Der Duft Der Wüstenrose
im Bayerischen Wald, fand hilfreiche Unterstützung im Glasmuseum Frauenau (das übrigens besonders mit Kindern einen Besuch wert ist!), und danach war mir klar, dass ich die Geschichte von Frauen im Glashandel erzählen und einen Bogen spannen wollte, der über viele Generationen vom Bayerischen Wald bis nach Afrika führte.
Doch das war, bevor ich zu Recherchezwecken nach Namibia fuhr und mich gänzlich in Afrika verliebte.
Zu dem Erfolg dieser Reise hat Christin Zingelmann ganz entschieden beigetragen, und ihr möchte ich an dieser Stel le sehr herzlich danken. Sie hat bei der Planung geholfen und Kontakte hergestellt, die meine Recherchen vor Ort noch viel ergiebiger gemacht haben.
So vieles kam bei dieser Reise zusammen: der eindrucksvolle Nachthimmel in der namibischen Wüste, dazu mein Glück, nach einer unglaublich reichen Regenzeit in ein Land zu kommen, das mit silbernem Gras wie von einem Zauberteppich überzogen war – und nicht zuletzt eine alte Glasperlenkette, die ich unerwartet fand. All das bestärkte mich darin, dass Fannys Glasperlen-Geschichte allein im Mittelpunkt stehen und der gesamte Roman in Afrika spielen musste.
Die ersten Europäer, die Portugiesen, die auf der Suche nach einem Seeweg nach Indien waren, landeten schon im Jahre 1486 an der Küste Namibias. Doch die Namibwüste, die sich gleich hinter der lebensfeindlichen und wasserlosen, der zu Recht so genannten Skelettküste erhebt, verhinderte jede weitere Ausbreitung der Europäer zu diesem Zeitpunkt. Erst etwa dreihundert Jahre später zogen die ersten Einwanderer nach Namibia; sie kamen aus Südafrika in den Süden Namibias.
Mein Roman spielt daher auch hauptsächlich im Süden, weil dieser Landesteil um jene Zeit, also 1893, weitaus dichter besiedelt war als der Norden, der mit der Etoscha-Pfanne und seiner einzigartigen Tierwelt heute das Ziel der meisten Namibia-Touristen ist.
Nach den englischen Missionaren kamen 1840 auch die Missionare der »Rheinischen Missionsgesellschaft« ins Land, und ihnen folgten immer mehr Händler und Abenteurer aus Europa.
Namibia ist ein unsicheres, hartes Land, dessen Klima von zwei Wüsten geprägt wird: der Namib, der ältesten Wüste der Welt, und der Kalahari an der Grenze zu Bo tswana. Zwischen den umherziehenden Nomadenstämmen der Nama und der erst später eingewanderten Herero kam es ständig zu kriegerischen Auseinandersetzungen um Weideflächen und Jagdgebiete, vor allem während längerer Dürreperioden.
Im Jahr 1884 wurde Namibia auf Drängen der dort lebenden deutschen Händler zum »Schutzgebiet« des deut schen Kaiserreichs erklärt und erhielt den Namen »Deutsch- Südwestafrika«.
Die zunächst nur in kleiner Zahl ausgesendeten »Schutztruppen« aus Deutschland sollten eigentlich als Vermittler zwischen den verfeindeten Volksstämmen die nen, doch es gab von allen Seiten Widerstand gegen die neue Kolonialmacht. 1894 kam es zwar zu dem ersten Friedensvertrag mit den Nama, doch es flackerten immer wieder Aufstände gegen die Deutschen auf, sodass die »Schutztruppen« verstärkt wurden.
Im Januar 1904 erhoben sich schließlich die Herero unter Samuel Maharero gegen die Kolonialmacht. Angesichts des grausamen Vorgehens der Deutschen, mit dem erklärten Ziel der Vernichtung aller Herero, schlossen sich die Nama im Oktober dem Widerstand an, ohne mit den Herero verbündet zu sein. Trotzdem töteten die Deutschen etwa 85 000 Herero sowie etwa 10 000 Nama. Dieser Vernichtungszug gilt heute als der erste Völkermord des zwanzigsten Jahrhunderts.
Der Duft der Wüstenrose spielt jedoch vorher in einer relativ friedlichen Zeit, in der es noch sehr wenige deutsche Siedler und vor allem nur wenige deutsche Frauen in Deutsch-Südwest gab.
Allen Leserinnen, die sich für mehr Sachinformationen zu diesem Thema interessieren, empfehle ich besonders: Frauen in den deutschen Kolonien von Marianne Bechhaus-Gerst und Mechthild Leutner (Hg.). Es gibt auch viele deutsche Frauen, die ihre Eindrücke in Deutsch-Südwest festgehalten haben, wie zum Beispiel Margarethe von Eckenbrechers in ihrem Buch Was Afrika mir gab und nahm oder Ilse Liepsch in Durst und Dornen .
Diese Frauenmemoiren aus Deutsch-Südwest zeigen ne ben den Alltagsproblemen in Afrika jedoch sehr deutlich den alltäglichen Rassismus, der das Selbstverständnis deutscher Frauen in den Kolonien klar geprägt hat und für uns heute unerträglich ist. Deutsche Frauen wurden nämlich hauptsächlich deshalb in die Kolonien geschickt,
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