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Der Duft des Bösen

Der Duft des Bösen

Titel: Der Duft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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kaufen. Aber hier ist doch Platz, Becky, oder? Ist es doch wirklich!«
     
    Inzwischen kam Morton Phibling jeden Morgen vorbei. Dann saßen er und Zeinab nebeneinander in einer Ecke und schmiedeten Hochzeitspläne, egal, wie viele Kunden auch eintrudeln mochten. Anscheinend hatte Zeinabs Strategie bezüglich des Diamantanhängers bei Morton jedwede möglichen Befürchtungen über dessen Verbleib zerstreut, denn Inez, der es leider nicht gelungen war, einen Kunden zum Kauf eines französischen Horns, frühes 19. Jahrhundert, zu bewegen – ein Verkauf, den Zeinab ihrer Ansicht nach sicher bewerkstelligt hätte – hörte, wie er zu seiner Verlobten sagte, sie solle ihn am Freitag, den siebten, von der Bank holen, um ihn samstags bei der Feier zu tragen. Mittlerweile hatte er ihr ein Armband mit Diamanten und Smaragden geschenkt, das sie angelegt hatte und womit sie herumprotzte. Wenn sich das strahlende Sonnenlicht in den Prismen brach, tanzten regenbogenfarbene Punkte über die Wände.
    »Also hast du dich entschieden, oder?«, erkundigte sich Inez, als man Morton fortchauffierte.
    »Wofür entschieden?« Zeinab klang geistesabwesend, als wäre sie in Gedanken schon bei ihrer luxuriösen Zukunft als Mrs. Phibling. In Wahrheit überlegte sie, wohin sie das Armband bringen sollte, um den besten Preis zu erzielen.
    »Zur Heirat natürlich.«
    »Vermutlich werde ich das müssen.«
    Inez hatte den Eindruck, Zeinab sei aus einem Traum erwacht und wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt. Zeinab hatte zwar tatsächlich ihr Gleichgewicht wiedergefunden, was sie allerdings einer wichtigen Erkenntnis verdankte: Wenn das Armband die von ihr erwartete Summe einbrächte, hätten sie und Algy das Geld für den Kauf ihres Wunschhauses halbwegs zusammen. Zuerst aber galt es, möglichst schnell den Wohnungstausch zu regeln, damit sie von hier und ihren zwei Verlobten wegkam. Danach kämen die Telefonate mit Immobilienmaklern … Sie stand auf und bediente einen Kunden, der nach original antikem venezianischen Glas suchte, und einen anderen, der Schmuck aus den 1930er Jahren haben wollte. Und Inez dachte, wie erstaunlich es sei, dass Zeinab wirklich alles verkaufen konnte, und zwar nicht nur an manipulierbare Männer.
    »Dann wirst du also vermutlich bei mir kündigen?«
    »Muss ich Ihnen das jetzt schon mitteilen?«
    »Nun, wenn du am Freitag nächster Woche gehst, dann schon. Schließlich haben wir heute Montag.«
    »Tja, also, eine Woche reicht dann, oder?« Rasch wechselte Zeinab das Thema. »Ist Ihnen aufgefallen, dass man die ermordeten Mädchen auf die hinteren Plätze verbannt hat?« Das groteske Bild, das diese Vorstellung in Inez auslöste, genügte, um sie von den Hochzeitsplänen ihrer Verkäuferin abzulenken. »Es scheint, als wäre es ihnen jetzt egal, nachdem sie sie alle gefunden haben und dazu noch die Ohrringe von Jacky Miller.«
    »Das Feuerzeug und die Uhr hat man noch nicht gefunden.«
    »Nein, da haben Sie Recht. Ich habe Sie nie gefragt, was dieser Zulueta eigentlich letzten Freitag gewollt hat. Hab ich glatt vergessen.«
    »Ach, noch mehr Unsinn wegen Will. Ob er je allein im Laden gewesen sei. Ob ich ihn je hier im Garten graben gesehen hätte. Solche Sachen. Jones meinte sogar, das Mädchen, das er bei sich hat, bräuchte vielleicht Polizeischutz. Ich habe ihm erklärt, meiner Ansicht nach hätte dieser Anwar hier drinnen herumgeschnüffelt, während ich auf der Polizeiwache gewesen bin, aber das schien ihn nicht zu interessieren.«
     
    »Ich werde es ihr nicht erzählen«, sagte Algy, »und ich baue darauf, dass auch du kein Wort sagst.«
    Reem, die sich mit ihrem Enkel eine Tüte fettiger Chips teilte, meinte mit vollem Mund: »Alge, du kennst mich. Ich sage nie viel, anscheinend fehlt mir dazu die Energie. Ich betrachte diesen Umzug als einen weiteren Schritt auf dem Weg zu eurer eigenen Wohnung mit einem Anbau für Nanna. Was, Bryn?«
    »Bryn liebt Nanna«, rief der kleine Junge inbrünstig und kletterte auf ihren Schoß.
    »Bist ein braver Junge.«
    »Ich habe den Umzug«, sagte Algy ziemlich großspurig, »für Freitag, den siebten Juni, geplant.«
    »Angenommen, sie spielt nicht mit?«
    »Meine beiden Kumpel kommen um halb sieben mit dem Van. Bis sie aufwacht, steht schon das halbe Zeug draußen auf dem Pflaster.«
    »Guter Plan.« Reems polterndes Gelächter schaukelte den kleinen Jungen auf angenehme Weise rauf und runter und rauf und runter. Er schmiegte seine Wange an ihren wogenden

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