Der Duft des Apfelgartens
miteinander, und Janna holt die vorgewärmten Schalen aus dem Backofen und beginnt, sie mit Porridge zu füllen. Jakey sieht zu, wie sie vier Schalen zusammen mit einem Krug Milch auf ein Tablett stellt und alles ins Refektorium trägt. Mutter Magda folgt ihr. Der Toast springt hoch; vier Scheiben in dem langen silberfarbenen Toaster. Und als Jakey so neben seinem Stuhl steht, wird der Raum heller und ist plötzlich von Licht durchflutet. Lange Sonnenstrahlen fallen durch die Fenster und berühren die Blumen und Steine.
Janna kommt zurück. Sie gibt Porridge für ihn in eine Schüssel, rührt etwas kalte Milch unter, streut Zucker darüber und stellt sie an seinen Platz. Er klettert auf seinen Stuhl und beobachtet weiter, wie sie den Toast in den Halter steckt. Mit ihrer wilden Löwenmähne, dem schmalen, gebräunten Gesicht und den merkwürdigen bunten Kleidern ist sie anders als alle, die er je gekannt hat. Neben den ältlichen, nüchtern gekleideten Nonnen wirkt sie lebhaft und aufregend. Heute trägt sie eine Schürze, auf der Spart Wasser, trinkt Wein! gedruckt steht. Sie hat es ihm vorgelesen, aber trotzdem hat er den Spruch nicht verstanden. Doch Schwester Emily meinte: »Also, das ist mal eine gute Idee.« Und sie haben zusammen gelacht, leise, mit zusammengesteckten Köpfen, und Schwester Emilys runzlige, schmale Hand hat auf Jannas warmem, starkem Arm gelegen. Dann kam Schwester Ruth herein, hielt inne und sah die beiden mit unfreundlich gerecktem Kinn an, und Janna trat weg, lächelte aber immer noch in sich hinein.
Jetzt dreht sie sich mit dem Toasthalter in der Hand plötzlich um und fängt seinen eindringlichen Blick auf.
»Alles in Ordnung, Liebchen?«, fragt sie, und in ihrer Stimme und in ihrem Blick liegt eine Zärtlichkeit, die ihm ein etwas komisches Gefühl vermittelt: Zittrig und aufgeregt möchte er am liebsten zu ihr rennen, sein Gesicht an ihrem warmen Körper vergraben und ihren Duft einsaugen. Er spürt einen leisen Schmerz in der Brust, als fehlte ihm da etwas, als hätte er etwas ganz Wichtiges verloren, und er möchte sich an Janna festhalten. Er hat das Gefühl, vielleicht weinen zu müssen, und Janna stellt, als verstünde sie das, den Toast auf den Tisch und tritt rasch zu ihm. Neben seinem Stuhl kniet sie nieder und legt die Arme um ihn, und er vergräbt das Gesicht an ihrer warmen Brust und weint, ohne zu wissen, warum, obwohl ihm Daddy erklärt hat, das passiere, weil er Mummy kurz nach seiner Geburt verloren hat, und es sei alles ganz natürlich und kein Grund zur Sorge, und manchmal fühle Daddy sich ganz genauso.
Behutsam streicht Janna ihm das Haar glatt und wischt ihm die Wangen mit den Fingern ab. »Der arme Streifenhase braucht auch Porridge«, flüstert sie ihm zu. »Armer alter Hase! Er ist ganz dünn, schau doch!« Und sie quetscht das Stofftier in der Mitte zusammen, sodass es herumschaukelt und komisch aussieht, und Jakey bringt ein Lächeln zustande und greift nach seinem Löffel. Und dann kommt Daddy herein und sagt, dass es kalt ist und sie nach dem Frühstück einen Schneemann bauen, und plötzlich ist alles wieder ganz in Ordnung.
Dankbar isst Clem seinen Porridge. Er weiß, dass er Glück hat: Die Schwestern sind bereit, Jakey gegenüber Nachsicht zu üben, sodass er gewisse Teile des Gebäudes und des Geländes betreten darf, solange er ruhig und brav ist. Er, Clem, hat darauf bestanden, dass der Punkt in seinen Vertrag aufgenommen wurde, und Mutter Magda hat rasch verstanden, dass beide Seiten bereit sein müssen, aufeinander zuzugehen. Eigentlich ist es merkwürdig, wie bereitwillig Jakey das Leben im Kloster angenommen hat. Er scheint zu begreifen, dass Ehrerbietung von ihm erwartet wird, und es sogar zu genießen. Natürlich war er schon in London gewohnt, zur Kirche zu gehen, aber trotzdem ist es viel verlangt von einem kleinen Jungen. An dem Tag, an dem er Jakey herbrachte, um ihn den Nonnen vorzustellen, schüttelte Schwester Emily dem Kleinen die Hand und bat dann darum, mit dem Streifenhasen bekannt gemacht zu werden.
»Wie geht es Ihnen, Mr. Streifenhase?«, fragte sie feierlich und schüttelte die weiche Pfote. Jakey sah die Schwester einen Moment lang verblüfft an, und dann kicherten die beiden gemeinsam über den Scherz. Auch Mutter Magda lachte und nahm die Pfote des Streifenhasen; aber Schwester Ruth schaute zu, die Hände in die Ärmel gesteckt, und reagierte nicht, als Jakey sie mit einem hoffnungsvollen Blick zum Mitmachen einlud. Ihre
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