Der Duft des Apfelgartens
ich einschlagen soll.«
»Aber woher wissen Sie, dass das nicht passieren wird?«
Clem beugt sich auf seinem Sessel vor und sieht auf seine Hände, die er zwischen den Knien gefaltet hat. »Wahrscheinlich verwirrt mich die Sorge darum, was aus Chi-Meur werden soll. Ich dachte, ich hätte Zeit, einen Plan zu schmieden, verstehen Sie, und nicht, dass ich einfach darauf warte, dass das Schwert herabsaust.«
»Warten ist ein zentraler Bestandteil des spirituellen Lebens. Und auf Gott zu warten erfordert Geduld. Aber das braucht keine passive Art des Wartens zu sein, so wie man darauf wartet, dass es aufhört zu regnen oder der Bus kommt. Wir warten hoffnungsvoll und leben jeden Moment vollkommen in der Gegenwart. Sie wissen doch, dass wir als Gläubige immer warten. Während der Adventszeit warten wir auf die Geburt Jesu, zu Ostern auf die Auferstehung und jetzt, zu Pfingsten, darauf, dass der Heilige Geist auf die Erde kommt. Das wissen Sie doch, Clem.«
»Es geht ja nicht nur um mich«, widerspricht Clem. »Ich muss auch an Jakey denken. Wenn Chi-Meur ein Hotel wird, habe ich nicht vor hierzubleiben, sogar wenn Mr. Brewster mir das anbieten sollte. Ich würde gern weiterstudieren, doch ich weiß nicht, wie ich das mit Jakey fertigbringen soll.«
»Könnten Sie in Betracht ziehen, Jakey während des Semesters bei Dossie, Mo und Pa zu lassen? Würden Sie das schaffen?«
»Keine Ahnung. Er würde natürlich die Schule wechseln müssen, aber das müsste er auch, wenn ich zurück nach Oxford gehe. Und dieses Mal könnte ich mir keine Kinderfrau für ihn leisten.«
»Und anschließend? Wie sehen Sie sich als Priester?«
Clem lehnt sich zurück. Er entspannt sich, und sein attraktives Gesicht hellt sich auf. »Nun, eines habe ich jedenfalls gelernt: Ich bin auf Chi-Meur am glücklichsten, wenn es mit Feriengästen und Menschen, die hier Einkehr suchen, überfüllt ist. Dann herrscht hier eine großartige Atmosphäre. Und die Menschen sprechen mich an, wenn sie mich sehen, verstehen Sie. Es ist schlichtweg fantastisch, mit Menschen zu reden, die ein Gespräch über Gott als normal betrachten. Einige von ihnen sind so stark in ihrem Glauben, andere sind durch irgendeine Katastrophe so erschüttert worden, dass sie zweifeln, und manchmal begleiten sie mich bei der Arbeit, und wir diskutieren über das, was sie bewegt.«
Vater Pascal betrachtet ihn nachdenklich; er weiß, dass einige der Gäste große Stücke auf Clem halten. »Haben Sie je darüber nachgedacht, Kaplan beziehungsweise Seelsorger zu werden?«
Clem starrt ihn an. »Armeegeistlicher, meinen Sie?«
Vater Pascal zuckt die Schultern. Diese Geste wirkt bei ihm sehr französisch; nicht nur die Schultern, sondern auch die Hände und sogar sein Gesicht sind daran beteiligt. »Nicht unbedingt. Es gibt noch andere Arbeitsfelder für Seelsorger. Universitäten, Gefängnisse, Krankenhäuser, Einkehrhäuser. Alle haben Seelsorger.«
Clem denkt darüber nach. »Ein Haus der Einkehr«, gibt er schließlich zurück. »Das wäre wirklich schön. Gibt es eigentlich viele davon? Sie meinen so wie Lee Abbey drüben in Exmoor?«
»Etwas in dieser Art. Ich bin mir nicht sicher, wie viele solcher Häuser bereits existieren, doch ich kenne ein oder zwei, die an Klöster angeschlossen sind …«
Der Gedanke kommt ihnen in exakt derselben Sekunde, und sie starren einander an.
»Ein Haus der Einkehr«, meint Clem leise. »Warum nicht? Wäre das möglich?«
Vater Pascal kann kaum sprechen; sein Herz klopft zum Zerspringen. »Das … das , Clem, ist es, worauf wir gewartet haben, da bin ich mir ganz sicher.«
Sie haben nicht gemerkt, dass sie aufgesprungen sind, doch sie stehen jetzt beide und sind fast atemlos vor Aufregung.
»Aber wie fängt man mit so etwas an?«, fragt Clem. »Wer würde das Haus betreiben? Was ist zu tun?«
»Viel«, lautet die Antwort. »Doch es ist genau das Richtige. Spüren Sie es auch?«
Clem nickt. »Ob die Schwestern damit einverstanden sind?«
Noch ein Schulterzucken. »Wenn es richtig ist … Gehen Sie jetzt, Clem. Ich muss allein sein, um nachzudenken und zu beten. Tun Sie das Gleiche. Ich komme später zum Abendmahl hinauf, und dann reden wir noch einmal.«
Clem nickt und wirft einen Blick auf die Uhr. »Pa und Mo kommen vorbei«, erklärt er. »Ich muss mich sowieso beeilen.« Er zögert. »Aber es wird okay sein, oder? Ich meine, das ist so eine perfekte Lösung.« Er sieht ihn beinahe flehend an, und einen kurzen Moment lang fühlt
Weitere Kostenlose Bücher