.
    »Wir haben kein Wasser mehr.« Sie klang, als wäre sie betrunken, so dick und schwer vom Durst lag Fannys Zunge in ihrem Mund. »Es regnet immer noch nicht, und ich kann die Söldner fast schon riechen.« Anklagend zeigte sie auf den toten Fluss, dann sah sie in den Himmel, der grausam blau und klar blieb. Keine Wolke zu sehen, nur die große Staubwolke ihrer Verfolger, die sich ihnen unerbittlich näherten.
    »Wir müssen kämpfen.« John starrte grimmig zu seiner Mutter, dann zu Fanny und Lottchen. »Wir müssen uns hinter dem Karren verschanzen. Fanny, du nimmst das Gewehr von Ludwig, ich habe meines, und dann hoffen wir das Beste. Ich habe sie unterschätzt, ich war sicher, sie wären schlecht ausgerüstet und würden es nicht so lange durch die Wüste schaffen.«
    Zahaboo bestand darauf, dass sie sich auf der anderen Seite des Flussbettes verbarrikadieren sollten, dort seien ihre Chancen zu entkommen deutlich größer, behauptete sie. Außerdem gäbe es dort einen Kameldornbaum, an dem man die Pferde anbinden könnte.
    »Werden sie uns wirklich einfach kommentarlos erschießen?«, fragte Fanny, die sich das einfach nicht vorstellen konnte. »Können wir nicht mit ihnen sprechen, verhandeln?«
    »Das bezweifle ich. Sie sind sicher wütend, weil sie uns nicht längst schon geschnappt haben. Sie werden nicht reden, wozu auch? Zuerst erschießen

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