Der Duft des Apfelgartens
mich hinterher immer wie eine dumme Gans. Doch dieses Mal …«
Sie trinkt ihren Tee, und Janna zerbricht sich den Kopf auf der Suche nach einer Antwort, die aufmunternd ist, ohne neugierig zu erscheinen.
»Er ist sicher nett, oder?«, fragt sie in unbekümmertem Ton. »Lebt er hier in der Gegend?«
Dossie schüttelt den Kopf. »Er ist beruflich ziemlich viel unterwegs und hat einen Bestand an Objekten, darunter einige Ferienhäuser, größtenteils an der Südküste. Er wohnt immer in dem Haus, das er gerade renoviert, kauft dann ein anderes und zieht weiter. Er bleibt nie lange an einem Ort.«
»Klingt gut«, meint Janna neidisch. »Braucht er einen Partner?«
Dossie lacht. »Das hoffe ich doch.«
Janna grinst. »So habe ich das nicht gemeint.«
»Er scheint jedenfalls zufrieden damit zu sein.«
»Würde Ihnen das denn gefallen?«, erkundigt sich Janna neugierig. »Immer unterwegs zu sein und nie ein richtiges Zuhause zu haben?«
Dossie runzelt die Stirn. Sie stellt ihre Tasse ins Gras, sucht sich einen Muffin aus und zieht das Papier ab. »Manchmal kommt der Gedanke mir himmlisch vor. Keine Verantwortung. Heute hier, morgen dort. Es muss sehr befriedigend sein zu erleben, wie so ein Haus Gestalt annimmt. Aber andererseits …« Sie zuckt die Schultern. »Ich habe fast mein ganzes Leben im Court gewohnt und würde es schrecklich vermissen. Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, anderswo zu leben. Wahrscheinlich würde eine Veränderung aufregend sein, obwohl ich keine Ahnung habe, wie in aller Welt ich das Mo und Pa beibringen sollte. Und wie würden die beiden zurechtkommen? Ich würde mir so egoistisch vorkommen.«
»Vielleicht«, schlägt Janna vor, »würde dieser Mann sich ja entscheiden, irgendwo in der Nähe sesshaft zu werden, wenn Sie beide zusammenkommen. Er könnte doch trotzdem noch Häuser renovieren, oder? Schließlich muss er ja nicht unbedingt dort wohnen.«
»Sein Name ist übrigens Rupert. Daran habe ich auch gedacht. Ich wünschte nur, ich wüsste, was er wirklich empfindet.«
»Für Sie, meinen Sie?«
»Hmmm. Also, wir verstehen uns wirklich gut, und ihm scheint sehr an der Beziehung gelegen zu sein. Er ruft häufig an oder schickt SMS, lädt mich zum Mittagessen in Pubs ein, und er hat mir das Haus gezeigt, an dem er arbeitet, und noch ein weiteres, das er kaufen will. Doch wir scheinen ein bisschen festzustecken, wenn Sie verstehen, was ich meine. Er ist ein wirklich angenehmer Mensch und sehr witzig, und er ist sehr warmherzig und … nun, sagt nette Dinge, aber wir machen keine großen Fortschritte.«
Janna nimmt ebenfalls einen Muffin. »Möglich, dass er eine schwierige Zeit hinter sich hat und vorsichtig ist. Ist er geschieden?«
»Seine Frau ist vor nicht allzu langer Zeit gestorben. Er spricht nicht darüber, sondern setzt nur eine düstere Miene auf und verstummt. Jemand anderer hat es mir erzählt.«
»Na also. Das könnte der Grund sein, oder? Er könnte einfach ein schlechtes Gewissen haben, weil er Gefühle für Sie entwickelt. So, als verriete er seine Frau. Der Arme, ich kann ihn verstehen.«
Dossies Miene hellt sich auf. »So etwas hatte ich mir auch gedacht.«
»Vielleicht braucht er nur Zeit, um mit seinem Gewissen ins Reine zu kommen.« Janna unterbricht sich; sie fühlt sich unwohl in dieser Rolle als Vertraute. Was weiß sie schon? »Und Mo und Pa haben ihn noch nicht kennengelernt?«
»Du lieber Himmel, nein!«, gibt Dossie vehement zurück. »Es ist ja gerade so schwierig, weil ich mit ihnen zusammenlebe. Ich komme mir immer vor wie ein junges Mädchen, das seinen Freund mit nach Hause bringt. Natürlich müssen sie ihn früher oder später kennenlernen, doch im Moment versuche ich, den Ball flach zu halten, und Rupert fragt auch nicht danach. Er kennt die Situation, und ich glaube, das wäre ihm genauso peinlich wie mir. Ich hoffe, dass es irgendwie von selbst dazu kommen wird. Sie werden doch nichts sagen, oder?«
»Natürlich nicht. Versprochen. Ich freue mich einfach nur, dass Sie glücklich sind. Der Rest wird sich schon ergeben.«
»Ich weiß.« Dossie isst ihren Muffin auf. »Und was ist mit Ihnen? Kein Traummann unter den Gästen im Kloster?«
»Doch, das kommt schon vor. Meistens sind es allerdings verheiratete Priester, obwohl auch schon ein oder zwei andere dabei waren. Witwer im Allgemeinen.«
Dossie zieht eine Augenbraue hoch. »Etwas zu alt für Sie, würde ich meinen.« Sie zögert. »Schade, dass Sie sich nicht in Clem verlieben
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