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Der Duft des Apfelgartens

Der Duft des Apfelgartens

Titel: Der Duft des Apfelgartens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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furchtbar. Aber er muss ja verrückt sein, dass er vorschlägt, bei dieser Marktlage zu verkaufen. Haben Sie mir nicht gesagt, er und seine Freundin seien Immobilienmakler? Da müssten sie das doch wissen.«
    »Nun ja, er ärgert sich schon darüber, dass sie nicht vor ein paar Jahren verkauft haben, als Pa den Schlaganfall hatte. Die Wahrheit ist, dass sich beide Seiten so hochgeschaukelt haben, dass es jetzt eine Sache des Prinzips ist. Ach, egal. Tut mir leid.« Sie schenkt ihm ein Lächeln. »Es ist einfach nett, mit jemandem zu reden, der nicht in diese unschöne Sache verwickelt ist. Anscheinend erzähle ich Ihnen immer meine Lebensgeschichte, wenn wir uns treffen.«
    »Aber es ist eine sehr interessante Geschichte«, meint er. »Und ich zeige Ihnen meine Häuser, wenn wir uns sehen. Wenigstens hoffe ich, dass Sie sich irgendwann das Cottage anschauen, an dem ich momentan arbeite. Ich habe übrigens ein Angebot auf das andere abgegeben, das ich Ihnen gezeigt habe, daher muss ich mich wohl beeilen, für den Fall, dass es angenommen wird. Ich bestelle Ihnen noch einen Kaffee, und dann planen wir.«
    Auf der Heimfahrt sind Dossies Gefühle in hellem Aufruhr. Zum Teil ärgert sie sich über sich selbst, weil sie Rupert, genau wie kürzlich in dem Hofladen, so offen von ihrer Vergangenheit erzählt hat. Auf der anderen Seite ist er so erstaunlich freundlich, und – noch viel wichtiger – er ist so interessiert . Es ist Jahre her, seit jemand so unmittelbar und herzlich auf ihre Gefühle und Gedanken reagiert hat. Und als sie dieses Mal auseinandergegangen sind, hat er den Arm ganz leicht um ihre Schultern gelegt und mit seinen warmen Lippen ihre Wange berührt. Blitzschnell ging das und war in einer Sekunde vorüber, aber ihre Wange scheint zu brennen, und ein oder zwei Mal legt sie die Finger darauf und lacht über sich selbst, weil sie so eine dumme Gans ist.
    Sie kann es kaum abwarten, ihn wiederzusehen, obwohl sie ihr nächstes Treffen absichtlich hinausgeschoben hat. Über Ostern hat sie eine Menge Arbeit. Während der Ferien muss sie Jakey im Auge behalten. Und Mo und Pa. Aber sie haben sich verabredet, und sie ist einfach überglücklich. Dossie legt ihre Joni Mitchell-CD Both Sides Now ein und singt You’re My Thrill mit.
    Oh Gott, denkt sie, ich bin dabei, mich in ihn zu verlieben.
    Rupert steigt wieder in den Wagen und wirft einen Blick auf sein Handy: Er hat einen entgangenen Anruf und eine Nachricht auf der Mailbox.
    »Wie geht’s dir?«, sagt Kittys Stimme. »Das war ein schönes Wochenende, nicht wahr? Ich versuche es später noch einmal.«
    Er ruft sofort zurück und wartet darauf, dass sie sich meldet. »Hi«, sagt er voller Wärme. »Ja, das war ein sehr schönes Wochenende. Alles in Ordnung bei dir?«
    »Mhhh. Ich habe gerade mit Sally Kaffee getrunken. Sie findet auch, dass es Zeit für uns ist, eine Weile aus der Objektentwicklung auszusteigen. Ihrer Meinung nach sollten wir auch einmal Spaß haben.«
    Sally soll sich gefälligst um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern, denkt er, aber das sagt er nicht. Er kennt die Regeln; es ist verboten, die beste Freundin seiner Frau zu kritisieren, und er weiß nur zu gut, dass Sally und dieser Langweiler Bill darauf brennen, mit ihnen zum Golf, zum Bridge oder ins Theater zu gehen – das permanente gemischte Doppel. Bei der Aussicht schaudert ihm.
    »Auf jeden Fall«, meint er fröhlich. »Hast du die Theaterkarten bestellt?«
    »Ja.« Er hat sie von der Fährte abgelenkt, wie er gehofft hatte. »Ja, sie und Bill haben an diesem Abend Zeit, und wir essen nachher noch zusammen. Ich habe eine Pflegerin für Mummy organisiert.«
    »Großartig. Hör mal, ich muss weiter …«
    »Wo bist du?«
    »In Bodmin. Ich hole nur ein paar Sachen ab. Diese schönen italienischen Fliesen, die ich bestellt hatte, sind gerade hereingekommen.«
    Ein Seufzer. »Okay.«
    Er weiß, dass sie plaudern möchte, aber er hat kein schlechtes Gewissen. Im Moment gibt er sich große Mühe, den Kontakt zu pflegen, mitten in der Woche und an den Wochenenden nach Bristol hochzufahren und dafür zu sorgen, dass sie glücklich und zufrieden ist. Wie eigenartig, dass er sich energiegeladener fühlt, wenn er gerade einen Flirt unterhält! Schon sehr früh, sobald er in den Hafen der Ehe eingelaufen war, hatte er erkannt, dass es da draußen immer noch viele Frauen gab, die ganz zufrieden mit einem bisschen Spaß ohne Verpflichtungen waren. Sie wollten weder seine Ehe zerstören noch

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