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Der Duft des Apfelgartens

Der Duft des Apfelgartens

Titel: Der Duft des Apfelgartens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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hat uns dazu gezwungen.«
    Er bleibt stehen und sieht über ein Gatter hinaus, und Mo wartet auf ihn. Sie weiß, dass diese kurzen Pausen nur ein Vorwand sind, um wieder zu Atem zu kommen und sich zu fangen, doch er will das auf keinen Fall zugeben. Jakey kommt zurückgeradelt.
    »Da war ein Hase«, ruft er aufgeregt, »und Wolfie hat ihn gejagt, und er ist in ein Loch gesaussst.«
    »Da hat der Hase aber Glück gehabt«, antwortet Mo, »vielleicht findet ihr ja noch einen.«
    Er winkt, strampelt davon und redet dabei auf sich selbst und die Hunde ein.
    »Gesaussst!«, wiederholt Pa. »Hat er etwa immer noch diese Sprachstörung?«
    »Er ist noch keine fünf«, entgegnet Mo abwehrend. »Und er hat nur Probleme mit dem scharfen ›S‹ und dem ›Sch‹ … und manchmal mit dem ›Z‹. Das ist uns an einigen Wörtern aufgefallen. Wenn er zum Beispiel ›Streifenhase‹ sagt. Ziemlich merkwürdig. Wir wollen nicht, dass er deswegen Komplexe bekommt, aber wir arbeiten daran.«
    »Er ist ein lieber kleiner Bursche«, meint Pa. »Blitzgescheit und hervorragende Manieren. Clem hat ihn gut erzogen.«
    »Das hat er«, pflichtet Mo ihm von Herzen bei. Sie freut sich immer, wenn jemand ihren geliebten Enkel lobt. »Und genau das ist der springende Punkt, Pa. Warum sollten Natasha und diese Mädchen einfach hereinmarschieren und die Hälfte von allem einheimsen? Clem hat sehr wenig, und er arbeitet so schwer, ganz zu schweigen davon, wie viel Dossie für uns tut. Ich weiß, dass wir ihr und Clem ein Zuhause gegeben haben, und Dossie war nie darauf angewiesen, sich etwas Eigenes zu suchen …«
    »Wie Adam uns nur zu gern erklärt hat«, murmelt Pa.
    »Ja.« Eine Weile geht Mo schweigend weiter. »Wie grauenhaft«, sagt sie schließlich. »Ich liebe Adam – natürlich liebe ich ihn –, aber …«
    »Er ist unser Sohn«, wendet Pa ein. »Und wir müssen fair sein. Sieh mal, wenn ich sterbe, fällt alles an dich und umgekehrt an mich, falls dir etwas zustößt. So weit ist alles einfach. Doch wenn wir gleichzeitig den Löffel abgeben …«
    Sie nimmt seinen Arm, und sie bleiben wieder stehen, um ein Dompfaff-Pärchen zu beobachten, das in die Hecke hinein- und wieder herausflitzt: das Aufblitzen einer karminroten Brust und das Flattern eines schwarz-weißen Schwanzes.
    »Wette, die haben hier irgendwo ihr Nest«, murmelt er, und dann ist Jakey wieder da.
    »Issst ssson Zeit für unser Picknick, Mo?«, fragt er hoffnungsvoll.
    »Picknick?«, wiederholt Pa. »Wir sind erst fünf Minuten unterwegs. Was hast du nur immer mit Picknicks?«
    Jakey beobachtet ihn mit leuchtenden Augen. »Du hast es in deiner Tassse«, sagt er und hopst auf seinem Sattel auf und ab. »Ich hab gesehen, wie du’s eingesssteckt hast.«
    »Was denn?« Stirnrunzelnd klopft Pa seine Jacke ab und schüttelt den Kopf. »Nein, da ist nichts.«
    Jakey lässt sein Fahrrad fallen und stürzt sich auf Pa. Er greift in die tiefe Innentasche seines Mantels und zerrt die Tüte hervor.
    »Ach, du meine Güte!«, sagt Pa verwundert. »Nun sieh sich einer das an! Was kann das nur sein?«
    »Esss issst das Picknick«, schreit Jakey triumphierend. »Issst Sssokolade dabei, Mo?«
    »Es ist ein Keks«, sagt sie und öffnet die Tüte. »Vielleicht ist es ja sogar ein Schokoriegel. Da kommen die Hunde. Jetzt wollen sie bestimmt auch etwas abhaben.«
    An einem Gatter bleiben sie stehen. Jakey setzt sich auf den obersten Balken, während die Hunde die Plätzchen fressen, die Pa immer für sie in der Tasche mit sich trägt. Mo reicht Pa einen Schokoriegel.
    »Wir könnten es ja aufteilen«, murmelt Pa und wickelt die Süßigkeit aus. »Nein, nicht den Riegel. Das Erbe. So und so viele Teile für Dossie, so und so viele für Clem und Jakey und so weiter. Es muss ja nicht genau die Hälfte sein, oder? Wenn wir einmal dabei sind, könnten wir es auch in vier Teile aufteilen.«
    »Oh!« Sie sieht ihn an. »Ja, verstehe. Das ist eine gute Idee, Pa.«
    Er schaut über das Feld hinaus, und plötzlich lächelt er, ja, er strahlt vor Freude übers ganze Gesicht. »Schau mal!«, sagt er. »Siehst du das?«
    Sie dreht sich um und sieht in die Richtung, in die er zeigt. Die langen Schwanzfedern, das schimmernde blauschwarze Federkleid und die helle Brust des Vogels, der auf das Feld mit den frischen grünen Sprossen herabschießt, sind unverkennbar. Die erste Schwalbe des Jahres.
    Dossie ist in Wadebridge. Sie hat ihre Einkäufe schon erledigt und sitzt jetzt wartend im Café. Neben ihr

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