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Der Duft des Bösen

Der Duft des Bösen

Titel: Der Duft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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Anruf tätigen. Keefer war eingeschlafen, allerdings nicht für lange. Dann würde er aufwachen und um sich schlagen und nach dem Heroin schreien, das er sich mittlerweile so leicht leisten konnte. Da er auf Anwars Anweisung auf Entzug vom harten Stoff war, beschloss dieser, ihm möglichst etwas Methadon zu besorgen. Schließlich hatte er keine Lust, dass der Kerl hier den Laden auseinander nahm oder sonst unnötig Aufmerksamkeit auf sie lenkte. Als er ging, sperrte er hinter sich ab.
    Alle seine Schwestern waren daheim, im Haus in Brondesbury Park. Sie betrachteten ihn weitgehend so, wie viktorianische Mädchen ihre Brüder: als ein Wesen, das zufällig männlichen Geschlechts und deshalb ungebunden war, ohne elterliche Zwänge und frei. Und dies ungeachtet der Tatsache, dass Mutter und Vater aufgeklärte Menschen waren, die an ihre Töchter nicht mehr Anforderungen stellten als an ihren Sohn und von ihnen kein anderes Verhalten erwarteten. Doch Traditionen sterben langsam, und jedes dieser Mädchen, das den Ansichten älterer Verwandter ausgeliefert war, musste erst noch die Vorstellung von einem behüteten Leben, von langen Röcken, Ausflügen mit Begleitung und arrangierter Ehe hinter sich lassen.
    »Wäre ich glücklich«, sagte Arjuna, als sie Keefers Van am Bordstein parken sah, obwohl sie, mit Ausnahme der gesetzlichen Vorschriften, nichts daran hinderte, sich das Auto einer Freundin zu borgen und herumzufahren. So, wie es auch ihr Bruder tat.
    Daran erinnerte er sie. Während sie noch über eine passende Antwort nachdachte, wollte er wissen, ob die Abaya von Mamas alter Freundin immer noch im Haus sei. Die Älteste, Nilima, hatte sie einmal bei einer Schulaufführung von Fleckers Schauspiel »Hassan« getragen.
    »Wofür willst du die denn?«
    »Geht dich nichts an. Wo ist sie?«
    »Wenn du mir nicht verraten kannst, warum du sie brauchst, sage ich dir nicht, wo sie ist.«
    Anwar warf einen Blick auf seine Rolex. Diese Mädchen verschwendeten so viel Zeit. »Arj, worauf sparst du gerade? Irgendwas muss es doch sein.«
    »Einen Fernseher für mein Schlafzimmer. Wenn Nilima einen haben kann, warum ich dann nicht?«
    »O.k. Wie viel brauchst du denn noch?« Er zog ein Bündel Geldscheine aus der Hosentasche.
    Seine Schwester warf einen kritischen Blick darauf. Alles Fünfer und Zehner. Wenn er Zwanziger und Fünfziger hätte, würde er sie ihr nicht zeigen. »Fünfzig«, sagte sie.
    »Fünfundzwanzig.«
    »Du machst Witze. Vierzig.«
    »Fünfunddreißig«, sagte Anwar, »und das ist mein letztes Wort. Ich kann das Ding auch allein finden, wird nur ’ne Weile dauern.«
    »O.k. Fünfunddreißig.« Sie rollte die Scheine zusammen und steckte sie in ihr Dekolletee, das ein tief ausgeschnittenes T-Shirt zur Geltung brachte. Diese Geste perfektionierte sie derzeit für weitaus lohnendere Gesellschaft, als es ihr Bruder war. »Liegt auf dem Speicher in der großen Truhe, in einer Plastikhülle, wie man sie in der Reinigung bekommt.«
    Mit einer Trittleiter unterm Arm stieg Anwar die Treppe hinauf. Damit konnte er die in der Decke eingelassene Bodenluke, den Eingang zum Speicher, leichter erreichen.

24
    Es war eine Erleichterung, obwohl er wusste, dass mindestens noch eine Forderung käme. Im Vergleich zum Preis für Sicherheit und Straffreiheit war das Geld an und für sich nur eine winzige Summe. Was sich natürlich ändern würde, wenn es um ein Vielfaches ginge, doch damit würde er sich zu gegebener Zeit auseinander setzen. Nur eines bereitete ihm ernsthaft Sorgen: die Frage, wie er die Uhrbrosche, das Feuerzeug und die Ohrringe wiederbekäme. Er würde sie dort finden, hatte das Mädchen gesagt, in einer undurchsichtigen Plastiktüte, die innen am Rolldeckel des Kleidercontainers kleben sollte. Doch was, wenn sie nicht da wären? Was dann?
    Viel zu früh brach er von daheim auf, was in seiner Situation unvermeidlich war. Als er zum Mietereingang heraustrat, blickte er sich um. Sie würden gewiss auf der Lauer liegen, aber wenn, dann jedenfalls nicht draußen auf der Straße. Doch niemand war in der Nähe, in allen Autos waren sämtliche Sitze frei. Früher am Tag hatte es geregnet, doch bei Sonnenuntergang hatten sich die Wolken verzogen, und jetzt trocknete der Gehsteig langsam ab. Getreu der Anweisung trug Jeremy das Geld in der weißen Plastiktüte bei sich. Er hatte sie in einen kleinen Rucksack gesteckt, den er früher mal verwendet hatte, allerdings nicht in den letzten Jahren. Obwohl eine Aktentasche

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