Der Duft des Apfelgartens
Dossie fürchtet, dass sie sich bereits innerlich von ihnen entfernt.
Da erleichtert es sie, dass Janna so bereitwillig zugestimmt hat, die Geburtstagsparty im Wohnwagen zu veranstalten. Eines hat sich nicht verändert, nämlich Jannas Zuneigung zu Jakey.
»Hier, Liebchen«, sagt sie zu ihm. »Ich habe dem Streifenhasen ein Geschenk besorgt. Möchtest du es für ihn aufmachen?«
So verblüfft, dass er kein Wort herausbringt, nimmt Jakey das Päckchen an. Er hat nicht daran gedacht, dem Streifenhasen tatsächlich ein Geschenk zu machen. Über sein silberblondes Köpfchen hinweg zwinkert Janna Dossie zu, und Dossie schenkt ihr ein Lächeln voller Zuneigung und Wertschätzung. Janna trägt ein T-Shirt, auf das die Worte Jesus liebt dich, aber ich bin seine Nummer eins aufgedruckt sind. Schwester Emily hat lächelnd gemeint, das sei wahrscheinlich wahr. Dossie fragt sich, wie sie ohne Janna auskommen sollen.
»Du wartest besser auf die anderen Gäste«, meint Dossie zu Jakey. »Schau, da sind Schwester Emily und Vater Pascal. Ach, wie schön! Schwester Nicola ist auch bei ihnen.«
Rasch und beinahe ängstlich wirft Janna einen Blick in die Runde, aber Schwester Ruth gehört nicht zu der kleinen Gruppe, die sich unter den Ästen der uralten Apfelbäume nähert.
»Bald können wir Äpfel pflücken«, ruft Schwester Emily fröhlich, die alles, was mit Ernten zu tun hat, leidenschaftlich liebt. »Was für ein Spaß! Du kannst auch helfen, Jakey. Schwester Nicola hat uns begleitet. Haben Sie einen Stuhl für sie?«
Sie helfen ihr in einen der Liegestühle, die Dossie rund um die Decke aufgestellt hat, und sie sitzt glücklich lächelnd da. Jakey tritt nahe an sie heran und sieht ihr in die Augen. Er kennt Schwester Nicola recht gut, wenn auch meist aus der Entfernung, doch etwas Neues in ihrem friedlichen, lieben alten Gesicht scheint ihn zu faszinieren.
»Hassst du dem Ssstreifenhasen ein Gesssenk mitgebracht?«, fragt er sie.
Sie sieht ihn an, als wäre sie erfreut, gibt aber keine Antwort.
»Wir haben nur uns selbst mitgebracht«, erklärt Schwester Emily bedauernd, und Vater Pascal schüttelt betrübt den Kopf.
»Aber wir haben ihm einen wunderschönen Tee vorbereitet«, wirft Dossie rasch ein. »Sehen Sie sich doch seinen Geburtstagskuchen an!«
Der Kuchen ist allerdings ein Meisterwerk: Er hat die Form eines Hasen und ist mit bunten Gussstreifen in Rot, Blau, Grün und Gelb geschmückt. Alle äußern sich begeistert, und sogar Schwester Nicola sieht ihn mit einer Mischung aus Verwirrung und Vergnügen an.
Jakey reißt das Papier von Jannas Geschenk ab: Ein Lastwagen, der zu seiner Eisenbahn passt, kommt zum Vorschein.
»Ich weiß ja, wie gern der Streifenhase mit dem Zug spielt«, meint sie und lächelt den übers ganze Gesicht strahlenden Jakey an. »Du musst ihm aber dabei helfen.«
Er stellt den Laster behutsam auf die Decke vor den Streifenhasen hin, der seinen Teller und die Peter-Hase-Tasse, die er als Ehrengast benutzen darf, vor sich hat. Sandwiches werden herumgereicht, und Dossie schenkt Tee ein. Sie spielen »Ich sehe was, was du nicht siehst« und lassen das Geburtstagskind gewinnen – Jakey spricht für den Hasen. Der starke warme Wind weht das Geschenkpapier von der Decke und lässt es zwischen den Bäumen umherkugeln, und Jakey nimmt die Verfolgung auf. Schwester Nicola lächelt und erschauert ein wenig, und Janna steht von der obersten Stufe auf, geht nach drinnen und holt ihren kostbaren indischen Schal aus heller Seide mit den zerfransten Goldfäden. Sie legt ihn der alten Nonne um die Schultern. Der Stoff ist verblasst und dünn, aber Schwester Nicola streicht sanft darüber und zieht die langen, seidigen Fransen durch die Finger.
Jakey kommt keuchend mit dem Geschenkpapier zurück. »Issst esss Zeit für den Kuchen?«, schreit er. »Können wir die Kerzen anzünden?«
Die beiden Stumpenkerzen werden angezündet, Jakey hilft dem Streifenhasen, sie auszupusten, und dann singen alle »Happy Birthday to You«.
Erst viel später, als die Party vorüber und Janna wieder allein ist, fällt ihr auf, dass Schwester Nicola ihren Schal mitgenommen hat.
Clem trifft sie in der Abenddämmerung auf dem Treppchen sitzend an, wo sie dem Rotkehlchen zuhört und die Zwerghühner um ihre Füße scharren. Er lässt sich auf einem der Stühle nieder und lächelt ihr zu.
»Merkwürdig, nicht wahr?«, meint sie. »Im Juli und August scheinen die Vögel mit dem Singen aufzuhören, und jetzt haben sie
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