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Der Duft des Apfelgartens

Der Duft des Apfelgartens

Titel: Der Duft des Apfelgartens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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Ich habe den Hinterwäldlern gesagt, ich käme in ein paar Tagen zurück. Sie halten mir mein Zimmer frei. Als wäre das nötig! Niemand ist so verrückt, dass er im verdammten Februar herkommen will. … Ja. Ich melde mich.«
    Caine stopft die letzten Kleidungsstücke in seine Reisetasche und sieht sich um. Er kann es kaum abwarten, zu verschwinden und die A39 in Richtung Zivilisation hochzufahren. Diese Weite, die steilen Klippen, dieses abscheuliche, unaufhörliche Donnern des Meeres lassen es ihm kalt über den Rücken laufen. Er hat das Meer schon immer gehasst, sogar gefürchtet. Das Meer ist so unkontrollierbar, gleichgültig und riesig. Er hat gern die Kontrolle, und hier, an dieser wilden Nordküste, fühlt er sich hilflos. Diese armen Schweine verbringen ihr ganzes Leben mit dem unaufhörlichen Kampf gegen die Elemente.
    Er sieht in dem winzigen Bad nach, ob er etwas vergessen hat, kommt heraus und stellt fest, dass Mrs. Trembath in seinem Zimmer steht. Er schluckt seine aufsteigende Empörung herunter – schließlich ist alles gepackt, und es gibt nichts zu sehen –, lässt aber zu, dass sein Lächeln leicht überrascht wirkt.
    »Habe Sie gar nicht klopfen gehört«, erklärt er betont.
    Sie ignoriert seine Bemerkung. Nun ja, was kann man von solchen Bauerntölpeln schon erwarten? Er nimmt seine Reisetasche.
    »Ich bin dann unterwegs. Wir sehen uns, sobald das Wetter besser ist.«
    »Da war ein Anruf«, sagt sie – und er erstarrt. Was für ein Anruf? Wer würde versuchen, ihn hier zu erreichen? Tommy und Phil rufen ihn nur auf dem Handy an.
    »Wer war dran?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Wollte seinen Namen nicht hinterlassen. Ich hab gesagt, Sie packen. Er wollte es noch mal versuchen.«
    Am liebsten würde er sie anschreien und ordentlich durchschütteln. Warum hat die dumme Kuh ihn nicht einfach ans Telefon geholt? Doch er verbirgt seine Reaktion und lächelt. »Dann kann es ja nicht so wichtig gewesen sein.«
    Sie beobachtet ihn schweigend.
    »Na denn.« Seine Leutseligkeit wirkt gezwungen. »Danke, dass Sie mir das Zimmer ein paar Tage freihalten.« Er schmunzelt. »Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob das wirklich notwendig ist. Kann mir nicht vorstellen, dass die Leute Ihnen die Tür einrennen, oder? Nicht bei diesem Wetter.«
    Sie starrt ihn weiter an. »Wir kriegen alle möglichen Gäste herein«, gibt sie zurück. »Bei jedem Wetter.«
    Sein Lächeln verblasst. »Ja, da bin ich mir sicher.« Er kann es kaum abwarten, von hier zu verschwinden; inzwischen geht ihm das alles richtig auf die Nerven. Er verschwendet Zeit, und es schneit immer noch. Caine drückt sich an ihr vorbei und läuft eilig die Treppe hinunter.
    »Wiedersehen«, ruft er. »Ich melde mich. Danke noch mal.« Dann tritt er nach draußen in das Schneegestöber, wirft seine Tasche in den Wagen und fährt davon, so schnell er es bei diesem Wetter wagt.
    Janna wacht im Westzimmer über der Terrasse auf. Ein kühles, unwirkliches Licht erfüllt den kleinen Raum, den Clem kürzlich frisch gestrichen hat. Janna liegt ganz still da und gewöhnt sich an fremdartige, neue Empfindungen; das weiche Bett, die tiefen Deckenbalken und die Stille.
    Am frühen Abend, nachdem Clem die Wettervorhersage gehört hatte, haben Mutter Magda und er sie überredet, den kleinen, gemütlichen und sicheren Wohnwagen zu verlassen. Wie ein widerspenstiges Tier, das man aus seinem Bau vertrieben hat, stolperte sie zögernd durch den bereits hohen Schnee und umklammerte ihre Einkaufstasche mit den Sachen, die sie für ihren Aufenthalt im Haus brauchen würde. Ihre Proteste stießen auf taube Ohren. Sie habe keine Angst vor dem Schnee oder vor der Kälte, wandte sie ein, aber dann hat Mutter Magdas Anblick, die zerbrechlich und nervös in der Tür des Wohnwagens stand, sie umgestimmt. Clem runzelte ein wenig die Stirn und trug seine übliche insgeheim amüsierte Miene zur Schau, die immer den Eindruck vermittelt, dass er alles vollkommen versteht, sich jedoch jedes Kommentars enthält.
    Janna gleitet aus dem Bett, zieht ihr Umschlagtuch fester und tritt ans Fenster. Unwillkürlich keucht sie schockiert auf. Der Schnee fällt so dicht, dass sie hinter der Scheibe kaum etwas erkennt. Die Wiese unterhalb des Hauses ist nicht von der Umfriedungsmauer und den Feldern, die dahinter liegen, zu unterscheiden. Die glitzernde, tanzende Schneewolke hat die Klippen und das Meer verschlungen.
    Ihr erster Gedanke, als sie sich von ihrem Schrecken erholt, ist: Gott sei Dank,

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