Der Duft des Apfelgartens
sicher ist und ob sie vielleicht dein Angebot noch einmal überdenken will. Wir hoffen, dass sie dieses Mal etwas wirklich Eindeutiges von sich gibt. Auf lange Sicht ist das vielleicht nicht nötig, aber es könnte den Lauf der Dinge ein wenig beschleunigen. Verstanden? … Dann mach voran, und ich sage ihm, dass für alles gesorgt wird. Vielleicht kriegen wir dafür sogar einen Bonus, Kumpel.«
Er hat das untere Ende des Weges erreicht, und plötzlich ist er von schreienden, kreischenden Jugendlichen umgeben, die ihn schubsen und anrempeln, sodass er sich ducken und die Arme um den Kopf schlingen muss, um sich zu schützen. Anscheinend versuchen sie, ihm das Handy wegzureißen, und er schreit, hält es mit einer Hand fest und schlägt mit der anderen um sich. Und dann sind sie genauso schnell, wie sie gekommen sind, wieder verschwunden, rennen mit ihrem Ball über den Sandstrand und kreischen so schrill wie die Möwen über ihnen.
»Verdammte Irre«, brüllt er mit klopfendem Herzen und wirft dann rasch einen Blick in die Runde, um festzustellen, ob ihn jemand beobachtet. Er weiß, dass seine Tarnung dünn wird, aber er muss noch ein Weilchen den Schein wahren. Schnell geht er durch das Dorf zu der Stelle, an der er seinen Wagen stehen gelassen hat, steigt ein und sitzt eine Minute still, um seine Fassung zurückzugewinnen, bevor er wieder auf den Bauernhof fährt.
»Tut mir leid, Schätzchen«, sagt Rupert, »aber du weißt ja, wie das ist, oder? Es gibt einfach nichts, was ich dagegen unternehmen kann. Am nächsten Wochenende komme ich ganz bestimmt. Hör mal, der Installateur ist gerade gekommen. Ich rufe heute Abend noch einmal an. Jetzt muss ich mich beeilen.«
Kitty knallt das Handy auf den Tisch. Sally, die kurz hereingeschaut hat, um Mummy Blumen zu bringen, zieht eine Augenbraue hoch.
»Probleme?«, fragt sie mitfühlend … und hoffnungsvoll.
»Nein, nicht wirklich«, gibt Kitty kurz angebunden zurück. Am liebsten würde sie vor Frustration schreien, doch sie will nicht, dass Sally die Risse in ihrer Beziehung zu Rupert wahrnimmt. Die Wachsamkeit der Freundin hat etwas Zermürbendes an sich, aber Kitty kann sich nicht durchringen, Dampf abzulassen oder ihr ungutes Gefühl, weil Rupert momentan nicht gern nach Hause kommt, in Worte zu fassen. Sie will das triumphierende Aufblitzen in Sallys Augen nicht sehen und den befriedigten Unterton in ihrer Stimme nicht hören. Sally hat es ihrer besten Freundin schon immer übel genommen, dass sie dem normalen Eheleben entwischt ist, indem sie sich nach Cornwall abgesetzt und mit einem äußerst attraktiven Mann so etwas wie ein Zigeunerleben geführt hat. Während ihre Altersgenossinnen Beruf und Kinderbetreuung in Einklang zu bringen versuchten, hat Kitty sich großartig amüsiert. Sally hat stets vorausgesagt, dass sich die Flucht vor diesen Pflichten irgendwann einmal rächen wird. »Er kommt also dieses Wochenende nicht nach Hause?«, fragt sie jetzt.
»Nein«, antwortet Kitty munter. »Nein. Rupert steckt gerade in einer entscheidenden Phase, und für Samstag hat sich der Installateur angesagt. Er kommt aber zu Mummys Geburtstag.«
»Warum fährst du dann nicht zu ihm?«, schlägt Sally vor. »Überrasch ihn!«
Kitty starrt sie an. »Ich kann Mummy nicht allein lassen«, beginnt sie unsicher, während ihre Gedanken rotieren. Sie ist schon einmal gefahren, vor Ewigkeiten. Damals wurde plötzlich das Wetter schlecht, und sie waren eingeschneit. Seitdem hat sie ihm nur noch ein- oder zweimal einen Kurzbesuch für einen Tag abgestattet.
Sally lächelt. »Ich kann mich um deine Mum kümmern«, sagt sie. »Oder du engagierst diese nette Pflegerin. Du könntest doch einfach unangekündigt auftauchen. Bereite ihm eine schöne Überraschung!«
Die beiden sehen einander an.
»Mach schon, Liebes!«, meint Sally leise. »Das könnte euch beiden guttun. Schließlich ist er hier ständig in deinem Revier, oder? Ich könnte mir vorstellen, dass es dort unten viel romantischer ist, mit all diesem wunderbaren Sonnenschein und ohne die liebe alte Mummy zwei Türen weiter. Warum probierst du es nicht einfach?«
»Vielleicht mache ich das«, sagt Kitty unsicher und fragt sich, warum sich ihr Magen bei diesem Gedanken ängstlich zusammenzieht. »Vielleicht mache ich das wirklich.«
»Stell dir doch vor, wie er staunen wird, wenn du angefahren kommst und aus dem Wagen steigst; und er arbeitet gerade mit Hochdruck an was auch immer und sieht dich dann plötzlich! Er
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