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Der Duft des Bösen

Der Duft des Bösen

Titel: Der Duft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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seinem Stil mehr entsprach, dachte er, dies könnte abends in diesem Viertel verdächtig wirken. Er ging die Edgware Road hinauf und unter der Unterführung hindurch. Draußen vor den libanesischen Restaurants hatten sich die üblichen Männergesellschaften versammelt. Frauen ließen sich nur ganz wenige blicken, und alle, die sich um diese Stunde herauswagten, trugen das Kopftuch oder in einigen Fällen sogar den Tschador, jenen weiten schwarzen Überwurf, der bis auf Zehenspitzen und Augen alles bedeckt.
    Fast am Straßenende ging er über die Ampel in die Orchardson Street und gelangte über den Lyons Place auf den Aberdeen Place. Dies war eine diskretere Annäherung als direkt über die Edgware Road. Draußen vor dem Crocker’s Folly saßen ein, zwei Leute an Tischen und trotzten der feuchten Abendkühle. Flüchtig ordnete sie Jeremy als mögliche Augenzeugen ein. Aber Augenzeugen wofür genau? Und wen sollte man mit ihren Aussagen konfrontieren? Er war ein Mörder und konnte deshalb niemandem je die Geschichte seiner Missetaten beichten, geschweige denn Augenzeugen aufrufen.
    Seine Uhr verriet ihm, dass es noch zehn Minuten bis neun Uhr waren. Besser, er hielt sich an ihre Anweisungen. Schließlich hatte er den Rest auch erledigt, den schlimmsten Teil. Da kam es auf zehn Minuten wohl nicht an. Doch wie quälend langsam vergingen sie!
    Er spazierte zur St. John’s Wood Road hinauf, vorbei am Lord’s Cricket Ground, die Hamilton Close entlang und wieder zurück. Und immer noch waren es fünf Minuten vor der vereinbarten Zeit. Wieder zurück über den Northwick Place, wobei er sich um ganz schleppende Schritte bemühte. Endlich war es nur noch eine Minute. Er wartete, ob irgendwo eine Kirchturmuhr schlug, hörte aber nichts. Er trat an den alten Kleidercontainer, holte tief Luft und hob den Deckel. Drinnen war, wie versprochen, die kleine undurchsichtige Plastiktüte angeklebt und enthielt – was?
    Obwohl ihn die Männer vor Crocker’s Folly gar nicht beachteten, schlüpfte er in den schmalen Durchgang namens Victoria Passage. Drinnen, im Schatten, schaute er in die Tüte. Ohrringe, Uhrbrosche, Feuerzeug. Gut. Nun sollte er sich besser sputen. Er holte die weiße Abfalltüte mit dem Geld aus seinem Rucksack, trat aus dem Durchgang heraus und ließ die Tüte zwischen dem Kleidercontainer und der Tür in der roten Ziegelmauer fallen. Wieder zurück in den Durchgang. Warten. Beobachten.
    Binnen fünf Minuten kam sie, eine hoch gewachsene, schlanke Frau, so weit er das feststellen konnte, da sie von Kopf bis Fuß in ein schwarzes Gewand gehüllt war. Nur ihre Augen waren zu sehen, groß und schwarz. Ein dichter schwarzer Wimpernkranz säumte die violett geschminkten und mit Kajal umrandeten Lider. Sie hob die Tüte auf, vergrub sie irgendwo zwischen den üppigen Falten des schwarzen Gewandes und verschwand auf demselben Weg, auf dem sie gekommen war, die Treppe zum Kanalufer hinunter. Jeremy hinterdrein, aber kaum hatte er den Treppenanfang erreicht und sah unter sich die kaum bewegte gelbe Wasserstraße liegen, war die Gestalt nirgends mehr zu sehen. Nur sein Rucksack lag offen und leer oben auf der Eisentreppe.
     
    »Ich war noch nie verheiratet«, sagte Freddy und machte es sich in dem grauen Samtlehnstuhl bequem, um sein Thema näher zu erörtern. »Das wird eine neue Erfahrung. Ich frage mich, wie ich das finden werde. Weniger angenehm als das gegenwärtige Arrangement oder noch verheißungsvoller?« Im Reden begann er, mit dem rechten Zeigefinger zu wackeln. »Ludo ist natürlich schon früher verheiratet gewesen. Ich bin mir nicht ganz im Klaren, wie oft, aber das haben wir alles hinter uns. Austragungsort ist das Rathaus von Marylebone, das Datum der erste Juni, und Punkt elf Uhr ist Geisterstunde. Für die Flitterwochen wird es wieder einen unserer geliebten Wochenendkurzurlaube geben, diesmal auf einer Insel namens Isle of Man. Für mich wird das in mehr als einer Hinsicht eine magische Fahrt ins Blaue werden. Inez, haben Sie schon mal etwas von der Isle of Man gehört?«
    »Selbstverständlich habe ich das. Sie liegt vor Liverpool in der Irischen See. Dort bin ich einmal mit meinem ersten Ehemann gewesen.«
    »Wie ich sehe, noch eine Dame mit mehrfacher Erfahrung in Sachen Ehe«, stellte Freddy in aller Höflichkeit fest. »Erinnert es irgendwie an Barbados?«
    »Auf Barbados bin ich nie gewesen, aber ich denke eher nein, wenigstens ganz sicher nicht, was das Klima betrifft.«
    »Das macht mir nichts

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