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Der Duft des Apfelgartens

Der Duft des Apfelgartens

Titel: Der Duft des Apfelgartens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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wie eine dumme Gans vor. Auf dem ganzen Weg hierher hat sie sich ihr Treffen vorgestellt: wie sich bei ihrem Anblick sein Gesicht aufhellen würde und dass er sie vielleicht sogar in die Arme nehmen würde. Und sie hat gehofft, dass ihr unerwartetes Auftauchen etwas Aufregendes in Gang setzen würde, vielleicht eine körperliche Annäherung. Unterwegs hat sie wieder Joni Mitchells At Last gespielt und sich unbesorgt und glücklich und von Liebe zu Rupert erfüllt gefühlt und sich gewünscht, in seinen Armen zu liegen. Doch stattdessen hat seine Reaktion ihr das Gefühl vermittelt, sich zu viel herausgenommen zu haben.
    »Komm«, sagt er, »setzen wir uns in die Sonne! Tut mir leid, dass ich gerade ein wenig daneben war. Das Problem ist, dass ich mich nicht eben auf diese Fahrt freue. Ich treffe mich mit dem Leiter meiner Bank und versuche, eine zusätzliche Finanzierung für das Cottage, das wir uns angesehen haben, herauszuschlagen. Der Besitzer hält mich hin, damit ich mein Angebot erhöhe. Das Geschäft ist diese Saison sehr zäh gelaufen, und ich muss ein, zwei Dinge neu überdenken. Zum Beispiel werde ich dieses Haus hier vielleicht langfristig vermieten. Oder es erneut zum Verkauf anbieten, wenn ich damit fertig bin, obwohl jetzt eigentlich kein guter Zeitpunkt dafür ist.«
    Sofort hat er ihr Mitgefühl; sie setzt sich an den kleinen Tisch und sieht ihn besorgt an.
    »Das tut mir wirklich leid«, sagt sie. »Ich hatte nicht daran gedacht …«
    »Warum solltest du auch?«, fällt er rasch ein. »Ich hatte mich etwas in diese Sache hineingesteigert. Weißt du was? Ich gehe uns Kaffee kochen. Nur Instantkaffee, fürchte ich. Und nichts zu essen, wie gesagt.«
    »Das ist schon in Ordnung«, versichert sie herzlich, ängstlich bemüht, ihn zu beruhigen und zu trösten. »Natürlich. Ich wollte nur Hallo sagen, weiter nichts.«
    »Das ist nett von dir«, gibt er zurück. Jetzt lächelt er. »Bin sofort wieder da.«
    Er geht ins Haus, und sie sackt vor Erleichterung ein wenig zusammen. Der arme Rupert! Kein Wunder, dass er etwas angespannt und besorgt wirkt! Das ist vielleicht nicht der richtige Moment für eine leidenschaftliche Annäherung, aber sie kann ihn unterstützen und zum Lachen bringen. Es ist schon schwierig, wenn man mit allen Problemen allein fertig werden muss, die es mit sich bringt, ein Geschäft zu betreiben und sich den Lebensunterhalt zu verdienen.
    Als sie so ruhig dasitzt, wird sie sich langsam des Plätscherns von Wasser bewusst. Nach den schweren Regenfällen in den letzten zwei Wochen steht der kleine Bach kurz davor, über die Ufer zu treten, und das Gras ist nass und schwer. Heute sieht es nicht nach einem Spaziergang oder einem Mittagessen im Pub aus, wie sie gehofft hatte. Sie wird es nicht vorschlagen, sondern spontan reagieren.
    Als er mit zwei Bechern Kaffee herauskommt, sieht er entspannter aus. »Du hast mich erwischt«, erklärt er ihr fröhlich. »Letztes Mal hatte ich alles perfekt vorbereitet und gehofft, dich zu beeindrucken, und jetzt stehe ich mit zwei Tassen Instantkaffee da.«
    »Du brauchst mich nicht zu beeindrucken«, gibt sie zurück. »Das solltest du doch inzwischen wissen.«
    Er streckt die Hand aus, berührt ihren Handrücken mit einem Finger und lässt ihn leicht auf und ab gleiten.
    »Du bist ein Schatz«, sagt er. »Aber das weißt du, nicht wahr?« Er hört auf, ihre Hand zu streicheln, und nimmt seine Tasse. »Und wie geht es dir? Sagtest du nicht, dein Bruder sei wieder hier? Wie ist es gelaufen?«
    Sie kann nicht sofort sprechen; Ruperts Berührung hat sie aufgewühlt, und sie möchte am liebsten seine Hand nehmen. Stattdessen trinkt sie von ihrem Kaffee, um ihre Reaktion zu überspielen.
    »Es ist schwierig«, antwortet sie schließlich und staunt selbst darüber, wie ruhig ihre Stimme klingt. »Er möchte, dass Mo und Pa diese vielen Entscheidungen über das Court treffen. Das habe ich dir ja erzählt, oder? Wahrscheinlich wäre es hilfreich, wenn wir alle eine Kristallkugel hätten und wüssten, was die Zukunft bringt.«
    Sie verstummt und wartet. Rupert zieht die Augenbrauen hoch und zieht die Mundwinkel nach unten; eine Miene, die das Gleiche ausdrückt wie ein Schulterzucken.
    »Ja, nicht wahr?«, pflichtet er ihr leichthin bei. »Ich würde zum Beispiel viel darum geben, wenn ich wüsste, was mein Bankdirektor heute Nachmittag sagen wird.«
    Das ist nicht die Antwort, die sie erhofft hat, doch sie nimmt sich zusammen. »Heute Nachmittag? Und wo

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