Der Duft des Apfelgartens
Ihr Herz schlägt ungleichmäßig, und sie stützt sich an den Griffen ab.
»Und?«, hat Adam beiläufig gefragt, als sie allein waren. »Habt ihr schon einen Entschluss gefasst? Ich fand, dass Pa ein wenig angestrengt aussah. Er ist doch in Ordnung und wird nicht wieder umkippen, oder?«
»Nein«, antwortete sie und zuckte angesichts seiner kaltschnäuzigen Worte angewidert zurück. »Nein, nichts dergleichen. Er ist momentan sehr fit. Und ich ebenfalls.«
Adam ließ den Blick durch den Garten schweifen und sah hinauf zum Haus. »Umso besser«, gab er leichthin zurück. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie ihr das alles bewältigt.«
»Nein, das kannst du wahrscheinlich nicht.« Sie wandte sich von ihm ab. In diesem Moment konnte sie ihn nicht leiden und war zugleich entsetzt über sich selbst, weil sie so empfand.
Er folgte ihr und hielt sie am Arm fest. »Es nützt doch nichts, sich aufzuregen, Mo«, erklärte er beinahe verärgert. »Die Sache muss geregelt werden. Ich überlege, ob ihr mir – und Dossie – vielleicht eine Vollmacht erteilen solltet, nur für alle Fälle. Stolz ist ja gut und schön, doch in eurem Alter kann immer plötzlich etwas passieren.«
»In eurem aber auch«, gab sie scharf zurück. »Du könntest einen Herzanfall haben, oder? Was dann? Wie sehen deine Pläne aus? Fällt dann alles an Natasha? Schließlich kennst du sie erst seit etwas über einem Jahr, und ihr seid nicht verheiratet. Habt ihr vor zu heiraten?«
Er errötete; diese merkwürdige, vertraute und doch beinahe schockierende Reaktion, die seine helle Haut in ein so tiefes Rot taucht, dass seine Augen eiskalt und ziemlich Furcht einflößend wirken. Fasziniert starrte sie ihn an.
»Das geht dich nichts an«, versetzte er kurz angebunden und drehte ihr den Rücken zu, sodass dieses Mal sie es war, die ihm nachging und seinen Arm packte.
»Warum nicht? Wieso darfst du uns alle möglichen Fragen stellen, aber wir dürfen nicht wissen, was du vorhast?«
Er schüttelte sie ab und ging rasch ins Haus; und sie musste ein paar Minuten warten, um ihren unregelmäßigen Atem und den eigenartigen Schmerz in der Seite zu beherrschen. Voller Selbstironie dachte sie, dass das der falsche Moment war, um – wie hatte er das ausgedrückt? – umzukippen . Plötzlich war sie entschlossen, mit Pa zu ihrem Anwalt zu gehen und alles zu regeln: Dossie musste das Court bekommen.
Jetzt steht sie ruhig da, atmet tief ein und aus und betet darum, dass Dossie das Haus immer noch will; sie fragt sich, ob dieser neue Mann vielleicht all ihre Pläne zunichtemacht. Als sie die Schubkarre loslässt, hörte sie, wie Pa sie ruft und die Hunde auftauchen, als wollten sie sie abholen. Sie dreht sich zum Haus um, er winkt ihr zu, und sie hebt zur Antwort den Arm.
»Alles in Ordnung, Mo?«, fragt er, als sie näher kommt, und sie setzen sich zusammen auf die schmiedeeiserne Bank.
»Nein«, erklärt sie ärgerlich. »Es ist nicht in Ordnung. Ich bin wütend, frustriert und … ach, alles Mögliche.« Sie sieht ihn an, und er wendet sich ihr zu und legt den Arm über die Rückenlehne. »Was haben wir falsch gemacht, Pa? Wir haben ihn so sehr geliebt, oder? Den lang ersehnten Sohn. Wir waren so stolz! Nach den vielen Fehlgeburten. Erinnerst du dich noch an Johannesburg? Gott, es war so heiß, du wurdest zu einem Notfall weggerufen, und ich habe das Baby verloren. Adams Geburt war wie ein Wunder. Und trotzdem kommt es mir jetzt vor, als wäre er nicht unser Kind.«
»Ja, genau so ist es.« Pa nickt. »Irgendwie habe ich ihn nie wirklich erkannt . Dossie ist eine Mischung aus dir und meiner Mutter und hat auch ein wenig von mir; das hilft uns, sie zu verstehen, nicht wahr? Und der gute Clem …«
»In seiner Jugend habe ich mir auch Sorgen um Clem gemacht. Damals hat er sich ebenfalls ein wenig distanziert verhalten. Dossie nennt das ›asketisch‹, und ich habe schon befürchtet, er könnte wie Adam werden. Aber das ist er nicht. Er ist tatsächlich asketisch, doch er ist auch außerordentlich einfühlsam. Und er hat einen großartigen Sinn für Humor. Adam hat das einfach nicht, oder?«
Pa schüttelt betrübt den Kopf. »Ich kann ihn nicht erreichen. Ich habe ihn enttäuscht, als ich aufgehört habe, jemand zu sein, mit dem er sich brüsten kann.«
»Wir haben bei ihm etwas falsch gemacht, als wir nach Hause gekommen sind und uns hier niedergelassen haben. Ich dachte, er würde sich freuen, was dumm von mir war. Wahrscheinlich macht es einem
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