Der Duft des Apfelgartens
Teenager mehr Spaß, in den Ferien um die Welt zu reisen, als seine Eltern so nahe bei sich zu haben, dass sie zu Sportfesten und Rugby-Spielen kommen können. Und er hatte sich daran gewöhnt, dass wir so weit weg waren. Er hatte lernen müssen, ohne uns zurechtzukommen, und dann stellte er fest, dass er das konnte. Daran können wir ihm nicht die Schuld geben.«
»Aber bei Dossie war es genauso«, wendet Pa ein. »Sie war natürlich älter, doch sie war vorher auch im Internat. Dossie hat es geliebt, dass wir alle zusammen waren.«
»Ich habe mich schon oft gefragt, ob Adam nach meinem Vater schlägt«, meint Mo. »Schließlich war ich erst fünf, als er bei Dünkirchen gefallen ist, und er war Berufssoldat, sodass ich mich kaum an ihn erinnere. Die Fotos von ihm sind alle so steif. Und schwarz-weiß natürlich, daher fällt es ein wenig schwer, Ähnlichkeiten zu erkennen, obwohl er ein genauso heller Typ war wie Adam. Meine Mutter hat selten von ihm gesprochen, und wenn, dann irgendwie sehr respektvoll, aber nie mit großer Leidenschaft oder tiefer Trauer.«
»Nun ja, das war eine Generation, die ihre Gefühle nicht so gezeigt hat, oder? Kummer war Privatsache. Typisch englisch eben, diese unerschütterliche Haltung.«
»Trotzdem.« Mo seufzt. »Ich kann einfach keine Verbindung zu ihm aufbauen. Zu Adam, meine ich. Und es bricht mir das Herz. Und auch zu Natasha und diesen Mädchen bekomme ich keinen Draht. Was sollen wir nur tun?«
»Was immer wir entscheiden, ich habe nicht vor, Dossie ihr Heim wegzunehmen. Wenn sie hierbleiben will, dann soll sie bleiben. Ich weiß ja, dass die beiden verkaufen und das Geld teilen könnten und dass Dossie dann genug hätte, um sich etwas Kleines, Eigenes zu leisten; aber sie liebt das Court . Es ist ihr Zuhause.«
»Könnte sie es sich denn erlauben, es allein zu bewohnen?«, erkundigt sich Mo besorgt. »Im Moment steuern wir ja alle etwas bei, nicht wahr? Aber ob sie ohne unsere Rente, vor allem deine Pension von Rio Tinto Zinc, zurechtkäme?«
»Sie könnte ja das Gleiche tun wie wir«, meint er.
Mo sieht ihn verwirrt an. »Wie wir? Ach so. Eine Pension betreiben?« Ein paar Sekunden schweigt sie. »Das ist nicht einmal eine schlechte Idee«, sagt sie dann. »Und sie würde das großartig machen. Doch ob sie das überhaupt in Betracht ziehen würde?«
Er zuckt die Schultern. »Vielleicht ist sie die ganze Fahrerei ja irgendwann leid. Essen kochen, Partys beliefern, in der gesamten Grafschaft herumsausen.« Er grinst Mo zu. »Wäre das nicht toll?«
Sie lächelt über seine Begeisterung und seinen Optimismus. »Das wäre einfach wunderbar.«
»Und wann sollen wie sie nach diesem Mann fragen?«
Mo befällt erneut Panik. »Ach herrje«, stöhnt sie. »Wie soll ich sie denn darauf ansprechen? Wo fange ich bloß an?«
Sie sitzen zusammen und beratschlagen sich, während zu ihren Füßen die Hunde in der Sonne dösen.
Auf dem Rückweg nach Bristol sitzen die Mädchen schweigend im Wagen. Sie wissen, dass sie sich schlecht benommen haben und dass Natascha ihr Verhalten insgeheim peinlich ist, obwohl ihre Loyalität ihnen und nicht Adams Eltern gilt und sie kein Wort gegen ihre Kinder hören will.
Allerdings, Natasha fühlt sich gedemütigt, weigert sich jedoch, sich das einzugestehen. Sie lässt durchblicken, dass die alten Leutchen sich eben damit abfinden müssen. Adam ist verärgert, und sie sitzt am Steuer und überlegt, wie sie diese lästigen Besuche auf ein Minimum beschränken kann, ohne dass Adam sein Erbe verliert. Es ist wirklich nicht fair gegenüber den Mädchen, noch mehr alte Leute in ihr Leben einzuführen, vor allem, weil Adam seinen Eltern nicht einmal besonders nahesteht. Und sie kann sich einfach nicht dazu überwinden, sie »Mo« und »Pa« zu nennen; das hat sie Adam von Anfang an gesagt. Es ist lächerlich, solche albernen Namen zu gebrauchen; sie würde sich dumm vorkommen.
»Es ist nicht wichtig«, hat Adam erwidert. »Spring über deinen Schatten! Alle nennen sie ›Mo‹ und ›Pa‹.«
Trotzdem spricht sie die beiden mit »Mollie« und »Patrick« an. Die Mädchen hören das und weigern sich, sie überhaupt mit Namen anzureden, obwohl sie wissen, dass Natasha das ein wenig schwierig findet und es Adam verärgert, und dann verteidigt sie die beiden und erklärt, dass sie ihren Standpunkt verstehen kann.
»Sie sind schließlich nicht ihre Großeltern«, hat sie zu Adam gesagt. »Die Mädchen haben schon zwei Paar davon und brauchen keine
Weitere Kostenlose Bücher