Der Duft des Apfelgartens
machen. Begreift sie denn nicht, fragt sie sich verärgert, wie unpassend es wäre, wenn sie alle in die enge Remise ziehen würden?
Vater Pascal wartet darauf, dass Mutter Magda etwas sagt, doch als sie schweigt, ergreift er das Wort. »Jede Veränderung macht große Umstände. Aber wenn es so weit kommt, wäre doch ein Umzug in die Remise weniger aufwendig, als sich an einem vollkommen fremden Ort niederzulassen. Ich weiß, dass Sie regelmäßig in Verbindung zu den Schwestern in Hereford stehen, trotzdem wäre das eine sehr große Veränderung.«
»Also«, lässt sich Schwester Emily mit leuchtenden Augen hören, »ich finde diese Idee wunderbar. Bleiben zu können und mitzuerleben, wie Chi-Meur weiter vielen, vielen Menschen spirituellen Trost schenkt und sie leitet … Was für ein Geschenk es wäre, auch nur einen kleinen Anteil daran zu haben!«
Sie öffnet die gewölbten Hände, als empfinge sie diese Gabe bereits, und Vater Pascal versucht, die Woge von Zuneigung und Freude zu unterdrücken, die sie immer in ihm aufsteigen lässt.
»Aber«, fällt Schwester Ruth ziemlich verzweifelt ein, »das würde doch sicher alles lange dauern? Ich finde das riskant. Und wenn es nicht klappt, was dann? Dann müssen wir vielleicht trotzdem umziehen. Und überlegt doch, was für eine Belastung es für Schwester Nicola wäre!«
»Ich glaube, wenn wir sie fragen könnten, würde sie hierbleiben wollen, wenn es überhaupt möglich wäre«, meint Schwester Emily. »Schließlich ist sie hier geboren und aufgewachsen. Ihre Verwandten besuchen sie regelmäßig. Denkt doch, wie sehr sie ihr fehlen würden!« Sie reckt auf die ihr eigene gebieterische Art das Kinn und strahlt ihre alte Widersacherin an.
Schwester Ruth erwidert den Blick unverwandt. Am liebsten würde sie Schwester Emily eine kräftige Ohrfeige versetzen. Das Gefühl ist nicht neu, und sie zwingt sich stillzusitzen und gesteht sich widerwillig ein, dass dies ein wichtiges Argument ist. Sie hat ein schlechtes Gewissen gegenüber Nicola, weil sie versucht hat, diesen Aspekt eines eventuellen Umzugs nach Hereford zu ignorieren, und grollt Emily jetzt erst recht.
Vater Pascal beobachtet die beiden und ist sich Schwester Ruths widerstreitender Gefühle bewusst. Außerdem wartet er immer noch darauf, dass Mutter Magda das Wort ergreift. Er weiß, dass ihr die Idee, Chi-Meur zu einem Haus der Einkehr umzugestalten, sehr gut gefällt, obwohl sie die Frage, wie das geschehen soll, mit Sorge erfüllt – aber Mutter Magda macht sich immer Sorgen.
»Versuchen Sie, sich nicht den Kopf über die Details zu zerbrechen«, hat er gesagt, als sie zum ersten Mal darüber sprachen. »Stellen Sie sich einfach das große Ganze vor, schließen Sie es in Ihre Gebete ein, und dann können wir mit Emily, Ruth und Nicola reden.«
»Es klingt nach einer wunderbaren Lösung«, stimmte sie vorsichtig zu. »Wir könnten unsere Gemeinschaft erhalten und dennoch Anteil an dieser größeren Bewegung haben.«
»Genau!« Er konnte seine Aufregung kaum beherrschen. »Sie könnten in der Remise leben und den Obstgarten weiter für sich nutzen. Auf diese Weise hätten Sie immer noch Ihre Privatsphäre und wären unabhängig. Natürlich müsste man in der Remise ein paar kleinere Veränderungen vornehmen, damit Nicola es leichter hat – vielleicht einen Treppenlift einbauen –, doch ich bin mir sicher, dass sich diese Probleme lösen lassen. Und Chi-Meur könnte seine Tradition fortsetzen, dass Menschen herkommen, um Einkehr zu halten oder an Kursen teilzunehmen, und Sie wären immer noch ein Teil davon, nur dass Sie nicht mehr die Verantwortung tragen müssten.«
Jetzt wartet er, während sie sich sammelt, um das Wort zu ergreifen. Auf ihrem schmalen, von Linien durchzogenen Gesicht spiegelt sich das Bedürfnis wider, die richtigen Worte zu finden, um die anderen zu überzeugen und ihnen Mut zu machen. Mit einem Mal erinnert er sich an die junge Magda, die damals, als das Kloster noch autarker war, die kleine Herde Milchkühe hütete. Wie sie diese ruhigen, sanften Wesen liebte; wie sie vom Melken herbeieilte und mit Strohhalmen an ihrem Habit zu spät zum Frühgottesdienst kam und die Gummistiefel an der Tür der Kapelle wegwarf. Und wie rosig und friedlich ihr Gesicht dann war. Sie war so traurig gewesen, als sie den Hof nicht mehr halten konnten.
»Ich finde, das ist etwas, das wir äußerst sorgfältig abwägen müssen«, erklärt sie jetzt. Ihre Finger kneten nervös den Rock ihres
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