Der Duft des Apfelgartens
über die schmale Straße davon, und Clem nimmt Jakey an der Hand und zieht ihn eilig ins Pförtnerhäuschen, damit er aus dem kalten Wind herauskommt.
»Sssnee!« Jakey zappelt sich aus seinem Mantel, und seine Augen leuchten erwartungsvoll. »Wir können einen Sssneemann bauen.«
»Wenn wir genug Schnee bekommen.« Clem hängt den Mantel an die Garderobe in der Diele. »Normalerweise fällt in Cornwall nicht so viel Schnee, also verlass dich nicht darauf. Wahrscheinlich ist er morgen früh schon wieder geschmolzen. Und, hattest du einen schönen Tag? Was habt ihr gemacht?«
»Nichtsss.« Jakey geht ins Wohnzimmer und weiter in die Küche.
»Na, das muss ja interessant gewesen sein«, meint Clem und seufzt lautlos. Er nimmt Jakeys Stimmung wahr und weiß, dass er größere Begeisterung über den Schnee hätte zeigen müssen. »Ihr habt also den ganzen Tag nur untätig in euren Bänken gesessen. Ich dachte, heute war Erzählkreis. Du hast doch das Piratenbuch mitgenommen, das Mo und Pa dir geschenkt haben. Das ist sicher gut angekommen.«
Jakey lehnt sich an den Tisch, steckt den Daumen in den Mund und nickt langsam. Sein erstes Jahr in der Vorschule strengt ihn sehr an. Er wirkt erschöpft und hat dunkle Ringe unter den Augen, und Clem spürt die vertraute, schmerzliche Mischung aus Liebe und Mitgefühl.
»Was möchtest du essen?«, fragt er. »Nur einen Happen, damit du bis zum Abendessen durchhältst. Von diesem Smarties-Kuchen ist noch etwas da. Hättest du gern Milch? Oder Saft?«
Jakey nimmt den Daumen aus dem Mund. »Ich möchte eine Tassse Tee.«
»Tee?« Clems Gedanken springen hin und her. Ist es in Ordnung, einen Vierjährigen Tee trinken zu lassen? Was ist mit der Gerbsäure? Und dem Koffein? Er zögert, und Jakey sieht ihn rebellisch an.
»Die Ssswestern haben mir Tee gegeben«, sagt er. »Und manchmal Kaffee, wenn sie welchen trinken. Ssssmeckt mir.«
Clem beginnt zu lachen. »Das ist sehr unartig von den Schwestern«, erwidert er, und Jakey lacht auch bei der Vorstellung, dass Schwestern unartig sein können.
»Ssswester Emily issst unartig«, meint er nachdenklich, »aber Ssswester Ruth nicht.«
»Okay«, sagt Clem. Er wird fast nur Milch nehmen, mit einem kleinen Schuss Tee; das schadet ihm bestimmt nicht. »Also Tee. Und jetzt berichte mal vom Erzählkreis!«
Jakey klettert auf seinen Stuhl und greift nach dem Streifenhasen. Jetzt kann er es kaum abwarten, davon zu erzählen. Draußen wirbelt der Schnee, flattert am Fenster vorbei und legt sich über die Felder.
»Ich bin hier weg«, sagt Caine. Er packt und hat sich das Handy zwischen Ohr und Schulter geklemmt. »Laut Wettervorhersage gibt es Schnee und noch mal Schnee. Ich fahre zurück in die Zivilisation, solange es noch geht … Nein, Tommy, ich lasse dich nicht hängen. Ich lasse mir nur Zeit. Wenn es wieder besser ist, komme ich zurück … Phil hat sich in Plymouth verkrochen und wartet auf einen Anruf … Nein, sie haben noch nichts entschieden. Ich habe dir doch gesagt, dass diese alten Mädchen nicht so ticken wie wir. Sie haben ein anderes Zeitgefühl. Wir wollen alles am liebsten vorgestern, und sie sehen in die Ewigkeit … Ja, ich weiß, das klingt weit hergeholt, aber ich sage dir, nach ein paar Wochen auf dieser gottverlassenen Halbinsel glaubt man alles Mögliche. Macht einen schier verrückt. Ein Haufen Hinterwäldler, die einem den ganzen Tag mit Landwirtschaft und Fischen in den Ohren liegen … Ja, ja, mir ist bewusst, dass viel auf dem Spiel steht, doch Phil weiß, wie er vorgehen muss. Wenn sie das Angebot annehmen, ist er sofort da … Nein, er kann sie nicht einfach einschüchtern und sie einen Wisch unterschreiben lassen, auf dem steht, dass das Kloster erledigt ist und sie sein Angebot annehmen. Er muss cool bleiben. Sie denken darüber nach … Okay, aber es wird sich niemand anderer einmischen, oder? Warum auch? Niemand wird überhaupt daran denken, stimmt’s? … Ja, ich weiß, dass wir ihnen keine Zeit lassen wollen, sich diesen alten Vertrag anzusehen, in dem steht, dass es unbedingt ein Kloster bleiben muss, doch wir wollen sie auch nicht nervös machen. Du hast gesagt, ich soll dafür sorgen, dass sie nicht misstrauisch werden. Ich hoffe nur, dieser Anwalt, den du darauf angesetzt hast, hat recht. Wahrscheinlich ist er genauso ein Gauner wie du. Die eigentliche Frage ist, ob man es beweisen kann … Okay, okay. Ich mache jetzt Schluss. Ich rufe dich aus Exeter an. Wenn ich überhaupt so weit komme.
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